Lausanne. Deutschland trifft in der neuen Nations League auf Frankreich und die Niederlande – Start im Herbst 2018

Die Gegner Frankreich und Niederlande machen Joachim Löw richtig „happy“. Die in der Bundesliga so ungeliebte Nations League wird für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft durch die brisanten Nachbarduelle zu einer echten Herausforderung und hat für den Bundestrainer damit einen großen Wert. Sichtlich entspannt stand Löw nach der Auslosung am Mittwoch im Swiss Tech Center von Lausanne und war sogar zum Scherzen aufgelegt. „Endlich mal kein Losglück. Gott sei Dank“, sagte der 57-Jährige, der sich vorab starke Konkurrenz für die Gruppenphase gewünscht hatte.

„Das ist superinteressant. Für die Fans, für uns alle sind das interessante Spiele“, sagte Löw. Von September bis November wird sich die DFB-Auswahl in der Gruppe 1 der Liga A gleich im Anschluss an die WM mit der Équipe Tricolore und Oranje in Hin- und Rückspiel messen. Die DFB-Elf startet am 6. September mit einem Heimspiel gegen Frankreich. Es folgen Auswärtsspiele gegen die Niederlande (13.10.) und Frankreich (16.10.). Das Gruppenfinale steigt am 19. November gegen die „Oranje“. DFB-Präsident Reinhard Grindel wirkte nach der Zeremonie erleichtert. „Ich denke, dass auch vor dem Hintergrund der stärkeren Gegner jetzt diesem Wettbewerb mit deutlich größerem Respekt begegnet wird als bisher“, sagte der Verbandschef. Energisch hatte er zuvor für den Wettbewerb getrommelt, um die kritischen Stimmen aus der Liga von Karl-Heinz Rummenigge bis Michael Zorc zu entkräften.

„Es ist die stärkste Gruppe, und damit ist auf einen Schlag klar, was Nations League bedeutet: Einer von den dreien wird absteigen. Das heißt, es wird spannende Spiele geben, volle Stadien. Das hat mit den Freundschaftsspielen, die auf diesen Terminen sonst gespielt worden wären, nichts mehr zu tun“, sagte Grindel.

Bei aller plötzlichen Euphorie wollte Löw die Nations League aber auch nicht überbewerten. „Die WM ist das Allergrößte. Sie steht über allen anderen Wettbewerben“, sagte Löw und verabschiedete sich schnell Richtung Freiburg, um weiter an seinem Russland-Plan für den WM-Sommer zu arbeiten.

In Lausanne hatte Löw die 60-Minuten-Show im dunklen Sakko und Rollkragen-Pulli entspannt von seinem Platz in der zweiten Reihe verfolgt. Portugals einstiger Mittelfeldstar Deco zog die Lose. Frankreich ist das bislang letzte Team, gegen das Deutschland eine Niederlage einstecken musste. Im EM-Halbfinale im Juli 2016 kam das Aus für Mesut Özil und Co. nach dem bitteren 0:2 in Marseille.

Auch in den anderen Top-Gruppen stehen attraktive Begegnungen an: Spanien, England und Kroatien treffen auf­einander. In Gruppe 2 spielen Belgien, die Schweiz und Island, Europameister Portugal duelliert sich mit Italien und Polen. Die vier Gruppensieger qualifizieren sich für die Finalrunde vom 5. bis 9. Juni 2019. Der Gruppenletzte muss in der nächsten Auflage der Nations League in der B-Staffel antreten.

Die je vier Gruppensieger aller vier Staffeln haben zudem die Möglichkeit, sich in einem Play-off-Turnier im März 2020 für die folgende EM zu qualifizieren, sofern sie sich das Ticket nicht schon über die reguläre Ausscheidungsrunde gesichert haben. Diese Qualifikation beginnt später als üblich – gespielt wird in zehn Gruppen von März bis November 2019. Für Löw geht es um eine neue Trophäe, die silbernfarben an eine stilisierte Flamme erinnert. „Wir hatten oft Beschwerden, dass die stärksten Teams gegen schwächere Mannschaften spielen – jetzt spielen sie untereinander“, sagte Uefa-Chef Aleksander Ceferin.

Vor der Auslosung hatte es harsche Kritik am neuen Format aus der Bundesliga gegeben. „Wenn es keine Nations League geben würde, dann würde sie wohl auch niemand vermissen“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Hannovers Horst Heldt bezeichnete die Nationenliga gar als „Blödsinn“.