Leipzig. Deutsche Frauen verlieren das letzte WM-Gruppenspiel, ziehen aber dennoch ins Achtelfinale ein. Am Sonntag Partie gegen Dänemark.

Am Tag danach packte die Mannschaft die Taschen und zog von Leipzig nach Magdeburg um. Es war vielleicht eine gute Gelegenheit, auf andere Gedanken zu kommen. Denn nach dem bitteren 23:31 gegen Vize-Weltmeister Niederlande zum Abschluss der Vorrunde regierte bei den deutschen Handball-Frauen der Frust. „Das war ein Totalausfall“, sagte Rückraumspielerin Nadja Mansson vom Bundesligisten Borussia Dortmund nach der ersten Niederlage bei der Heim-Weltmeisterschaft, die trotz des Einzugs ins Achtelfinale besonders wehgetan hat.

Bundestrainer Michael Biegler, der im April 2016 die Mannschaft übernommen hatte und nach der WM zum Männer-Bundesligisten SC DHfK Leipzig wechseln wird, richtete aber schnell den Blick nach vorne. „Die WM beginnt mit der K.-o.-Phase jetzt neu. Da zählt dieses Spiel nicht mehr, wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht und sich anders präsentiert“, sagte Biegler mit Blick auf das Achtelfinale am Sonntag in Magdeburg gegen den EM-Vierten Dänemark (20.30 Uhr, live auf Sport1).

Bob Hanning bleibt gelassen

Auch Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), blieb trotz des schwachen Auftritts gegen die Niederlande erstaunlich gelassen. „Ich bin mir sicher, dass wir schon am Sonntag einen anderen Auftritt sehen werden“, sagte Hanning.

Durch die erste Niederlage im WM-Turnier zum Abschluss der Vorrunde jedoch verpasste die deutsche Mannschaft den Gruppensieg und fiel auf Rang drei zurück. „Es ist, wie es ist. Wir nehmen die Herausforderung gegen Dänemark an. Das ist in jedem Fall keine leichte Aufgabe“, sagte DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld: „Wir müssen schnell aus dem Spiel gegen die Niederlande lernen und gegen Dänemark eine Reaktion zeigen.“

Im letzten Aufeinandertreffen beider Mannschaften gewann Deutschland am 9. Juni ein Freundschaftsspiel mit 22:17. Das letzte Pflichtspiel gab es im WM-Viertelfinale im Jahre 2013, als Dänemark mit 31:28 gewann. Die Frauen aus Dänemark haben auch gute Erinnerungen an die letzte Weltmeisterschaft in Deutschland. Beim WM-Turnier im Dezember 1997, als der Gastgeber als Titelverteidiger die Bronzemedaille gewann, holten sie den Titel. Bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren im eigenen Land reichte es nur zu Platz sechs.

Trotz Niederlage positives Zwischenfazit

Trainiert wird die Mannschaft seit 2015 von Klavs Bruun Jørgensen, der einst selbst in der Nationalmannschaft spielte, 184 Länderspiele für sein Land bestritt und in der Saison 1998/1999 auch mal ein Jahr bei der SG Wallau-Massenheim in der Bundesliga spielte.

Trotz aller Enttäuschung nach der ersten Niederlage der deutschen Mannschaft, zog der Deutsche Handball-Bund ein positives Zwischenfazit. Immerhin 160.000 Zuschauer und damit im Schnitt 2700 Fans sahen die 60 Vorrundenspiele an den vier Austragungsorten Leipzig, Trier, Bietigheim und Oldenburg. Bislang sind einschließlich der Finalrunde am kommenden Wochenende mit den Halbfinals, Spiel um Platz drei und das Endspiel bereits 230 000 Tickets verkauft. Als Ziel nannte der Verband 250.000 Zuschauer.

ARD würde deutsches Halbfinale live übertragen

„Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Wir sind stolz auf die sehr gute Zuschauerresonanz. Unser Konzept geht auf“, sagte Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des DHB, der bei einem Etat von etwa 3,6 Millionen Euro ein Minus von 500.000 Euro einkalkuliert hat. Das Defizit werde aber nicht überschritten, sagte Schober: „Die WM ist eine ganz bewusste Investition in den Mädchen- und Frauenhandball.“

Ein Erfolg der deutschen Mannschaft im Achtelfinale wäre auch für das gesamte Turnier ungeheuer wichtig und würde jenem Ziel des Verbandes zusätzlichen Rückenwind verschaffen. Denn sollten die Ladies, wie Bundestrainer Biegler seine Mannschaft nennt, tatsächlich in die Finalrunde einziehen, würde die ARD ein deutsches Halbfinale live übertragen. Es wäre eine Bühne, die dem Frauen-Handball sonst nie geboten wird. Aber erst muss Dänemark im Achtelfinale aus dem Weg geräumt werden, um diesen Ziel einen Schritt näher zu kommen.