Stuttgart/Hamburg. Die Hypothek für einen neuen Trainer könnte kaum größer sein: Im Internet laufen Stuttgarts Fans Sturm wegen Tayfun Korkut.

"Schande", "Notlösung", "vereinsschädigendes Verhalten" – die Reaktionen der Fans sowie aus dem weiteren Umfeld lassen vermuten: Wohl selten zuvor ist ein Trainer in der Fußball-Bundesliga mit einer ähnlich schweren Hypothek in eine neue Aufgabe gestartet wie Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart.

Der 43-Jährige war beim Abstiegskandidaten am Montag relativ überraschend als Nachfolger des tags zuvor entlassenen und äußerst beliebten Aufstiegstrainers Hannes Wolf vorgestellt worden. Nicht nur bei einem überwältigenden Großteil der Anhänger der Schwaben stieß diese Meldung auf wenig Gegenliebe, auch örtliche Medien und ehemalige Spieler begegneten den Trainerwechsel mit Skepsis.

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Berthold hält Trainerwechsel für falsch

Auf in den Abstiegskampf: Stuttgarts neuer Trainer Tayfun Korkut am Dienstag auf dem VfB-Gelände
Auf in den Abstiegskampf: Stuttgarts neuer Trainer Tayfun Korkut am Dienstag auf dem VfB-Gelände © Imago/Eibner

So hält Ex-Nationalspieler Thomas Berthold Korkut lediglich für eine Art Notlösung. "Die Entscheidung für Tayfun Korkut kam aufgrund fehlender Alternativen zustande. Die Top-Kandidaten wie Thomas Tuchel oder Markus Weinzierl hat man nicht bekommen“, sagte der 53-Jährige dem Nachrichtenportal t-online.de.

"Korkut kann dankbar sein, dass er diese Chance bekommt“, ergänzte Berthold. Nach Meinung des ehemaligen VfB-Profis und Vize-Weltmeisters von 1986 kam die Trennung von Wolf zu früh. "Ich hätte dem Trainer noch ein, zwei Spiele mehr Zeit gegeben. Denn der VfB steht aktuell nicht auf dem Relegationsplatz oder einem direkten Abstiegsplatz", sagte Berthold.

Trainerwechsel in der Bundesliga der Saison 2017/18

1. Andries Jonker (VfL Wolfsburg)

18. September 2017. Nachfolger: Martin Schmidt

2. Carlo Ancelotti (Bayern München)

28. September 2017. Nachfolger: Jupp Heynckes

3. Alexander Nouri (Werder Bremen)

30. Oktober 2017. Nachfolger: Florian Kohfeldt

4. Peter Stöger (1. FC Köln)

03. Dezember 2017. Interims-Nachfolger: Stefan Ruthenbeck

5. Peter Bosz (Borussia Dortmund)

10. Dezember 2017. Nachfolger: Peter Stöger

6. Markus Gisdol (HSV)

21. Januar 2018. Nachfolger: Bernd Hollerbach

7. Hannes Wolf (VfB Stuttgart)

28. Januar 2018. Nachfolger: Tayfun Korkut

8. Martin Schmidt (VfL Wolfsburg)

19. Februar 2018. Nachfolger: noch nicht benannt.

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Tuchel und Weinzierl hatten keine Lust

In die gleiche Kerbe schlug Stuttgarts früherer Trainer Huub Stevens in der Sportbild. "Wenn es eine Phase gibt, in der es nicht so läuft, muss man den Trainer unterstützen. Ich verstehe nicht, was Stuttgart nun macht“, sagte der Niederländer, der die Stuttgarter 2014 und 2015 jeweils vor dem Abstieg rettete. „Ich dachte, sie haben mit Wolf und Reschke nun Ruhe im Verein. Das ist nicht der VfB, den ich nach der Rückkehr in die erste Liga erwartet hatte.“

Berthold indes legte bei Sport1 nach und nahm dabei auch Sportvorstand Michael Reschke in die Pflicht. "Der VfB hat eine handfeste Führungskrise", sagte Berthold. Reschke sei "zu einem Großteil mitverantwortlich für die Misere". Für den 60-Jährigen steht mit der Korkut-Entscheidung in der Tat einiges auf dem Spiel, nachdem er seit seinem Einstieg im letzten August schon gehörig an Reputation verloren hat.

Darum wollte Gisdol nicht VfB-Trainer werden

"Der Klassenerhalt steht über allem", sagte Reschke bei Korkuts Vorstellung. Nachdem Thomas Tuchel schon beim Erstkontakt keine Ambitionen gezeigt hatte, war wohl Markus Weinzierl der Favorit, lehnte aber ab. "Es war nicht der richtige Zeitpunkt", sagte der frühere Schalker und Augsburger Coach in der Talksendung Sky90. Die Anfrage sei zu überraschend gekommen, "ich bin gerne vorbereitet". Also muss es jetzt Korkut richten.

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Korkut mit verheerender Bilanz

Allerdings stellten auch die "Stuttgarter Nachrichten" die Personalie in Frage. "Kann er das? Es gibt berechtigte Zweifel", schrieb die Zeitung über Korkut. Fachlich sei der in Stuttgart geborene Türke zwar über jeden Zweifel erhaben. Seine Arbeit sei bislang allerdings nicht von Erfolgen geprägt gewesen: "Vor allem seine Art eine Mannschaft zu motivieren, wurde von Beobachtern nicht mit Bestnoten belohnt."

