Hamburg. 94 Minuten ließ der neue HSV-Trainer die Mannschaft am Montag auf dem Platz üben

„Und, Bernd“, rief einer, „packen wir’s?“ Da musste Bernd Hollerbach lächeln. „Na klar“, sagte er. Und verschwand, die Treppe zur Südtribüne hoch, ab ins Trainingszentrum unterhalb der Ränge. 94 Minuten erstes Training lagen hinter dem neuen HSV-Coach, mehr als ein erstes Beschnuppern konnte das nicht sein. Und dennoch wollten sich knapp 200 HSV-Anhänger den ersten öffentlichen Auftritt des neuen Cheftrainers nicht entgehen lassen.

Dick eingemummelt, mit Vereinsmütze über den Ohren und in eine Funktionsjacke gepackt, war Hollerbach um 14.55 Uhr als einer der Letzten aus Kader und Trainerstaff die Treppen heruntergekommen. Dabei sprach er intensiv mit Kyriakos Papadopoulos, den er noch aus seinen Tagen als Assistenztrainer von Felix Magath bei Schalke 04 kennt.

Ein breites Grinsen hatte Hollerbach auf dem Gesicht, als er an den Fans vorbei Richtung Trainingsplatz schritt. „Grüß euch“, sagte er, nickte nach links und rechts, winkte. Handys wurden gezückt, Fotos geschossen, Filmchen gedreht. Zahlreiche Kamerateams hatten sich in Position gebracht. Und der Mann von Sky Sport News HD sagte seinen Live-Einspieler auf.

Hollerbach unterbrach das Training oft für Besprechungen

Alles wie immer eigentlich, wenn beim HSV ein neuer Trainer seinen Job beginnt. Die Radiostationen befragten Fans. „Es kann nur besser werden“, sagte einer, „ich glaube, dass er uns helfen kann“, sagte ein anderer. Und als Hollerbach schließlich an allen vorbei war, da brandete tatsächlich ein zunächst schüchterner Applaus auf. Ho-ho-Hoffnung durch Ho-ho-Hollerbach zeigte sich da, denn das ist ja diesmal wirklich etwas anders als bei den meisten anderen Neu-Trainern: Man kennt ihn noch als Spieler, als HSVer, als einen, der immer alles gegeben hat für den Verein. „Das ist ein ehrlicher Arbeiter“, wusste einer der Dauerkiebitze, die das Geschehen im Volkspark schon ewig verfolgen.

Torwart-Trainer Stefan Wächter war als Erster schon um 14.45 Uhr eine Viertelstunde vor dem offiziellen Trainingsbeginn auf den Platz gegangen. Dann das komplette Funktionsteam mit den neuen Assistenten Steffen Rau und Matthias Kreutzer, es folgten die Spieler. „Auf geht’s, Jungs“, rief ihnen ein Fan zu. Der Neuanfang konnte beginnen.

Er begann mit einer kurzen Besprechung am Mittelkreis des Platzes beim Campusgebäude. Enttäuschung bei den Zuschauern, die dadurch doch recht weit entfernt waren. Dann folgten zwei Runden Warmlaufen. Das war so neu nicht. Dann intensive Warmmachgymnastik. „Der wird ihnen schon Beine machen“, meinte ein weiterer Anhänger. Ein Hund bellte, und die Bälle liefen. Passübungen mit Läufen. Und dann wieder eine Unterbrechung. Hollerbach sammelte die Spieler, hielt eine Ansprache. Danach folgten verschiedene Spielformen, erst mit drei Teams, dann über das ganze Feld. Tempo, Flanken, Pässe.

„Viel mit den Spielern reden“, kündigte er als eine seiner ersten Maßnahmen an. Insgesamt neunmal in der gesamten Einheit gab es kurze Besprechungen, Anweisungen, Einstim- mungen. Nach gut 75 Minuten schickte Hollerbach die Spieler zum Auslaufen und Dehnen. Der Auftakt war geschafft. An diesem Dienstag müssen die Profis zweimal ran. „Wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln“, sagte der neue HSV-Trainer.