Hamburg. Nach Santos zeigt nun auch der zweite HSV-Brasilianer, wie wertvoll er ist

Mit Stereotypen ist das so eine Sache. Sie sind vor allem: ziemlich stereotyp. Brasilianische Vorurteile zum Beispiel. Denn Brasilianer sind laut allgemein anerkannter Vorurteile immer lustig, können zauberhaft Fußball spielen und verabscheuen nichts mehr als Schnee, Regen und Minusgrade.

So weit, so gut – so falsch. Denn mit Douglas Santos und Walace hat der HSV gleich zwei brasilianische Prachtexem­plare, die noch im Sommer alles andere als lustig waren, geschweige denn zauberhaft Fußball spielten. Das eine könnte mit dem anderen zusammenhängen, meinten objektive Beobachter.

So sollte der eine (Santos) unbedingt verkauft werden. Und der andere (Walace) spielte zuletzt fünf Spiele in Folge keine einzige Minute. Doch dann, als die Tage kürzer, die Temperaturen niedriger und der Schneeregen mehr wurde, änderte sich plötzlich alles. Nun ist Santos bereits seit dem neunten Spieltag als nimmermüder Linksverteidiger gesetzt, hatte auch gegen Wolfsburg mit 83 die meisten Ballkontakte. Und Landsmann Walace durfte am Sonnabend überraschend von Anfang an auflaufen – überzeugte und sorgte mitten im Hamburger Wintertreiben für brasilianische Frühlingsgefühle.

„Er wäre neulich schon mal dran gewesen. Da war er leider krank“, sagte Trainer Markus Gisdol nach dem Spiel, und lobte: „Walace hat es tadellos gemacht und die Trainingseindrücke bestätigt. Es war ein gutes Spiel von ihm.“

Kolportierte Gedankenspiele, mindestens einen der beiden antistereo­typen Brasilianer noch im Winter abzugeben, hat Sportchef Jens Todt bereits mehrfach dementiert. In Buenos Aires traf Todt zudem Walaces Berater, dem der Manager auch noch mal direkt sagte, dass ein Wechsel des 9,2-Millionen-Euro-Manns nicht infrage käme.

„Ich sehe Walace keinesfalls als Fehleinkauf“, sagte Todt vor wenigen Tagen dem Abendblatt. „Man muss Südamerikanern nur eine entsprechende Zeit zur Adaption einräumen. Ich bin mir absolut sicher, dass auch Walace großes Potenzial hat.“ Und Santos, an dem Corinthians São Paulo gesteigertes Interesse haben soll? „Douglas zeigt doch, warum wir ihn vor anderthalb Jahren geholt haben“, wiegelt Todt ab.

Am Dienstag gegen Frankfurt dürften die beiden Brasilianer wieder gemeinsam auflaufen. Und die beste Nachricht: Es soll kalt werden, regnen und möglicherweise sogar schneien. Dem neuesten Vorurteil nach also echtes Santos-Walace-Wetter.

Zum Anfang des Spiels hat es eine Auseinandersetzung auf der Nordtribüne gegeben. Laut Augenzeugen sollen sich Ultras der Clique du Nord mit Fußball-Rockern der Hamburger Löwen geprügelt haben, bis die Polizei dazwischenging. Der HSV wollte sich nicht äußern.