Hamburg. Nächste Gehirnerschütterung könnte für den Eishockeyspieler der Crocodiles das Aus bedeuten

Am Tag nach seinem grandiosen Comeback sitzt Brad McGowan im Besprechungsraum der Eishalle Farmsen und kann sein Glück kaum fassen. Drei Tore hatte der kanadische Eishockeystürmer am Sonntagabend zum 5:1-Sieg der Crocodiles Hamburg in Rostock beigetragen, in seinem ersten Oberligaspiel nach siebenwöchiger Pause wegen einer schweren Gehirnerschütterung. „Ich habe mich besser gefühlt, als ich gedacht hätte“, sagt der 27-Jährige. Wie sehr sein Ausfall zum Verfehlen aller Saisonziele beigetragen hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen. In seiner ersten Saison in Hamburg verbuchte McGowan in 47 Spielen 131 Scorerpunkte (73 Tore/58 Assists). In dieser Spielzeit waren es in 17 Partien bislang nur 27 Punkte (13/14).

Dass überhaupt welche hinzukommen würden, war in den vergangenen Wochen mehr als fraglich. Zunächst verzögerte sich die Genesung dadurch, dass sich der Torjäger zu früh den intensiven Reizen in der Eishalle aussetzte – als Zuschauer. „Wenn du zwei Wochen nur auf dem Sofa liegst, brauchst du Abwechslung. Aber die lauten Geräusche und die schnellen Bewegungen waren nicht gut für mein Gehirn“, sagt er. Die fünfte Gehirnerschütterung seiner Karriere ließ den Torjäger sogar an der Fortsetzung seiner Laufbahn zweifeln.

„Natürlich verfolge ich auch die Berichte darüber, welche Folgeschäden wiederholte Gehirnerschütterungen hervorrufen können. Und ich weiß, dass ich mit Eishockey nicht so viel Geld verdiene, dass ich mich danach zur Ruhe setzen kann“, sagt er. Deshalb habe er im Hinterkopf Alternativen abgewogen. „Ich habe einen Studienabschluss in Wirtschaftsmanagement. Aber meine Freunde, die normale Berufe haben, sagen, dass ich so lang wie möglich spielen soll, weil es nichts Besseres gibt als Eishockey. Und es ist im Moment das, was ich am besten kann“, sagt er.

Dennoch verschweigt McGowan nicht, dass die Sorge vor dem nächsten Kopftreffer mitspielt. Sein Rezept dagegen: „Mit demselben Einsatz weiterspielen wie bislang. Wer nachdenkt oder zurückzieht, läuft eher Gefahr, verletzt zu werden.“ Das Risiko sei Teil des Geschäfts. „Wenn ich nicht mehr bereit bin, es einzugehen, muss ich aufhören.“ Das jedoch will er nicht, und so sitzt der Angreifer an diesem Dienstag im Bus zum Auswärtsspiel beim Herner EV (20 Uhr), der die Tabelle der Play-off-Qualifikationsgruppe uneinholbar anführt. Woraus er trotzdem noch Motivation zieht? „Verlieren ist niemals schön, auch wenn es um nichts geht“, sagt er „und ich bin froh, dass ich nicht mehr zuschauen muss, denn das ist das Schlimmste.“ Die vergangenen Wochen haben Brad McGowan gelehrt, seinen Beruf noch mehr wertzuschätzen.