Varazdin. Krisensitzung der Handballer nach schwacher EM-Vorrunde. Heute gegen Tschechien

Christian Prokop hatte es eilig. Zügigen Schrittes verließ der Bundestrainer das Teamhotel in Zagreb, verstaute seine Taschen und kletterte mit einem bittersüßen Lächeln in den Mannschaftsbus. Mit zwei Punkten und einer Menge offener Fragen im Gepäck reisten die deutschen Handballer am Donnerstagmittag gen Varazdin. Vor der EM-Hauptrunde wächst der Druck. Auch auf Prokop. „Wir müssen jetzt liefern“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning (Berlin). „Wir müssen Tschechien schlagen. Es gibt keine Alibis mehr.“ Einen weiteren Wackler darf sich der Titelverteidiger gegen den Außenseiter am Freitag (18.15 Uhr/ZDF) nicht erlauben.

Auch Prokop nahm die Spieler in die Pflicht: „Jeder hat seine Verantwortung. Ob er anfängt oder nicht.“ Man müsse sich „auf vielen Positionen verbessern. Im Angriff muss mehr kommen.“ Rückraumspieler Steffen Weinhold, der gegen Mazedonien (25:25) mit sieben Treffern als einziger Schütze überzeugte, und Rechtsaußen Patrick Groetzki nahm er davon aus. „Alle anderen haben deutliches Steigerungspotenzial im Angriff.“

Der Ton im deutschen Lager wird rauer. Das belegen nicht nur die Aussagen der Verantwortlichen. Im Team rumort es. Bei einer Sitzung am späten Mittwochabend schworen sich Prokop und seine Spieler für die Hauptrunde mit den schweren Spielen gegen Tschechien, Olympiasieger Dänemark und Ex-Weltmeister Spanien ein. „Wir haben über alle Dinge gesprochen, um auch die kleinsten Steine aus dem Weg zu räumen“, sagte Rückraumspieler Julius Kühn. In der Vorrunde gaben vor allem seine Auftritte Rätsel auf. Der beste Feldtorschütze der Bundesliga (6 Tore im Schnitt) kommt in Kroatien bislang nicht in Schwung. In den drei Vorrundenspielen stand der Zwei-Meter-Koloss nur zwölfeinhalb Minuten pro Partie auf dem Feld und erzielte dabei vier Treffer.

„Es ist ja nicht nur bei mir so, dass es nicht läuft. Woran es liegt, ist schwierig zu sagen“, sagte Kühn. „Wir brauchen jetzt einfach ein Spiel, bei dem es mal im Angriff richtig abgeht. Es gilt, wieder in die Spur zu finden.“ Auch Delegationsleiter Hanning blickte nach vorn: „Wir haben nicht die erhoffte optimale Punktausbeute. Aber ergebnistechnisch ist alles noch im grünen Bereich.“