hamburg. Der österreichische Hockey-Nationalspieler möchte beim Harvestehuder THC als Vorbild seine Erfahrungen an die Talente weitergeben

Michael Körper braucht es hart. Das weiß jeder, der den österreichischen Nationalstürmer schon einmal auf dem Hockeyfeld in Aktion gesehen hat. Bissig im Zweikampf zu sein, dabei sich selbst und die Gegenspieler nicht zu schonen und auch mal die Grenzen des Erlaubten auszuloten, das gehört zu seinem Spiel wie der Michel zu seiner Wahlheimat Hamburg. „Ich brauche diese Aggressivität, um in mein Spiel zu finden. Nur vorn herumzustehen und auf Torchancen zu lauern, das wäre mir zu langweilig“, sagt Körper, der seit Sommer 2010 für den Harvestehuder THC in der Bundesliga antritt.

Umso erstaunlicher war zu beobachten, dass der Angreifer in den vergangenen Monaten weniger Zweikämpfe führte und seltener mit den Gegnern in Konflikte geriet. Doch wer nun vermutet, im Alter von 31 Jahren habe ein Reifeprozess eingesetzt, der ein kraftsparenderes Auftreten nach sich zieht, dem nimmt Michael Körper diese Illusion. Es stimme, dass er vor allem in der Endphase der Feldhinrunde unauffälliger gespielt habe. „Das lag aber vor allem daran, dass ich in diesem Jahr kaum Pausen hatte und etwas überspielt war. Ich war im Kopf nicht frei, war mit meiner Leistung unzufrieden und hatte zu viel mit mir selbst zu tun“, sagt er.

Nun aber, da die Hallensaison 2017/18 voll im Gange ist, hat der Eckenspezialist seine Qualitäten wieder neu entdeckt. Mit 17 Toren aus den ersten drei Saisonspielen führt Körper, der im Oktober sein BWL-Studium abschloss und von März an ein einjähriges Traineeprogramm in einer Hamburger Unternehmensberatung beginnt, die HTHC-interne Torjägerliste mit deutlichem Vorsprung an. „Zum Glück bin ich ganz ordentlich in die Saison reingekommen“, sagt er, „aber wie das gesamte Team habe ich noch eine Menge Potenzial und viel Luft nach oben.“

An diesem Mittwoch (20.30 Uhr, Wesselblek) gibt es im Prestigederby beim Uhlenhorster HC die Gelegenheit, ein gutes Stück davon auszuschöpfen. Und das wäre auch dringend notwendig, immerhin steht die Auswahl von Cheftrainer Christoph Bechmann nach der 7:9-Niederlage gegen den Club an der
Alster vom vergangenen Freitag im Kampf um die zwei Viertelfinalplätze in der Nordgruppe bereits mächtig unter Druck. „Wir wollen unbedingt die drei Punkte, wissen aber, wie schwer das wird“, sagt Körper. Der UHC, der in dieser Hallenserie mit einer Mischung aus jungen Talenten und routinierten Altstars antritt, hat alle seine drei bisherigen Spiele gewonnen, dabei allerdings auch noch kein Duell mit Alster oder HTHC absolviert.

Wollen die Schwarz-Gelben den „Uhlen“ also die ersten Punkte abnehmen, braucht es einen Michael Körper in Topform. Der Vorkämpfer sollte ja längst nicht nur aufs Toreschießen reduziert werden. Er ist mit seinen läuferischen Qualitäten die Speerspitze der Verteidigung, erobert in der Rückwärtsbewegung immer wieder Bälle, die er mit Übersicht verteilt. Sein wichtigstes Anliegen ist jedoch, den jungen Talenten im Team als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. „In meinem Alter gehört es sich so, dass man seine Erfahrung an die nachrückenden Jungs weitergibt. Ich weiß, dass die Mannschaft vor allem meine Tore braucht, aber ich will auch meine anderen Aufgaben bestmöglich erfüllen und als Vorbild vorangehen“, sagt er.

Nach dem UHC-Derby wartet am Sonnabend noch das Gastspiel bei der TG Heimfeld, anschließend geht es für Körper zu einem kurzen Weihnachtsurlaub in die Heimat. Dort wird er versuchen, Kraft zu tanken und die Akkus aufzuladen für die Herausforderungen, die im Januar und Februar warten, wenn er mit dem HTHC um den Meistertitel spielt und mit Österreich bei der EM im belgischen Antwerpen (12. bis 14. Januar) und der WM in Berlin (7. bis 11. Februar) um eine Medaille kämpft. Es könnten harte Wochen unterm Hallendach werden für Michael Körper. Aber hart braucht er es ja.