Hamburg. Das schwache Abschneiden der deutschen Mannschaften im Europapokal hat auch massiven Einfluss auf die Uefa-Fünfjahreswertung

Nur auf die Bayern ist noch Verlass. In einer der schwächsten Europapokal-Vorrunden seit Jahren haben die Klubs der Fußball-Bundesliga mit Ausnahme des Rekordmeisters fast auf ganzer Linie enttäuscht. Der Rückstand auf die Top-Nationen Spanien, England und Italien in der Uefa-Fünfjahreswertung wächst, rund vier Jahre nach dem deutschen Finale in der Champions League ist die Liga aus dem Land des Weltmeisters international nur noch Mittelmaß.

Das Abschneiden in der Saison 2017/18 ist alarmierend: Borussia Dortmund, das im Mai 2013 im Wembley-Stadion das Endspiel der Königsklasse gegen Bayern München verloren hatte, holte magere zwei Pünktchen in der Champions League. RB Leipzig zahlte bei seiner internationalen Premiere Lehrgeld, in der Europa League verpassten die deutschen Starter 1899 Hoffenheim, Hertha BSC und Liga-Schlusslicht 1. FC Köln geschlossen den Einzug in die Zwischenrunde.

Heynckes findet Abschneiden bedenklich

Im Achtelfinale der Champions League steht einzig Bayern München. "Natürlich muss man sich Gedanken machen über das Abschneiden der deutschen Teilnehmer", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

Das blamable Ergebnis lässt sich auch anhand von Zahlen ablesen. In der UEFA-Wertung hat die deutsche Eliteklasse als nur elftbeste Liga gerade einmal 6714 Punkte und damit weniger als die Hälfte der führenden Engländer (15.785) geholt. Selbst Zypern (7000), die Türkei (6800) und Österreich (6750) liegen vorne. "Die Vereine, die in der Europa League spielen, müssen verinnerlichen, dass es immer auch um Punkte für Deutschland geht", hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch im September gesagt. Hätte er den Verlauf der Dortmunder Gruppenphase geahnt, er wäre in seinen Aussagen wohl zurückhaltender gewesen.

Zuletzt war die Bundesliga 2002/03 so schlecht

Eine ähnlich schlechte deutsche Mannschaft in der Königsklasse hatte es nur 2002/03 gegeben, als der FC Bayern mit zwei Punkten ausschied. Zumindest bleibt dem BVB der glückliche Einzug in die Europa League - und der Bundesliga dadurch die Aussicht auf weitere Punktgewinne.

Das diesjährige Debakel ist zunächst nur eine enttäuschende Momentaufnahme, ein neuerliches kollektives Scheitern muss es in der kommenden Saison nicht zwingend geben. Doch in der Breite wird sich der Negativtrend vermutlich fortsetzen. In einem überhitzten Markt haben sich die finanziellen Verhältnisse verschoben - zu Ungunsten der deutschen Vereine.

"Der FC Bayern kann in etwa mithalten, für die anderen Klubs ist es natürlich wahnsinnig schwierig, auf diesem Niveau mitzuhalten", sagte Heynckes. Man müsse noch verstärkter auf Nachwuchsschulung setzen und junge Spieler entwickeln.

Premier League eilt Bundesliga davon

Besonders die Kluft zwischen Bundesliga und Premier League wird immer größer. Mit ihren Milliarden aus satten TV-Verträgen sowie einer enorm gewinnbringenden Vermarktung in Fernost sind die englischen Klubs finanziell wohl uneinholbar enteilt.

Allein die fünf englischen Vereine, die ins Achtelfinale der Champions League einzogen, investierten im Sommer rund 800 Millionen Euro in neue Spieler - mehr als alle 18 Klubs der Bundesliga zusammen.

Als einzige Erklärung für das Scheitern genügt das finanzielle Ungleichgewicht aber nicht. Gerade in der Europa Legaue schieden die Bundesligisten gegen Teams aus schwächeren Ligen mit geringeren wirtschaftlichen Möglichkeiten aus. Fehlende internationale Erfahrung kann als Ausrede nicht gelten.

Stand der Fünfjahreswertung

1. Spanien

Punkte in 2017/18: 13,142 Punkte gesamt: 100,426

2. England

Punkte in 2017/18: 15,785Punkte gesamt: 75,319

3. Italien

Punkte in 2017/18: 12,500Punkte gesamt 71,416

4. Deutschland

Punkte in 2017/18: 6,714Punkte gesamt: 68,284

5. Frankreich

Punkte in 2017/18: 8,333Punkte gesamt: 53,248

6. Russland

Punkte in 2017/18: 9,400Punkte gesamt: 50,182

1/6