Hamburg. Er wollte zur EM nach Berlin, ein Knieschaden stoppt jetzt den Weitspringer des HSV

Es hätte die Vollendung einer Karriere werden sollen, die von großen Sprüngen und großen Rückschlägen geprägt war: Bei der Leichtathletik-EM im August in Berlin wollte Sebastian Bayer ein letztes Mal Anlauf auf die Weitsprunggrube nehmen. In jenem Olympiastadion, in dem ihm neun Jahre zuvor bei der WM die Krönung versagt geblieben war. Aber es geht nicht.

Zumindest den Fehler von damals, als er antrat, obwohl ihm der Körper klare Warnsignale gesendet hatte, wird er diesmal nicht wiederholen. Der Europameister von 2012 und amtierende Halleneuroparekordler beendet seine sportliche Laufbahn. Ein Knochenödem am operierten rechten Knie hat seinen Comeback-Plan zunichtegemacht.

„Ich wusste, dass es ein harter, steiniger Weg werden würde und es dazu viel Glück bedarf, um mein letztes sportliches Ziel auch tatsächlich verwirklichen zu können“, sagte Bayer (31), der seit 2010 für den HSV startete, „ich wollte aber nichts unversucht lassen und alles dafür geben.“ Die immer wiederkehrenden Schmerzen von einem Knorpelschaden im Knie hätten aber eine angemessene Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt unmöglich gemacht.

Bayer, der aus Aachen stammt, sprang 2009 ins Rampenlicht der internationalen Leichtathletik. In Turin gewann er mit einem famosen Satz auf die Europarekordweite von 8,71 Metern seinen ersten von zwei Hallen-EM-Titeln. Bei den deutschen Meisterschaften im Freien legte er in Ulm 8,49 Meter nach, was ihn zum Goldanwärter der WM in Berlin machte. Doch eine Fußverletzung ließ den Traum platzen. Und so wurde die EM 2012 in Helsinki (Finnland) zu seinem größten Erfolg: Bayer siegte überlegen mit 8,34 Metern.

Bei Olympia in London wenige Wochen später fehlten ihm als Fünftem mit 8,10 Metern zwei Zentimeter zur Bronzemedaille. Die EM 2014 in Zürich sollte sein letzter Wettkampf bleiben, weitere Starts ließ das Knie nicht mehr zu. Eine Knorpeltransplantation vor fast zwei Jahren – Bayer war inzwischen Vater eines Jungen geworden – brachte nach einem Jahr Pause auch keine Besserung. Die Karriere des Ausnahmetalents bleibt unvollendet. „Ich kann diesen Lebensabschnitt zwar zugegebenermaßen schweren Herzens, aber zufrieden und glücklich beenden“, sagte Bayer, „ich freue mich auf alles, was jetzt kommt.“ Sein Wissen will er künftig als Trainer im Spitzensport weitervermitteln.

Bayer wurde im Freien und in der Halle insgesamt neunmal deutscher Meister und dreimal Europameister. „Das kann sich doch sehr gut sehen lassen“, meint er. Recht hat er.