Im Kampf um den Gruppensieg hat der Gastgeber nun alle Trümpfe in der Hand – und das trotz eines fehlerhaften Auftritts.

Leipzig. Zu den Klängen des Mark-Forster-Hits „Chöre“ ließen sich Deutschlands Frauen nach dem ungefährdeten 24:9 (10:3)-Kantersieg gegen Handball-Zwerg China vom Publikum feiern. Mit dem dritten Vorrundenerfolg bei der Heim-WM sicherte sich die DHB-Auswahl die Pole Position im Kampf um den Gruppensieg, der an diesem Freitag gegen Vize-Weltmeister Niederlande aus eigener Kraft perfekt gemacht werden kann. „Wir wollen uns natürlich die bestmögliche Ausgangslage für das Achtelfinale sichern“, sagte Rückraumspielerin Emily Bölk.

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    Das Ausnahmetalent war in einer zerfahrenen Partie mit vier Toren beste Werferin. Svenja Huber, Jenny Karolius und Isabell Klein trafen am Mittwoch vor 3165 Zuschauern in Leipzig jeweils dreimal. „In der Deckung waren wir sehr dominant, im Angriff haben wir uns lange schwergetan“, sagte Bölk. „Für mich ist es natürlich eine Erleichterung, dass ich meine ersten WM-Tore erzielen konnte.“

    Die DHB-Auswahl (7:1 Punkte) hat vor dem Duell mit dem EM-Zweiten Niederlande (5:3), der hinter den punktgleichen Rivalen Serbien und Südkorea (beide 6:2) derzeit nur auf Rang vier liegt, nun alle Trümpfe in der Hand. Dazu bedarf es allerdings einer deutlichen Steigerung, denn in der Offensive lieferte die Truppe von Bundestrainer Michael Biegler gegen den punktlosen Tabellenletzten der Gruppe D ihren bisher schwächsten Endrundenauftritt ab.

    Deutschland vergab zu viele Chancen

    „Wir gehen schon kritisch mit uns um“, sagte Biegler. „Aber es ist auch nicht so einfach gegen einen solchen Gegner. Das Spiel ist gewonnen, die Punkte sind da, und das Torverhältnis spielt auch nicht die große Rolle. Sonst wäre ich heute nicht so entspannt.“

    Keine 24 Stunden nach dem 22:22 gegen Serbien legte die DHB-Auswahl einen müden Start hin. Erst in der 5. Minute gelang der erste Treffer, nach zwölf Minuten stand es gerade einmal 2:1. Biegler versuchte seine Spielerinnen mit lauten Rufen aus ihrer Lethargie zu reißen, was ihm zunächst auch gelang. Mit einem 6:0-Lauf zog das deutsche Team auf 7:1 davon, das Klein mit ihrem 100. Länderspieltor erzielte.

    Doch die Fehlerquote im Angriff blieb zu hoch. Immerhin gaben sich die deutschen Frauen in der Defensive kaum eine Blöße. Und wenn doch einmal ein Ball durchrutschte, war Torfrau Clara Woltering zur Stelle. Die 34-Jährige bot eine überzeugende Leistung und durfte dann sogar eine Premiere feiern: Mit einem Fernwurf ins leere chinesische Tor gelang der Dortmunderin im 218. Länderspiel der erste Treffer. „Für mich ist das nur eine Randnotiz“, sagte Woltering.

    Schlendrian beim DHB-Team

    China erwies sich als der erwartet schwache Gegner, der die DHB-Auswahl kaum forderte. Umso unbefriedigender war die Halbzeitausbeute von lediglich zehn Toren. Das wurde erst nach dem Wechsel besser. Nun wurden die Angriffe konzentrierter abgeschlossen und der Vorsprung mit einem 6:0-Lauf auf 16:3 (43.) ausgebaut.

    Doch dann zog vorne wieder der Schlendrian ein, was Biegler auf die Palme brachte. Zehn Minuten vor Schluss nahm er sichtlich verstimmt eine Auszeit, in der er seine Schützlinge wieder einschwor. Am Ende zählten aber auch für ihn in erster Linie die zwei Punkte, die Deutschland nun alle Chancen auf Platz eins lassen.