Hamburg. St. Paulis dienstältester Profi setzt auf die veränderte taktische Ausrichtung bei Markus Kauczinski. „Mir liegt der Abstiegskampf“

Er hat lange warten müssen. Seit dem 1:0-Auswärtssieg bei Holstein Kiel war Jan-Philipp Kalla nicht zum Einsatz gekommen. Vergangenen Sonntag durfte er endlich einmal wieder aktiv an einem Punktspiel des FC St. Pauli mitwirken. Beim 2:2 gegen den MSV Duisburg wechselte der neue Trainer Markus Kauczinski den Defensivallrounder in der 76. Spielminute für den deutlich offensiver ausgerichteten, aber entkräftet wirkenden Cenk Sahin ein. Das Team war zu diesem Zeitpunkt durch die Rote Karte gegen Aziz Bouhaddouz bereits dezimiert.

Auch wenn es nicht gelang, die 2:1-Führung bis zum Schlusspfiff zu halten, kann Kallas Einwechslung als Zeichen dafür gewertet werden, dass der 31-Jährige beim neuen Trainer Kauczinski wieder eine größere Rolle als unter dessen Vorgänger Olaf Janßen spielen könnte. „Ich habe nicht so viele Einsatzzeiten bekommen, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagt Kalla selbst über sein Dasein unter Janßen vom zweiten bis zum 16. Spieltag der aktuellen Zweitligasaison. Lediglich zum Saisonauftakt beim 1:0-Sieg in Bochum hatte der gebürtige Hamburger in St. Paulis Startelf gestanden und ein recht ansprechendes Spiel gezeigt. Dennoch folgten unter Janßen nur noch drei Einwechslungen bis zum erwähnten Erfolg bei beim Team von Holstein Kiel, das jetzt als Herbstmeister in die Rückrunde startet. Kurios dabei: Keines der fünf Spiele, in denen Kalla mitwirkte, ging verloren, es gab vielmehr mit ihm drei 1:0-Siege und zweimal ein 2:2.

„Wenn man es hart sieht, befinden wir uns wieder im Abstiegskampf. Da kann ich mit meiner Erfahrung und meiner Spielweise helfen. In den vergangenen Jahren habe ich oft bewiesen, dass mir Abstiegskampf liegt“, sagt Kalla über seine Qualitäten. Dabei lässt die Tabelle, in der St. Pauli mit 21 Punkten auf dem 15. Rang steht, derzeit gar keine andere Interpretation zu, als dass sich der Club vom Millerntor im Kampf um den Klassenverbleib befindet.

Kallas Hoffnung auf mehr Einsätze gründet sich auch auf eine veränderte taktische Ausrichtung, die Kauczinski im Vergleich zu seinem Vorgänger Janßen bevorzugt. „Wir werden uns natürlich nicht nur hinten reinstellen, aber wir wollen etwas enger und kompakter stehen, auf Ballgewinne setzen und schnell umschalten“, beschreibt Kalla die jetzt angestrebte Spielweise. Der zuvor von Trainer Janßen propagierte Ballbesitz-Fußball, bei dem technisch starke und ballsichere Spieler benötigt werden, ist nun nicht mehr die oberste Zielsetzung.

Auch wenn Kalla, der seit 2003 für St. Pauli spielt, bei Janßen nicht mehr zum Einsatz gekommen war, hat er dessen vorzeitige Ablösung vor gut einer Woche nicht gleichgültig oder gar erfreut zur Kenntnis genommen. „Es geht nicht spurlos an mir vorbei, wenn jemand wegen der Leistungen, die wir als Mannschaft gezeigt haben, seinen Job verliert“, sagt er.

Im Hinblick auf seine Zukunft bei St. Pauli könnte der Trainerwechsel aber Positives bewirken. Kallas Vertrag läuft im Sommer aus, ein erstes Gespräch mit Sportchef Uwe Stöver hat stattgefunden. Zu konkreten Verhandlungen aber dürfte erst kommen, wenn Trainer Kauczinski ein klareres Bild von den Qualitäten seiner Spieler gewonnen hat. Über seine eigenen Pläne sagt Kalla: „Am liebsten hätte ich es, wenn ich in der nächsten Zeit noch weiter Fußball am Millerntor spielen könnte.“

Der 18. Spieltag der Zweiten Liga:
Fr 18.30 Uhr:
Braunschweig – Düsseldorf, Union Berlin – Ingolstadt; Sa 13 Uhr: Kaiserslautern – Nürnberg, Aue – Heidenheim, Regensburg – Bielefeld; So 13.30 Uhr: Fürth – Darmstadt, Sandhausen – Kiel, Duisburg – Dresden; Mo 20.30 Uhr: St. Pauli – Bochum.