Varazdin. Die Deutschen Handballer verpassen das EM-Halbfinale nach einer 27:31-Niederlage gegen Spanien

Es ist vorbei: Am Mittwochabend platzte für die deutschen Handballer der Traum von der Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in Kroatien. Nach einer 27:31 (13:14)-Niederlage gegen Spanien wird das Halbfinale morgen Abend ohne deutsche Beteiligung gespielt.

Während die Spanier den Einzug unter die letzten vier ausgelassen feierten, dort treffen sie auf Weltmeister Frankreich, Dänemark spielt danach gegen Schweden, standen die deutschen Handballer nur da. Die Köpfe gesenkt, die Schultern hängend. Enttäuschung bei den Spielern, Enttäuschung bei Bundestrainer Christian Prokop. Die kämpferische Leistung in dem zunächst spannenden Spiel hatte lange Zeit gestimmt, doch zu viele Fehler verhinderten das Weiterkommen.

„Es waren unerklärlich viele technische Fehler. Wir haben das Spiel innerhalb von fünf Minuten abgeschenkt. Das ist bitter“, klagte Prokop: „Es sind bei dem Turnier viele Sachen nicht am Optimum gelaufen.“ Ebenso fassungslos war Bob Hanning. „Es ist schwer, Erklärungen zu finden. Das war nicht würdig, um ins Halbfinale einzuziehen“, sagte der Vizepräsident des Handballbunds nach einer in der zweiten Halbzeit phasenweise desolaten Leistung: „Wir haben vom Halbfinale geträumt. Das war unsere Zielsetzung.“

Heute wird also gepackt. Es geht nicht zurück in die Arena von Zagreb zum Halbfinalspiel, sondern zum Flughafen der kroatischen Hauptstadt und von dort zurück nach Deutschland. Das Turnier ist vorbei, nicht einmal für das zusätzliche Trostspiel um Platz fünf hat es am Ende gereicht.

Dabei war die Ausgangslage ideal: Mit der 24:25-Niederlage von Mazedonien gegen Tschechien am Dienstagabend war die tabellarische Situation klar und die Bühne für den Showdown bereitet: Deutschland gegen Spanien – der Gewinner steht im Halbfinale. Für den Verlierer ist alles vorbei. Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar hatte seinen Freundeskreis animiert und ein Mutmachervideo zusammengeschnitten. Tenor der Fußballer Lukas Podolski, Toni Kroos & Co.: Ihr packt das!

Angesichts dieser Ausgangslage spielte das deutsche Team entschlossen auf. Der erste Wurf von Steffen Weinhold blieb noch in den Armen von Spaniens Torhüter Gonzalo Pérez de Vargas hängen, doch im nächsten schnellen Angriff markierte Julius Kühn das 1:0. Das Prokop-Team spielte vorne nicht mehr verunsichert wie zuletzt, sondern beherzt und mutig. Patrick Wiencek und Philipp Weber sorgten für die 3:2-Führung, auf der anderen Seite ließ sich der Kieler Torhüter Andreas Wolff nur schwer überwinden. Es war eine starke Anfangsphase.

Klar war von vornherein: Der Schlüssel zum Sieg gegen die Spanier wird eine starke Abwehr sein. So hatten auch die Slowenen noch am Dienstag 31:26 gegen Spanien gewonnen. „Wir müssen schon die ,Bad Boys‘ auspacken, um den Spaniern das Fürchten zu lehren“, hatte Wolff vor der Neuauflage des EM-Endspiels von 2016 gefordert. Jene aggressive und vor Selbstvertrauen strotzende Spielweise also, die der deutschen Nationalmannschaft eben jenen Spitznamen der „bösen Jungs“ eingebracht hatte.

An diesem Abend erinnerte das Team mit seiner Spielweise in der ersten Halbzeit an jene Zeit. Julius Kühn versenkte zwei weitere seiner harten Würfe, Patrick Groetzki vollstreckte die schnellen Gegenstöße. Erst als die Spanier Mitte der zweiten Halbzeit mit einer offensiveren, vorgezogenen Deckung spielten, gerieten die Deutschen bei dem munteren Schlagabtausch ins Hintertreffen. Zur Pause stand es 13:14, die Abwehr um Finn Lemke und Wiencek­ stand gut. Alles noch drin.

Uwe Gensheimer eröffnete die zweite Halbzeit mit seinem Treffer zum 14:14. Der Kapitän, für seine durchwachsene Leistung in jüngster Zeit kritisiert, ging als Kämpfer voran. Die Spanier allerdings waren nach der Pleite gegen Slowenien am Vortag keineswegs so müde wie vermutet, ließen sich den Vorsprung nicht nehmen. Dann der Bruch, die Fehler bei der DHB-Auswahl häuften sich. Zwischen der 44. und der 45. Minute trafen die Spanier dreimal ins leere deutsche Tor, als Prokop mit einem siebten Feldspieler angreifen ließ und der Ball verloren ging – 15:22 stand es zu diesem Zeitpunkt. Die deutschen Fans hatten längst aufgehört, auf den Rängen zu feiern. Als Ferran Sole dann auch noch einen Siebenmeter zum 23:15 (46.) für die Spanier verwandelte, war die Entscheidung gefallen.