Hamburg. Trotz WM und EM innerhalb weniger Wochen treten Damen und Herren mit völlig unterschiedlichen Kadern an.

Valentin Altenburg hat ein Problem, und das weiß er auch. „Wir wollen das Turnier gewinnen, aber die Favoriten sind Österreich und auch Belgien als Gastgeber“, sagt der Bundestrainer der deutschen Hockeyherren mit Blick auf die Hallen-EM, die von Freitag bis Sonntag in Antwerpen ausgetragen wird. Dass der Titelverteidiger als Rekordsieger – 15 Titel bei 17 Teilnahmen – nicht Topfavorit ist, liegt allerdings in seinem eigenen Verantwortungsbereich. Als mutmaßlich einzige Nation startet Deutschland bei den Herren und auch bei den Damen, die vom 19. bis 21. Januar in Tschechiens Hauptstadt Prag um den kontinentalen Titel spielen, mit völlig unterschiedlichen Teams im Vergleich zur Hallen-WM, die vom 7. bis 11. Februar in der Berliner Max-Schmeling-Halle ausgetragen wird.

Der Nachteil davon liegt auf der Hand. „Man wird bei der WM sehen, dass die anderen Nationen eingespielter sind. Belgien und Österreich trainieren seit Wochen mit ihrem Hallenkader, wir dagegen haben uns in dieser Woche zum ersten Mal in unserer EM-Besetzung getroffen“, sagt Altenburg. Warum man im Deutschen Hockey-Bund (DHB) dennoch auf getrennte Kader setzt, dafür gibt es eine Reihe von Gründen.

So läuft die EM

Zunächst muss man wissen, dass in der Historie des Hallenhockeys nur 2003, und auch nur bei den Herren, innerhalb eines Winters EM und WM hintereinander ausgetragen wurden. Turnusmäßig war das Weltturnier erst für kommendes Jahr vorgesehen, wurde aber aufgrund des Starts der neuen Feldhockeyserie Pro League vorgezogen. „Das ist eine außergewöhnliche Situation, auf die wir Antworten finden mussten“, sagt Altenburg, der bei Olympia in Rio 2016 den A-Kader trainierte, mittlerweile aber wieder die U-21-Junioren verantwortet und seinem Nachfolger Stefan Kermas assistiert.

Klar war, dass man die Heim-WM mit den stärksten Aufgeboten spielen wollte. Vor drei Jahren in Leipzig triumphierte bei Damen und Herren Erzrivale Niederlande, „deshalb haben wir noch eine Rechnung offen“, sagt Altenburg. Also wurden für Berlin vorrangig aktuelle A-Kader-Akteure berufen, verstärkt jeweils mit den zwei, drei besten Bundesligaspielerinnen und -spielern. Natürlich hätte man diese Kader zwecks besseren Einspielens zur EM schicken können. Aber da beide A-Nationalteams im Dezember noch beim World-League-Finale auf dem Feld aktiv waren, sollte – Stichwort: Belastungssteuerung – kein A-Kader-Akteur ein zweites großes Hallenturnier absolvieren.

EM-Turniere mit Perspektivkadern

„Die terminliche Belastung, die mit der Pro League auf uns zukommt, können wir noch nicht einschätzen“, sagt Altenburg, „klar ist aber, dass wir in Zukunft 32-köpfige Kader brauchen werden, um alles zu bedienen.“ Um talentierte Spielerinnen und Spieler rechtzeitig an internationale Anforderungen zu gewöhnen, habe man deshalb beschlossen, die EM-Turniere mit Perspektivkadern zu bestreiten, die von zwei erfahrenen Spielern angeführt werden. In Antwerpen sind dies die aus dem A-Kader zurückgetretenen Routiniers Moritz Fürste (33/Uhlenhorster HC) und Linus Butt (30/Krefeld). Mittelfristig werde man, glaubt Altenburg, auch in Deutschland aber nicht um die Aufstellung spezieller Hallen-Nationalteams herumkommen, die beispielsweise die Niederlande oder Belgien längst haben.

In Österreich dagegen besteht der starke Hallenkader ausschließlich aus Feld-Nationalspielern, was einen einleuchtenden Grund hat, den der beim Harvestehuder THC engagierte Torjäger Michael Körper erklärt: „Wir haben nicht so viele gute Spieler wie Deutschland, um in der Halle zwei unterschiedliche Teams zu stellen.“ Es ist also ein Luxusproblem, das Valentin Altenburg hat ...