Hamburg. Platzverweis des Stürmers kostet möglichen Sieg. 2:2 gegen den MSV Duisburg bei Trainer Kauczinskis Debüt

„Ich bin hin- und hergerissen“, sagte Markus Kauczinski und gab damit nach dem 2:2 (0:1) gegen den MSV Duisburg preis, wie schwer es ihm fiel, sein erstes Spiel als neuer Cheftrainer des FC St. Pauli abschließend einzuordnen. Auf der einen Seite stand das Aufbäumen seines Teams in den ersten 20 Minuten nach der Halbzeitpause, in denen sein Team den 0:1-Rückstand durch die Treffer von Waldemar Sobota (57. Minute) aus kurzer Distanz und den von Lasse Sobiech genutzten Foulelfmeter (62.) in eine 2:1-Führung verwandelte. Auf der anderen Seite aber trübten eine zum wiederholten Male mäßige erste Halbzeit und vor allem die berechtigte Rote Karte gegen Stürmer Aziz Bouhaddouz, die entscheidend für den weiteren Spielverlauf war, das Bild.

Nachdem er schon in der ersten Halbzeit Gelb wegen Meckerns (34. Minute) gesehen, den Strafstoß zum 0:1 durch ein ungeschicktes Stoßen mit dem Ellenbogen verursacht und sich bei einer vielversprechenden Chance zum Torschuss noch für ein Abspiel entschieden hatte, das dann beim Gegner landete, leistete sich Bouhaddouz in der 68. Minute die fatale Unsportlichkeit. Am Rande einer Rudelbildung, an der er nicht direkt beteiligt war, spritzte er dem Duisburger Lukas Fröde Wasser aus einer Plastikflasche, die er sich zuvor an der Seitenlinie hatte geben lassen, ins Gesicht. Schiedsrichter Christian Dietz hatte diese Szene selbst nicht gesehen, wurde dann aber von seinem Assistenten auf das Vergehen hingewiesen. Die Rote Karte war die unvermeidliche Konsequenz.

„Ich hoffe, dass er irgendwann in seinem Leben daraus lernen wird, weil er sich und der Mannschaft geschadet hat“, sagte nach dem Spiel Trainer Kauczinski zur Disziplinlosigkeit des Stürmers. Auch bei seinen Mitspielern kam die sinnlose und folgenschwere Aktion des in dieser Saison noch torlosen Stürmers alles andere als gut an. „Wenn wir zu elft zu Ende spielen, gewinnen wir zu 100 Prozent. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Er bestraft sich selbst und uns als Mannschaft, das ist dumm“, fand Mittelfeldspieler Johannes Flum sehr klare Worte. Und Kapitän Bernd Nehrig ergänzte: „Das hat uns dezimiert und uns von dem entfernt, was wir anstreben und wofür wir stehen.“

Trainer Kauczinski berichtete derweil: „Er musste sich einiges anhören, ist geknickt und sitzt da mit Tränen in den Augen. Diesen Preis muss er jetzt zahlen.“ Durch die Dezimierung geriet St. Pauli in den abschließenden gut 20 Minuten Spielzeit wieder wesentlich stärker unter Druck. Vorn fehlte ein groß gewachsener Stürmer, der Bälle festmachen und so für Entlastung hätte sorgen können. Das Duisburger Ausgleichstor war eine fast logische Folge. Nachdem Innenverteidiger Christopher Avevor einen Flankenball hatte passieren lassen, nutzte Stürmer Stanislav Iljutcenko (81.) die Vorlage von Ahmet Engin zum 2:2. „Er weiß, was er verbockt hat, und ist erwachsen genug, um zu wissen, dass das heute nicht gut war“, schlug Kapitän Bernd Nehrig am Ende aber auch wieder leicht versöhnliche Töne an.

Bouhaddouz wird mindestens für zwei Spiele gesperrt

Fakt ist, dass Trainer Kauczinski im letzten Heimspiel vor der Winterpause am 18. Dezember gegen den VfL Bochum und im ersten Match des neuen Jahres am 25. Januar in Dresden auf Bouhaddouz wird verzichten müssen. Auf jeden Fall wird die ohnehin sehr angespannte Personalsituation noch weiter verschärft.

St. Paulis Sportchef Uwe Stöver wertete den Auftritt der Mannschaft gegen Duisburg als zufriedenstellend. „Ich finde es sehr positiv, wie sie es verarbeitet hat, erneut in Rückstand geraten zu sein, und sich anschließend in eine gute Ausgangsposition gebracht hat“, sagte er. Gleichzeitig betonte er auch, dass der Platzverweis ärgerlich gewesen sei. „Heute wäre eine gute Gelegenheit gewesen, als Sieger vom Platz zu gehen. Wir haben 2:1 geführt und hatten das Spiel im Griff. Da muss Aziz souveräner agieren“, sagte Stöver weiter.

Die insgesamt positive Bewertung der Leistung beim 2:2 gegen Duisburg durch St. Paulis Verantwortliche hatte ihre Berechtigung allerdings nur in der Relation zu den beiden desolaten Auftritten in Fürth (0:4) und Bielefeld (0:5), die zur Ablösung von Trainer Olaf Janßen geführt hatten. Tatsache ist, dass das Team in der jetzt abgeschlossenen Zweitliga-Hinrunde nur einen Heimsieg errungen hat. Diese Schwäche ist der entscheidende Grund dafür, dass sich das Team zur Saisonhälfte auf dem 15. Tabellenplatz und damit in akuter Abstiegsgefahr befindet.

Nach nur drei Trainingseinheiten seit seiner Amtseinführung hatte neue Trainer Kauczinski im Wesentlichen auf das gleiche Personal gesetzt, das in den Spielen zuvor von Olaf Janßen in die Spiele geschickt worden. So nahm er auch nicht den für sehr gut möglich gehaltenen Torwartwechsel vor, sondern vertraute Robin Himmelmann. Immerhin bekam nach zehn Spielen Urgestein Jan-Philipp Kalla für die letzte Viertelstunde mal wieder einen Einsatz.