Die Resultate seiner bisherigen Stationen sprechen tatsächlich eher gegen Korkut. Bei Hannover 96 kam er auf einen Schnitt von 1,17 Punkten. Beim 1. FC Kaiserslautern nahm er selbst den Hut nach 18 Spielen mit durchschnittlich 1,06 Zählern. Und auch bei Bayer Leverkusen empfahl er sich mit nur zwei Siegen aus elf Spielen nicht für eine Weiterbeschäftigung.

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Fans laufen Sturm wegen Tayfun

Ginge es nach der vorherrschenden Meinung der VfB-Fans, hätte Korkut im Ländle gar nicht erst anheuern dürfen. "Es ist ein Tayfun, der Stuttgart heimsucht", twitterte einer vielsagend. Auch andere prophezeien den Untergang. "Das kann doch nicht wahr sein. Man hätte lieber an Hannes Wolf festhalten müssen. Willkommen in Liga 2", schrieb ein anderer unter den Korkut-Tweet des VfB.

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Hier geht es zu den Retweets der Korkut-Meldung

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Einige nahmen die Nachricht mit Galgenhumor zur Kenntnis. "Nachdem der U-19-Trainer vorgestellt wurde, könnt ihr ja jetzt auch den neuen Cheftrainer der ersten Mannschaft vorstellen", kommentierte einer, während etliche andere mit der unmittelbaren Kündigung ihrer Vereinsmitgliedschaft drohten: "Wenn ich nicht schon Mitglied wäre, würde ich mich jetzt anmelden, nur um wieder kündigen zu können."

Einer startete sogleich eine Umfrage, was er nun mit seiner Dauerkarte tun solle:

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Werder- und HSV-Fans freuen sich

"Warum Korkut? Überall mit Negativbilanz und jetzt Retter? Weil Bayer ihn empfohlen hat?! Unfassbare Entscheidung von Reschke. Die Liga lacht sich schlapp", twitterte ein enttäuschter Fan. Und tatsächlich schalteten sich auch Anhänger anderer Vereine in die Twitter-Debatte ein, darunter vor allem Fans ehemaliger Korkut-Vereine, aber auch solche der Konkurrenten im Abstiegskampf.

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"Das Fußballherz leidet. Das Werderherz lacht", schrieb einer, "Besten Dank aus Bremen", ein weiterer Werder-Fan – worauf ein anderer antwortete: "Dieser Post ist wie, wenn Köln die Meisterschaft, der HSV die Champions League und Bremen die Europa League gewinnen würde." Manch einer sah Stuttgarts Trainerwechsel gar vielsagend als "Wink des Schicksals für den HSV".

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Korkut holt Hannover-Ikone Cherundolo

"Der 1. FC Köln kommt dem Wunder Klassenerhalt ein großes Stück näher", schrieb ein Fan aus Kaiserslautern, wo Korkut ebenfalls vergleichsweise erfolglos angestellt war. Mit der Lupe geschaut, fand sich irgendwo dazwischen dann doch auch noch ein halbwegs neutraler Tweet, der sich auf die Welle der Bestürzung bezog: "Naja. Wenn er was bringen wird, werden alle staunen."

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Zumindest einigen Fans in Hannover dürfte allerdings das Lachen zwischenzeitlich vergangen worden sein. Denn am Dienstag wurde bekannt, dass Korkut mit Steven Cherundolo eine echte 96-Legende aus Niedersachsen loseisen konnte. Der 38-Jährige US-Amerikaner, der für Hannover mehr als 400 Pflichtspiele absolvierte und zuletzt als Trainer der U 17 arbeitete, wird Korkuts Assistent.

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Hitzlsperger appelliert an die VfB-Fans

VfB-Vorstandsmitglied und Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger versuchte indes, besänftigend auf die Anhänger einzuwirken. Auf Twitter bat der 35-Jährige um eine Chance für Korkut. "Der bekommt mir zu viel ab und das, obwohl er mit unserer Profimannschaft noch keinen Tag gearbeitet hat", schrieb Hitzlsperger. "Es geht jetzt darum, dass wir alle den Trainer und die Mannschaft unterstützen."

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Und wie geht der Trainer selbst seine neue Aufgabe an? "Ich sehe überhaupt gar kein Problem, dass es klappen wird", sagte Korkut bei seiner Vorstellung. "Wie die Fans mich empfangen, wird davon abhängig sein, wie erfolgreich wir sind", meinte der Kumpel von Bundestrainer Joachim Löw lapidar und will sich daher über den eisigen Empfang den Kopf nicht zerbrechen.

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Erste Wette auf Korkut-Amtszeit

Mit mybet reagierte unterdessen bereits ein erster Buchmacher auf den nach eigenen Worten "Shitstorm, der eines Hamburger SV würdig wäre". So bietet das Portal eine Wette auf die Dauer der Amtszeit des Stuttgarter Trainers an – allerdings mit Mut machender Einschätzung für Tayfun Korkut: Für den Fall, dass der 43-Jährige das Saisonende auf der VfB-Bank erleben wird, steht eine Quote von 1.25. Sollte er zuvor entlassen werden, gibt es für den Zocker das 3.60-Fache des Einsatzes zurück.

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