München. Münchens Franck Ribéry ist wieder fit. Der designierte Nachfolger Coman macht ihm die Rückkehr allerdings schwer

Als der Mann des Tages ging, wurde nicht er ausgiebig gefeiert, sondern derjenige, der für ihn eingewechselt wurde. In der 89. Minute geschah dies am Sonnabend in der Münchner Arena. Kingsley Coman (21), der sich mit einem Tor, einem erzwungenen Foulelfmeter und vielen Tempo-Dribblings auf der linken Seite des FC Bayern beim 3:1 gegen Hannover 96 hervorgetan hatte, wurde mit freundlichem Applaus verabschiedet. Danach besangen die Fans Franck Ribéry, der nach zwei Monaten Verletzungspause wegen eines Außenbandrisses im Knie erstmals wieder kurz mitspielen durfte. „Oh, Franck Ribéry. Er is nicht groß, is eher klein. Er soll unser König sein. Von unserem Rekordverein. Franck Ribéry“, hieß es im Refrain in Anlehnung an Joe Dassins Chanson „Aux Champs-Élysées“ von 1969.

Es waren Momente, in denen die Fans ihre Verehrung und Wertschätzung für Ribéry zum Ausdruck brachten. Zugleich wirkte es, als könne der Rollenwechsel auf dem linken Flügel schon weit vorangeschritten sein. Nicht Coman löste Ribéry ab, sondern der alte Held den neuen für ein paar Minuten. So ähnlich könnte das auch an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Sky) gegen Paris Saint-Germain in der Champions League aussehen. Für den FC Bayern geht es dabei weniger um die Minichance auf den Gruppensieg, für den ein Erfolg mit vier Toren Unterschied nötig wäre. Sondern vor allem darum, sich mit einem Sieg zu vergewissern, dass die 0:3-Niederlage in Paris im letzten Spiel unter Jupp Heynckes’ Vorgänger Carlo Ancelotti ein Ausrutscher war und die Mannschaft es mit den finanzstärkeren Schwergewichten Europas wie PSG sportlich aufzunehmen kann.

Wenngleich Ribéry gerade erst und sogar früher als erwartet genesen ist, so schwingt nun auch die Frage mit, ob er mittelfristig überhaupt wieder die erste Wahl vor Coman werden wird. Und ebenso, ob er seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag tatsächlich noch einmal verlängern darf. Ribéry wird im April 35 Jahre alt, und er weiß, dass es im Herbst seiner Karriere langsam eng wird für ihn. Auch, weil sich Coman immer stabiler präsentiert. Über seine Zukunft sei noch nicht gesprochen worden, sagt Ribéry, er brauche erst einmal Spielrhythmus. Und er weiß sowieso, dass erst 2018 darüber befunden wird, ob und wie es weitergeht mit ihm.

Gegen Paris rechnet Ribéry selbst nicht damit, schon wieder zur Anfangsformation zu gehören. „Ich glaube nicht, das ist nicht die Frage“, sagt er. Für ihn scheint es vorerst tatsächlich wichtiger, überhaupt wieder seinem Beruf nachgehen zu können. Im Singsang mit seinem französischen Einschlag sagt er: „Egal, wie viele Minüt’ isch habe gespielt, ist wichtig, isch war wieder mit Mannschaft. Zwei, drei Minüt’ auf dem Platz ist immer gut.“

Das klingt ungewohnt bescheiden, vor allem im Vergleich zu jenen Momenten, in denen er in der Frühphase der Saison unter anderem mit einem wütenden Trikotwurf nach einer Auswechselung mehrfach gegen Ancelotti aufbegehrt hatte. Doch offenbar sieht Ribéry bei allem Ehrgeiz, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, Ansprüche zu erheben. „Ich freue mich für ihn, er hat gut gespielt, das ist super“, sagt er über seinen Landsmann Coman, der wohl auch gegen den französischen Branchenführer aus seiner Heimatstadt Paris anfangen wird. Vielleicht ist Ribérys Gelassenheit auch von der Sicherheit getragen, dass er um sein Standing bei Heynckes weiß. „Wenn der fit ist, funktioniert der bei mir, davon bin ich felsenfest überzeugt“, hatte Heynckes nach seiner Rückkehr zum FC Bayern gesagt und bald darauf empfohlen, mit Ribéry zu verlängern.

Die weiteren Dienstagsspiele in der Champions League: Benfica Lissabon – FC Basel, Manchester United – ZSKA Moskau, Celtic Glasgow – RSC Anderlecht, FC Chelsea – Atletico Ma­drid, AS Rom – FK Karabach, Olympiakos Piräus – Juventus Turin, FC Barcelona –
Sporting Lissabon.