Hamburg. Erstmals erhielt ein Gewinner die Trophäe aus den Händen seines Bruders. Ehrenpreis für Towers-Chef Marvin Willoughby.

Es war das Fest vor dem Fest. Und was für eins: Die Hamburger Sportgala am Mittwochabend beeindruckte mit einer erstklassigen Melange aus stilvollen Würdigungen, großen ­Gefühlen und lustvoller Partystimmung.

In der illuster geschmückten und rot-weiß illuminierten Volksbank Arena am Volkspark verstand es der Sport unserer Stadt meisterhaft, sich in Szene zu setzen. Nach einer Auszeit und der Renaissance im Vorjahr präsentierten sich Ereignis und Gäste bei der zwölften Auflage in Höchstform. Das Dutzend ist also voll.

Eric Johannesen hält rührende Laudatio

Die Ehrungen herausragender Leistungen wurden mit Applaus und Jubel begleitet. Die eine oder andere Träne gehörte dazu – aus Freude oder Rührung, je nachdem. So hielten rund 600 geladene Besucher den Atem an, als Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen das Wort ergriff. Seine Laudatio für Hamburgs Sportler des Jahres in der Ballsporthalle bescherte vielen Zuhörern eine Gänsehaut. Denn Eric ehrte seinen Bruder Torben Johannesen.

„Heute bin ich es, der auf ihn schaut“, sagte der Ältere zu dem sechs Jahre Jüngeren. „Er ist der Maßstab, an dem man sich messen muss.“ Er sei „ex­trem stolz“ auf seinen Bruder, der im Deutschland-Achter Außergewöhnliches vollbracht habe: Europa- und Weltmeister, zudem Halter der Weltbestzeit.

„Vielleicht habe ich im nächsten Jahr das Glück, mit dir in einem Boot rudern zu dürfen“, sagte Eric Johannesen. Erst eine herzliche Umarmung der Brüder, dann stellte der neue Preisträger fest: „Es fühlt sich gut an.“ Schlag auf Schlag ging’s weiter. RTL-Journalistin Susanne Böhm präsentierte die Mannschaft des Jahres.

Ludwig: "Wir sind nur schwer zu bändigen"

Die Weltmeisterinnen im Beachvolleyball, Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, Letztere mit zwei Gehhilfen, standen bei der Gala zum zweiten Mal in Folge ganz oben, um ihre Trophäe in Empfang zu nehmen. „Als Einheit sind wir nur schwer zu bändigen“, antwortete Laura Ludwig auf die Frage nach den Wurzeln der Erfolge.

Moderator Yared Dibaba, der ebenso einfühlsam wie schwungvoll durch das Programm führte, hatte leichtes Spiel bei diesem Stelldichein der Hamburger Sportfamilie. Das Band der Sympathie hielt zusammen – und begeisterte. Was ebenfalls auf die Initiatoren der Sportgala zutraf. Hand in Hand mit der Handelskammer, dem Sportbund (HSB), dem Unternehmen ECE, dem NDR und dem Hamburger Abendblatt war die Hansestadt Patin eines facettenreichen Festivals der Meister und Heroen.

Dabei stand der lokale Profifußball keinesfalls im Abseits. Zum Auftakt der Zeremonie hatten sich der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, mit Dibaba auf der Bühne über die Lage der zwei Clubs unterhalten. Beide waren einer Meinung: Ein Lokalderby – zum Beispiel für einen sozialen Zweck – wird es nicht geben. Tenor: „Nach G20 brauchen wir nicht noch G2."

Cacau ehrt Basketballer Marvin Willoughby

Vor dem Gruppenfoto und der Medaillenübergabe der neuen Würdenträger trat der frühere Fußballnationalspieler Claudemir Jeronimo Barreto an das Mikrofon, besser bekannt als „Cacau“. Der Deutschbrasilianer, 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, ist Integrationsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes. Er ehrte den Basketballer Marvin Willoughby. Der ehemalige Nationalspieler und aktuell sportliche Leiter der Hamburg Towers ist Gründer des Vereins Sport ohne Grenzen.

„Dank seines Einsatzes und seiner Kraft“, sagte „Cacau“ in seiner berührenden Laudatio, „ist dieses wertvolle Sozialprojekt entstanden.“ Intensiven Beifall erntete er auch für eine weitere Feststellung: „Egal ob er groß und orange ist oder kleiner, ob er in einen Korb fliegt oder in ein Tor – ein Ball kann so vieles.“ Vor allem kann er verbinden.

„Der Sport kann die Gesellschaft zusammenkitten“, sagte Willoughby mit dem Ehrenpreis in der linken Hand. „Als Hamburger Jung ist es ein besonderer Moment für mich.“ Wichtiger noch sei, dass die Arbeit im Stadtteil anerkannt wird.

Innensenator Andy Grote ehrt Verein ParkSportInsel

Willoughby ist in Wilhelmsburg im Einsatz. Der ebendort aktive Verein ParkSportInsel erhielt im Rahmen der Gala den erstmals verliehenen Active City Award. Diese Ehrung wurde von Sportsenator Andy Grote vorgenommen. Der Sozialdemokrat sprach aus, was viele dachten: „Die Sportgala ist ein Fest für die Hamburger Sportlerinnen und Sportler. Mit ihren Leistungen sind sie wichtige Botschafter der Active City“.

Und dass alle zusammen auch meisterhaft zu feiern verstehen, wurde im zweiten Teil der Veranstaltung bewiesen. Bei Häppchen und guten Getränken kamen die 600 Gäste famos ins Gespräch. Sie erfreuten sich an Hirtenkäsekuchen, Tafelspitz, Schaufelbraten und Schollenfilet. Wer mochte, wählte einen trockenen Tempranillo Ophicus oder einen fruchtigen Riesling Schloss Plettenberg. Um 21.30 Uhr wurde die Ginbar eröffnet. Und der Abpfiff erfolgte erst nach Mitternacht. Wer erst dann ging, war Meister aller Klassen.