dortmund. Nach dem zweiten Sieg mit dem BVB bleibt der Trainer bescheiden – und lässt Kritik aus Köln ins Leere laufen

Man kann es nicht anders sagen: Der Mann hat Stil. Damit ist natürlich nicht Armin Veh gemeint. Der Ex-Trainer des HSV und aktuelle Sportdirektor des 1. FC Köln hat angesichts der Verletztenmisere harsche Kritik am langjährigen FC-Erfolgscoach Peter Stöger (51) geübt. Das Team sei „mental und vor allem körperlich schwer angeschlagen. Da haben wir große Defizite, und da muss ich auch sagen, da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür. Dementsprechend hat das ein anderer zu verantworten, was den körperlichen Zustand betrifft. Wir haben 13 verletzte Spieler, und das ist auch nicht normal“, sagte Veh bei Sky. Und wie reagiert Stöger? „Ach, es ist wie es ist“, sagte er. „Veh wird das analysiert und bewertet haben. Dann schicke ich Grüße nach Köln: Es tut mir leid.“ Wie gesagt: Der Mann hat Stil.

Und für die Dortmunder Borussia könnte er zum Glücksfall werden, nachdem er im zweiten Spiel den zweiten, wenn auch glücklichen Sieg holte. Die große Bühne vor der Südtribüne überließ Peter Stöger dabei seinen Spielern. Die ausgelassene Feier verfolgte der neue Trainer aus sicherer Distanz. Seine Gefühle konnte aber auch Stöger nicht verbergen. Nach dem Last-minute-Treffer von Christian Pulisic zum 2:1 fiel der Österreicher Sportdirektor Michael Zorc überglücklich in die Arme.

Stöger: Wir haben bald eine richtig gute Mannschaft

„Zwei Spiele, sechs Punkte. Eine bessere Ausbeute geht nicht“, sagte Stöger. Innerhalb von fünf Tagen hat er den kriselnden DFB-Pokalsieger wieder auf Kurs gebracht und seine magere Punkteausbeute in zuvor 14 Begegnungen mit seinem Ex-Club 1. FC Köln verdoppelt. Nach seinem perfekten Start bei den Schwarz-Gelben wurde Stöger sogar ein bisschen euphorisch: „Wenn wir uns konsolidieren, wenn wir an ein paar Dingen arbeiten, werden wir im Frühjahr eine richtig gute Mannschaft sein.“

Davon ist auch die Dortmunder Vereinsführung überzeugt. Hans-Jo­achim Watzke erlebte den erlösenden Treffer von Pulisic (89.) aufgrund eines Termins im „Aktuellen Sportstudio“ zwar nicht mehr im Stadion mit, doch auch der Geschäftsführer glaubt nach zuvor sieben Pflichtspielen ohne Heimsieg an eine Trendwende. „Das Spielglück ist zurückgekommen. Unser Anspruch ist natürlich, das Spiel aktiver zu gestalten. Das werden wir auch in der Rückrunde wieder sehen“, sagte Watzke.

Die Fans waren aber schon nach dem Ende der kurios verlaufenden Hinrunde versöhnt. „Der BVB ist wieder da“, sangen sie lautstark und forderten die vor der Tribüne hüpfenden Profis auf, den Bayern im Pokal-Achtelfinale am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Sky) „die Lederhosen auszuziehen“. Der Sieg gegen Hoffenheim taugte allerdings nur bedingt als Mutmacher für die schwere Aufgabe beim souveränen Herbstmeister. „Wir waren zu verspielt und zu wenig zielstrebig“, sagte Stöger.

Hoffenheim hatte die Begegnung mit einem sicheren Pass- und guten Positionsspiel lange Zeit im Griff und führte durch Mark Uth (21.). Auch nach dem Ausgleich durch das 13. Saisontor von Pierre-Emerick Aubameyang (63., Foulelfmeter), der seinen Vertrag schon vor einiger Zeit um ein Jahr bis Juni 2021 verlängert haben soll, schienen die Gäste dem Siegtreffer näher. „Es hätte auch anders ausgehen können“, sagte Stöger.

Seine Spieler sehen in Stöger einen wichtigen Grund für das Ende der Negativserie. „Wir spielen kompakter und defensiv besser“, sagte Pulisic. Torhüter Roman Bürki lobt ebenfalls die Taktik des Nachfolgers von Peter Bosz. „Wir wissen, dass wir nicht direkt vorne den Ball erobern müssen, sondern auch etwas weiter hinten“, sagte Bürki.

Trotz der Begeisterung für Stöger gilt Julian Nagelsmann weiterhin als Wunschkandidat für den Trainerposten bei den Schwarz-Gelben im Sommer. Geht es nach den Hoffenheimern wird sich Nagelsmann auch in der neuen Saison auf den richtigen Platz setzen. Mehrheitseigner Dietmar Hopp sprach vor der Partie ein Machtwort. „Julian weiß, dass wir darauf bestehen, dass der Vertrag, den wir mit ihm geschlossen haben, erfüllt wird. Wenn er
weiterhin so erfolgreich ist, können wir ihn nicht länger halten. Aber bis zum 30. Juni 2019 bleibt er in Hoffenheim“, sagte Hopp.

Der jüngste Bundesliga-Trainer wollte sich an Spekulationen weiterhin nicht beteiligen. „Es ist alles gesagt. Ich habe noch nie über einen anderen Club gesprochen oder geäußert, dass ich meinen Vertrag nicht erfüllen werde“, sagte der 30-Jährige.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist indes voll des Lobes über Trainer Peter Stöger. „Wir haben eine gemeinsame Wellenlänge, er ist ein großartiger Mensch“, sagte Watzke. Stöger hat als Nachfolger von Peter Bosz beim BVB allerdings nur einen Vertrag bis Saisonende erhalten. „Wir sind im Frühjahr frei in unseren Gedanken und Entscheidungen“, sagte Watzke.

Zorc sieht niemanden, der die Bayern gefährden kann

Sportdirektor Michael Zorc sagte, dass Stöger einen Stimmungsumschwung im Umfeld bewirkt und Optimismus verbreitet habe. „Er hat an kleinen Stellschrauben gedreht, viel mehr war in der kurzen Zeit nicht möglich. Der Vertrag bis 2018 ist eine sehr gute Lösung. Wir haben Überlegungen, die noch nicht abgeschlossen sind. Mit dieser Lösung behalten wir jeden Handlungsspielraum“, so Zorc.

Zum Verlauf der Hinrunde sagte er, dass man in der Anfangsphase ein bisschen geträumt habe, „als wir nach sieben Spielen fünf Punkte Vorsprung hatten“. Man habe es zumindest eine Zeit lang geschafft, die Bundesliga ein bisschen spannend zu halten. „Bayern München macht 250 Millionen Euro mehr Umsatz als Borussia Dortmund. Das ist einfach nicht aufzuholen“, so Zorc. Und weiter: „Im Moment sehe ich keinen Club, der Bayern München über 34 Spieltage ernsthaft gefährden kann.“