Hamburg. Beachvolleyball-Nationalteam Borger/Kozuch schlägt morgen in Den Haag auf

Plötzlich ist es ganz ruhig. In der vergangenen Woche trainierte Beachvolleyball-Nationalspielerin Karla Borger auf Teneriffa – erstmals völlig ungestört. „Ich musste nebenbei keine Telefonate mit dem Verband führen oder Mails schreiben, konnte mich auf das Training konzentrieren, das ist ganz ungewohnt“, sagt die 29-Jährige. Das Jahr 2017 war nicht leicht für sie. Die Vizeweltmeisterin (2013) und Olympianeunte 2016 war frustriert: „Ich habe überlegt, mit Beachvolleyball aufzuhören, weil ich keinen Sinn mehr darin gesehen habe.“

Eine Saison lang durfte sie mit ihrer neuen Hamburger Partnerin Margareta Kozuch (31), der einstigen Anführerin der Hallennationalmannschaft, kaum internationale Turniere spielen. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) verweigerte ihnen den Start, weil sie nicht am neuen Bundesstützpunkt in Hamburg-Dulsberg trainieren wollten. Morgen nun treten Borger/Kozuch beim mit 150.000 US Dollar dotierten Vier-Sterne-Turnier in Den Haag (Niederlande) an, das in einer Halle stattfindet. Es ist das erste Weltserienturnier des Jahres. Nachdem der Weltverband FIVB zuletzt nur 19 Turniere anbot, sind es dieses Jahr 37. Borger/Kozuch freuen sich auf den randvollen Terminkalender. Weil der DVV sie am 21. November überraschend doch noch zum Nationalteam ernannte, können sie endlich Turnierteilnahmen auf Topniveau planen.

Das Duo darf dennoch weiter mit eigenem Trainer in eigenen Strukturen trainieren, soll aber einige Maßnahmen mit Chef-Bundestrainer Imornefe Bowes und den anderen Nationalteams in Hamburg absolvieren. Möglicherweise ist es auch die Pause der Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen, von der Borger/Kozuch profitieren. Während Kira Walkenhorst (27) sich einer Hüftoperation unterzog und demnächst noch einem Eingriff an der Schulter vornehmen lässt, ist bei Laura Ludwig (31) und ihrem Lebenspartner Bowes Nachwuchs im Anmarsch. Die beiden Hamburgerinnen werden 2018 gemeinsam kein Turnier spielen.

Wegen des Fehlens der Publikumslieblinge rücken nun Borger/Kozuch in den Vordergrund. 2018 könnte ihr Jahr werden. Das vergangene hat aber auch andere Spuren hinterlassen: Am 1. Dezember, Borger war auf dem Weg nach Berlin für einen Werbetermin, erhielt sie einen Anruf ihres Arztes. Bei einer Vorsorgeuntersuchung seien „bösartige Zellen“ gefunden worden; eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs. Zwei Tage später wollte Borger nach Teneriffa ins Trainingslager fliegen, stattdessen ließ sie sich am Nikolaustag operieren und musste anschließend drei Wochen pausieren. „Die Ärzte haben gesagt, wenn sie das erst bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung gesehen hätten, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen“, erzählt Borger.