Hamburg. Der FC St. Pauli muss im letzten Spiel 2017 gegen Bochum auf neun Spieler verzichten. Auch Sobiech ist fraglich

Markus Kauczinski warnte am Sonntag schon einmal alle Fußballanhänger, die an diesem Montagabend ins Millerntor-Stadion kommen, davor, besondere Fußballkunst von der Heimmannschaft zu erwarten. „Es wird sicher nicht perfekt sein“, sagte der seit eineinhalb Wochen amtierende Cheftrainer des FC St. Pauli im Hinblick auf das Heimspiel gegen den VfL Bochum (20.30 Uhr, Sky live und Liveticker bei abendblatt.de). „Wir können aber trotzdem auch gewinnen“, schob der 47-Jährige gleich mit kämpferischem Tonfall hinterher.

Angesichts nur eines Heimsieges in der bisherigen Saison und der etlichen unbefriedigenden Darbietungen in den vergangenen Monaten ist die Gefahr ohnehin gering, dass die St.-Pauli-Anhänger im letzten Spiel des Kalenderjahres davon überzeugt wären, von ihrem Team ein spielerisch hochwertiges Fußballerlebnis geboten zu bekommen. Als neuer Trainer hat Kauczinski gleichwohl den Anspruch, seiner Mannschaft grundsätzlich wieder zu einer Heimstärke zu verhelfen, die dem weiterhin herausragenden Zuschauerzuspruch (mehr als 99 Prozent Auslastung) entspricht. Allerdings ist die Personalsituation ausgerechnet an diesem Montagabend so dramatisch angespannt, dass er nur eine Art Notbesetzung auf das Feld schicken kann.

Insgesamt neun Feldspieler des Profikaders werden definitiv ausfallen. Neben den drei Langzeitverletzten Ryo Miyaichi, Philipp Ziereis und Marc Hornschuh werden auch Richard Neudecker, Clemens Schoppenhauer, Mats Möller Daehli, Christopher Buchtmann, Bernd Nehrig und der rot-gesperrte Aziz Bouhaddouz nicht zur Verfügung stehen. Als wäre nicht schon genug, droht auch noch Abwehrchef Lasse Sobiech auszufallen. Nach dem jüngsten 2:2 am 10. Dezember gegen den MSV Duisburg klagte er über eine Verhärtung am Beckenkamm, die sich im Laufe der Woche als weitaus hartnäckiger entpuppte als zunächst erwartet. „Lasse hat erst heute das erste Mal wieder trainiert“, verriet Kauczinski am Sonntag. „Wir müssen abwarten, wie die Stelle über Nacht reagiert, und werden Montagmorgen entscheiden, ob er zur Verfügung steht. Nur wenn keine Gefahr besteht, dass etwas kaputt geht, werden wir ihn einsetzen.“

So langsam sei das Team mit dieser Vielzahl an Ausfällen an die Grenze dessen gelangt, was erträglich und auszugleichen möglich sei, sagte der Cheftrainer weiter und gab zu, auch noch nicht zu wissen, wen er als Innenverteidiger aufstellen solle, wenn Sobiech wirklich passen müsste. Schließlich sind die naheliegenden Kandidaten Ziereis, Hornschuh und Schoppenhauer auch allesamt verletzt oder haben einen zu großen Trainingsrückstand. „Ich gehe heute mit guter Hoffnung ins Bett und stelle eine Kerze auf“, sagte Kauczinski.

Neben dem Prinzip Hoffnung propagiert St. Paulis Trainer aber auch, mit „Energie, Leidenschaft und Mut“ die fehlende personelle Qualität auszugleichen. Einen zwangsläufigen Trend, dass sich in einer sportlich bedrohlichen Situation die Zahl der Ausfälle häuft, sieht Kauczinski allerdings nicht. Einen Zusammenhang zwischen Nehrigs Um­knicken, Buchtmanns Schambeinentzündung und Schoppenhauers ausgekugelter Schulter könne er nun wirklich nicht erkennen. „Es gibt eben Situationen, in denen alles zusammenkommt. Es wird auch wieder Situationen geben, in denen alle gesund sind und ich zehn Spieler nicht in den Kader nehmen kann“, sagte St. Paulis Trainer weiter.

In den vergangenen Tagen probierte Kauczinski im Training angesichts der Lage mehrere Akteure auf verschiedenen Positionen aus. „Natürlich kenne ich die Eckpfeiler der Mannschaft, aber zum Beispiel Litka oder Park muss ich erst kennenlernen, wie sie sich auf dem Feld verhalten“, sagte er. Es mache aber auch Spaß zu sehen, wie die Jungs reinhauen und ganz offensichtlich ihre Einsatzchance suchen.

Gegner VfL Bochum wird mit weitaus weniger personellen Problemen und einer deutlich besseren Bilanz aus den vergangenen Spielen am Millerntor antreten. Während St. Pauli seit acht Matches auf einen Sieg wartet, ist Bochum seit sechs Partien ungeschlagen und hat in dieser Zeit nur noch drei Gegentore kassiert. Hier ist die Handschrift von Trainer Jens Rasiejewski (42) zu erkenne, der in dieser Spielzeit schon Bochums dritter Übungsleiter ist und in der Saison 2002/2003 26 Spiele für St. Pauli bestritten hatte. Und noch einen Ex-Hamburger haben die Bochumer dabei. Der erst 19 Jahre alte, von RB Leipzig ausgeliehene Vitaly Janelt spielte bis 2014 in der Jugend des HSV. Er ist ein Sohn des ehemaligen tschechischen Eishockey-Nationalspielers Frantisek Chlpac (HSV und 1. EHC Hamburg).

„Es werden Fehler und Ungereimtheiten passieren, aber es wird trotzdem eine Chance geben, zu gewinnen“, sagte St. Paulis Trainer Kauczinski am Sonntag. „Wir wollen unseren Fans ein schönes Weihnachtsgeschenk machen.“ Immerhin könnte das Millerntor-Team mit dem ersten Heimsieg seit dem 26. August auf Rang zehn vorrücken.