köln. HSV-Gegner Stürmer trifft zum späten 2:1 gegen Gladbach – nur noch sechs Punkte Rückstand auf Hamburg

Nach dem Schlusspfiff sank Simon Terodde im Mittelkreis auf die Knie, und im Kölner Fußballstadion begann eine große Karnevalsparty: „Kölle alaaf“ schallte es von den Rängen, die Zuschauer standen auf ihren Sitzen und konnten es kaum fassen. „Wenn der Hoffnungsfunke jetzt nicht zündet, wann dann? In der letzten Sekunde das Spiel zu gewinnen und jetzt noch ranzukommen ist sensationell“, sagte FC-Keeper Timo Horn nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach.

Rückkehrer Terodde, der im Winter für zwei Millionen Euro Ablöse vom Liga-Konkurrenten VfB Stuttgart nach Köln gewechselt war, sicherte seinem Team mit dem Treffer in der fünften Minute der Nachspielzeit den Sieg, nachdem zuvor der eingewechselte Raffael (69.) zum 1:1 getroffen hatte.

Für den Mittelstürmer war es der erste Pflichtspieltreffer für den 1. FC Köln seit dem 22. Dezember 2010. „Das ist unbeschreiblich. Bei der letzten Aktion bin ich instinktiv Richtung Ball gelaufen und habe ihn reingeschlagen. Besser kann man bei seinen neuen Mannschaftskollegen nicht ankommen“, sagte Terodde nach dem Abpfiff überglücklich bei Sky. „Jetzt können wir uns mal 24 Stunden freuen.“

FC-Coach Stefan Ruthenbeck war begeistert von dem Auftritt seines Angreifers. „Das ist genau der Typ, den wir gebraucht haben. Ich kann jetzt schon sagen, Terodde wird ein Volltreffer.“ Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Kölner RheinEnergieSta­dion hatte Abwehrspieler Frederik Sörensen die 1:0-Führung (34.) für die Gastgeber erzielt. Sörensens Treffer war zunächst sinnbildlich für das Spiel des FC: Der technischen Stärke der Gäste setzte die Kölner Mannschaft viel Leidenschaft und Engagement entgegen.

Der Coach hatte das Derby im Vorfeld als „erstes von 17 Endspielen“ bezeichnet. Entsprechend motiviert gingen seine Spieler zur Sache. Auch Jonas Hector, der seit September mit einem Syndesmoseriss ausgefallen war, fügte sich bei seinem Comeback nahtlos ein.

Durch den Sieg hat der Tabellenletzte (9 Punkte) vor der Partie beim Vorletzten Hamburger SV (15 Punkte) am kommenden Sonnabend (18.30 Uhr, Sky) den Rückstand auf Platz 16 schon auf sieben Punkte verringert. „Na klar glauben wir an unsere Chance. Mit zwei, drei Siegen kann man den Anschluss schaffen“, sagte Horn.

Die Fans hatten ihrem Team zuvor mit einem großen Spruchband vor der Südtribüne Mut gemacht. „Wer die wichtigste Schlacht gewinnt, hat den Krieg noch nicht verloren“, stand dort in großen Lettern. Soll heißen: Mit einem Derbysieg im Rücken kann die Aufholjagd beginnen. Zwei Punkte hat der FC schon wettgemacht.

Im 88. rheinischen Bundesliga-Derby fehlte dem zuletzt von großen Verletzungssorgen geplagten Team weiterhin eine ganze Reihe von Spielern. Bei den Gästen stand Christoph Kramer wieder in der Startelf, bei den Kölnern fiel Kapitän Matthias Lehmann kurzfristig wegen muskulärer Probleme aus. Im Angriff setzte der neue FC-Chefcoach Stefan Ruthenbeck auf die Doppelspitze Simon Zoller und Terodde, der fast auf den Tag genau nach sieben Jahren wieder im FC-Trikot auflief und mit großem Engagement ans Werk ging und sich am Ende in jeden Zweikampf warf.

Die Gladbacher, die erst in der zweiten Halbzeit nach Raffaels Einwechslung offensiv stärker wurden, waren am Ende bedient. Schließlich hatte die Borussia in der Schlussphase durchaus noch Möglichkeiten, selbst zum Siegtreffer zu kommen. „Das war natürlich ein verkorkster Start für uns“, meinte Trainer Dieter Hecking. Nationalspieler Matthias Ginter konnte es nicht glauben. „Wahnsinn, so ein Spiel noch zu verlieren. Das ist total bitter“, sagte der Innenverteidiger der Gladbacher, die in den letzten sechs Pflichtspielen nur einen Sieg schafften.

Die insgesamt gute Derbystimmung wurde in der Halbzeitpause ein wenig getrübt, als zwei als Ordnungskräfte verkleidete FC-Fans zum Gladbach-Block marschierten und dort eine Fahne abrissen. Sie wurden von den Ordnungskräften aber schnell gestoppt.

Die Polizei postierte daraufhin für kurze Zeit zur Sicherheit eine größere Abordnung vor dem Fanblock der Mönchengladbacher, in dem sich rund 5000 Besucher aufhielten., die Fahnen-Diebe wurden wieder eingefangen. Dennoch blieb die Stimmung bis zum Schluss aufgeheizt.