Kerpen/Hamburg. Die Kultstätte in Kerpen muss dem Braunkohle-Tagebau weichen. “Es ist eine Schande“, sagt Michael Schumachers Bruder Ralf.

Während Michael Schumachers Fans weithin über den Gesundheitszustand des Formel-1-Rekordweltmeisters rätseln, müssen Motorsport-Nostalgiker eine bittere Nachricht schlucken: Die Kartbahn in Kerpen, auf der Schumacher einst seine ersten Runden drehte und damit seine beispiellose Karriere als Rennfahrer begründete, wird ersatzlos abgerissen.

Die Schumi-Devotionalie, an der die gerade 49 Jahre alt gewordene Motorsport-Ikone noch immer zwei Drittel hält, soll im Jahr 2020 dem Braunkohle-Tagebau Hambach weichen. Damit droht der Bahn das gleiche Schicksal wie der kompletten Gemeinde Manheim, an deren Rand diese seit mehr als 30 Jahren steht. Bis zum Jahr 2022 wird der Kerpener Stadtteil umgesiedelt.

Ralf Schumacher: "Es ist eine Schande"

Während der Ort in Manheim-neu aufgeht, konnte für die Rennstrecke trotz jahrelanger Suche bislang kein Alternativstandort gefunden werden. "Es gibt keine neue Kartbahn", sagte der frühere Formel-1-Pilot Ralf Schumacher, Jugendwart beim ansässigen Kartclub, dem Kölner Express: "Die gemeinsame Suche mit RWE hat zu keinem von der Bevölkerung mitgetragenen neuen Standort geführt. Es ist eine Schande. Hier sterben Tradition und erfolgreiche Jugendförderung gleichzeitig."

Denn mit dem Aus der Rennstrecke, auf der neben den Schumachers unter anderem auch der viermalige Champion Sebastian Vettel oder Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld lernten, würde auch dem Kartclub Kerpen-Manheim die Existenzgrundlage entzogen. Die vom Energieversorgungskonzern RWE gezahlte Entschädigung sei laut Präsident Gerhard Noack für den Club daher "in keinster Weise wichtig. Was wir brauchen, ist eine Kartbahn. Ohne Sportstätte für unsere Mitglieder gibt es auch keinen Club mehr."

Schumacher-Managerin informiert die Familie

Über einen Verkauf seines Anteils des Geländes an RWE will der Club im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung am 1. Februar beraten. Die Kartbahn, die noch bis 2020 Bestandsschutz genießt, liegt am Rand des geplanten Abbaugebietes. Allerdings will RWE eine Änderung der Abbaugrenzen und damit einen Präzedenzfall vermeiden.

Michael Schumachers Vater war zeitweise sogar Pächter der Bahn. Zur Frage, ob die Familie Schumacher einer Verkaufsentscheidung folgen würde, sagte Managerin Sabine Kehm dem "Express": "Die Familie Schumacher ist über die Entwicklungen auf dem Laufenden." Michael Schumacher verunglückte am 29. Dezember 2013 beim Skifahren in den französischen Alpen. Seit September 2014 befindet er sich in der Reha, über seine gesundheitliche Entwicklung schweigen sich Kehm und die Familie seither aus.