Hamburg. Der HSV-Beirat hat Bernd Hoffmann (Präsident), Thomas Schulz (Vize) und Moritz Schaefer (Schatzmeister) als Kandidaten zugelassen

Es war natürlich nur ein Zufall, dass genau in dem Moment, als Markus Gisdol und seine HSV-Mannschaft am Dienstagmorgen den Trainingsplatz betraten, via Pressemitteilung ein ganz anderes HSV-Team in den Vordergrund rückte. Um 10.01 Uhr hieß es auf der Homepage des HSV e. V. kurz und schmerzlos: „Beirat des HSV gibt Kandidaten für Präsidiumswahl bekannt.“ Und während sich unter Team 1 wenig überraschend die bisherigen Amtsträger Jens Meier (Präsident), Henning Kinkhorst (Vizepräsident) und Ralph Hartmann (Schatzmeister) wiederfanden, boten die Namen unter Team 2 einen – zumindest kleinen – Überraschungseffekt. So tritt Meier-Herausforderer Bernd Hoffmann mit den im HSV-Kosmos eher unbekannten Thomas Schulz (Vizepräsident) und Moritz Schaefer (Schatzmeister) an.

„Wir wollten ein schlagkräftiges Team, das bestmöglich geeignet ist für die Herausforderungen von e. V. und AG“, sagte Hoffmann. Noch am Vorabend musste der Ex-Vorstandsvorsitzende beim Beirat Überzeugungsarbeit leisten, dass es seine Mitstreiter und er auch wirklich ernst meinen mit den Bedürfnissen des Vereins. Das seit Wochen vorbereitete e.V.-Konzept schien das Quintett um Jan Wendt, Patrick Ehlers, Kai Esselsgroth, Frank Mackerodt und Oliver Voigt aber zu überzeugen.

Dabei hatte sich eben jener Beirat bis zuletzt gegen eine Kandidatur Hoffmanns gesträubt. Doch nachdem der einstige Clubchef sich am vergangenen Dienstag erstmals dem Fünfergremium vorgestellt, seine Kandidatur fristgerecht am Sonnabend eingereicht und nach zweitägiger Prüfung am Montagabend erneut vorgesprochen hatte, musste auch der Hoffmann-skeptische Beirat seinen Widerstand aufgeben. Getreu dem Motto: Der Wahlkampf möge beginnen. Wer nun aber auf eine medienwirksame und lange geplante Präsentation des Hoffmannteams hoffte, der wurde am Dienstag zunächst enttäuscht. Ein kurzer Fototermin auf St. Paulis Astraturm – das war’s. „Beim HSV sind derzeit andere Themen im Fokus als unser Kandidatenteam. Daher keinerlei Ablenkung vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln“, erklärte Hoffmann, der aber innerhalb des Vereins seit Wochen kräftig auf Wahlkampftour und Kuschelkurs gegangen war.

Doch während der 54-Jährige wie kein anderer in Hamburg polarisiert, sind seine Mitstreiter nur echten Insidern bekannt. Dabei ist Vizepräsidentenkandidat Thomas Schulz (55) immerhin seit 13 Jahren HSV-Mitglied, der mögliche Schatzmeister Moritz Schaefer (39) trat sogar zwei Jahre früher in den Club ein. Schulz ist ein selbstständiger Unternehmer aus dem Bereich Baufinanzierung (www.endlichzuhause.com), wohnt in Wohltorf bei Bergedorf und darf sich damit rühmen, beim Bund der Steuerzahler e. V. Vereinserfahrungen gesammelt zu haben. Er und Hoffmann kennen sich seit rund zehn Jahren, als Schulz zu Europapokalzeiten des HSV Businessseats gekauft hat.

Noch länger kennen sich Schaefer und Hoffmann, die zusammen beim Vermarkter Ufa und dem Nachfolger Sportfive gearbeitet haben. Schaefer war einst für den Verkauf der Stadionnamensrechte an AOL und an die HSH Nordbank verantwortlich, ehe er sich 2008 als Berater mit der Finanzloge selbstständig machte. Laut Hoffmann, der nach seinem Aus als HSV-Chef 2011 als Spielerberater tätig war, seien alle drei unabhängig und hätten auch die nötige Zeit für die Ehrenämter.

Und genau an dieser Stelle beginnt bereits der Wahlkampf. Denn einer von Hoffmanns Hauptvorwürfen an Kontrahent Meier ist, dass der bisherige Amtsinhaber als gleichzeitiger Chef der Hamburg Port Authority (HPA) nicht genügend Zeit für HSV e. V. und HSV AG habe. Zur Erinnerung: Der Präsident des Gesamtvereins ist automatisch auch Mitglied im ausgegliederten Aufsichtsrat der Fußball-AG. Zuletzt hatte auch Wirtschaftssenator Frank Horch mehrfach angemahnt, dass sich Meier auf seinen Beruf und nicht auf seine Berufung konzentrieren solle, was der Gescholtene so nicht auf sich sitzen lassen wollte: „Die Politik wirbt für das Ehrenamt, weil ohne dieses Engagement viele gesellschaftlich relevante Aufgaben nicht zu bewältigen wären. Deshalb sollte sie sich aus diesem Bereich möglichst raushalten“, sagte Meier dem Abendblatt.

Trotz dieses mutigen Konters könnte die Ausgangslage vor der Wahl auf der Mitgliederversammlung am 18. Februar in der Kuppel (Luruper Chaussee 30) nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Meier, der sich aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen keinen wirklichen Wahlkampf leisten kann. Auf der anderen Seite Hoffmann, der ab der kommenden Woche sein Programm verstärkt in der Öffentlichkeit platzieren will und sich dabei von Werbefachmann Stephan Rebbe beraten lässt, der schon mit großem Erfolg die HSVPlus-Kampagne vor vier Jahren ausgearbeitet hatte.

Nun folgt also eine Art „HSVPlus Reloaded“. Und ähnlich wie im Mai 2014, als bei der Ausgliederung knapp 10.000 Mitglieder zur Abstimmung strömten, dürfte auch diesmal der Schlüssel zum Sieg bei der Wahlbeteiligung liegen. Intern geht man davon aus, dass Hoffmanns Chancen vor allem dann steigen, wenn er möglichst viele unzufriedene Fans mobilisieren kann. Der Großteil von Meiers Unterstützern dürfte aus den Reihen des e.V. kommen. So oder so, am 18. Fe­bruar gilt das Highlander-Prinzip: Es kann nur einen geben!