Frankfurt/gladbach.

Dieser Fall war selbst in Zeiten des viel diskutierten Videobeweises eine Premiere: Die „1. Video-Begnadigung“ in der Fußball-Bundesliga, titelte die „Bild am Sonntag“ nach dem Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern (0:1). Der Frankfurter Marius Wolf sah in der 72. Minute die Rote Karte, weil er James Rodriguez gefoult hatte. Der 22-Jährige stapfte bereits frustriert Richtung Kabine und bekam deshalb auch gar nicht mehr mit, wie Schiedsrichter Harm Osmers einen Hinweis von seinem Videoassistenten Frank Willenborg bekam. Der Referee schaute sich die Szene noch einmal auf dem Monitor am Spielfeldrand an, danach war für ihn klar: Rot ist zu hart, eine Gelbe Karte reicht aus – jetzt muss nur noch der Spieler zurück.

„Ich war schon an der Tür zur Kabine“, erzählte Wolf hinterher. „Plötzlich holte mich unser Zeugwart zurück. Ich hatte mein Trikot noch an. Der Schiedsrichter kam zu mir und hat sich entschuldigt.“

Negative Diskussionen um den Videobeweis gab es dagegen in Mönchengladbach. Dort fühlte sich Borussen-Coach Dieter Hecking beim 1:1 gegen Schalke um den Sieg gebracht. Fünf Minuten vor der Pause, es stand 1:0 für Gladbach durch Christoph Kramers Tor nach 24 Minuten, holte Schalkes Naldo Gladbachs Lars Stindl im Strafraum von den Beinen. Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff zunächst Elfmeter. Dann wurde er aus Köln korrigiert.

Nach Ansicht der Bilder entschied Stegemann: Freistoß für Schalke außerhalb des Strafraums. Weil es einige Szenen zuvor in der Nähe der Eckfahne einen Check von Oscar Wendt gegen Daniel Caligiuri gab. Schon drei Minuten vorher hatte der Schiedsrichter einen Treffer von Stindl nachträglich annulliert, weil der 20 Sekunden vorher im Abseits gestanden hatte. Frage also an Hecking: War es zu viel, was Schiedsrichter und Videoassistent in diesem Spiel veranstaltet haben? Antwort: „Kein Kommentar!“

Hecking galt bisher als Befürworter der technischen Unterstützung. Und trotz des aktuellen Ärgers bekräftigte er: „Ich bleibe dabei! Ich habe keinen Bock mehr, darüber zu diskutieren.“ Doch sogar Lutz Michael Fröhlich, der Video-Projektleiter beim DFB, sagte am Sonntag bei Sky: „Es war keine glasklare Fehlentscheidung. Ich hätte mir gewünscht, dass der Schiedsrichter bei seiner ersten Entscheidung geblieben wäre.“