münchen. Für viele das vorweggenommene Pokalfinale – Bayern heute gegen Dortmund

Es gibt gerade ganz grob zwei Theorien über das, was im Pokal-Achtelfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund zu erwarten ist. Die erste Theorie besagt, dass sich die Münchner ziemlich ausgelaugt Richtung Weihnachtsbaum schleppen, weil sie sich zuletzt dreimal hintereinander zu einem 1:0 in Frankfurt, gegen Köln und in Stuttgart quälten. Zugleich haben sich die Dortmunder dieser Theorie zufolge nach acht sieglosen Spielen in Serie mit Peter Bosz unter seinem Nachfolger Peter Stöger durch zwei Siege hintereinander gefangen, weshalb sie im richtigen Moment beim Rekordmeister vorstellig werden.

Die zweite Theorie geht davon aus, dass sich die Münchner zuletzt nur im Energiesparmodus bewegt haben, um im letzten Spiel des Jahres an diesem Mittwochabend noch einmal ihre ganze Schaffenskraft zur Schau zu stellen.

Das Interessante ist nun, dass Bayern-Trainer Jupp Heynckes Anhänger beider Theorien zu sein scheint. Er erkennt einerseits, dass der BVB unter Stöger „defensiver, geordneter“ auftritt, „sich wieder etwas konsolidiert hat“ und „deswegen umso gefährlicher“ sei, während es für seine Münchner „immer schwieriger wird, das Niveau zu halten“. Andererseits glaubt Heynckes schon von Amts wegen an einen erfolgreichen Jahresabschluss, womit die Bayern alle drei Titelchancen in Bundesliga, Champions League und eben Pokal wahren würden.

„Wir können gegen Dortmund noch einmal zulegen“, verspricht Heynckes vor dem „vorweggenommenen Saison­höhepunkt“, der „das Interesse der gesamten Bevölkerung weckt“, wie er am Dienstag gar befand. Verzichten wird
Heynckes dabei auf Arjen Robben. Abgeklungen ist die Reizung des Ischiasnervs zwar beim personifizierten Dortmund-Schreck, dem elf Tore in 21 Spielen gegen den BVB gelangen, darunter der Siegtreffer im Champions-League-Finale 2013. Doch Heynckes will nach Robbens kurzfristiger Rückkehr ins Mannschaftstraining am Montag nichts riskieren, und der 33 Jahre alte Niederländer habe ihm selbst gesagt, dass eine Rückkehr in den Kader „zu früh“ käme.

In den vergangenen sechs Jahren trafen beide Clubs stets im Pokal aufeinander, jeder siegte dreimal. Die spannende Frage ist nun, für welchen der beiden Vereine aller guten Dinge vier sind. Zwar wissen die Dortmunder, dass sie dem Branchenprimus weder aktuell noch auf absehbare Zeit den Rang ablaufen können. In einer einzelnen Verabredung aber stehen die Chancen ungleich höher, und Stöger hat schon kundgetan, den Pokal gewinnen zu wollen. Die Münchner wissen, dass ein Spiel wartet, in dem sie mehr zu verlieren haben als der Gegner. Dem Ex-Dortmunder Mats Hummels wird denn auch niemand widersprechen: „Wir haben ein verdammt schweres Spiel vor der Brust.“