Hamburg. Trainer und Kapitän fordern härteres Arbeiten ein. Hohenberger will Training dennoch dosieren, Schubert wartet auf Strafurteil.

Das Gute im Negativen zu suchen ist eine Angewohnheit, die im Leistungssport weit verbreitet ist. Sich von Rückschlägen nicht herunterziehen zu lassen, um Motivation und Selbstvertrauen zu bewahren, gehört ebenfalls zum Portfolio erfolgreicher Athleten und Trainer. Auch Herbert Hohenberger versuchte sich nach dem ersten Nullpunkte-Wochenende der Saison 2017/18 daran. Das Beste aber war, dass der Chefcoach der Eishockey-Oberligamänner der Croco­diles Hamburg nicht versuchte, die Lage schönzureden – was beweist, dass der ­48-Jährige das Problem ernst nimmt.

Kommentar: In der Realität angekommen

„Einstellung und Stimmung sind weiterhin gut. Aber wir müssen nicht drum herum reden, dass das Rad momentan nicht rund läuft bei uns und dass wir uns das selbst zuzuschreiben haben“, sagt der 48-Jährige. Nach den Niederlagen gegen den Herner EV (3:4) und bei den Rostock Piranhas (1:2) – mithin zwei Teams, die vor dem Wochenende in der Tabelle hinter den Hamburgern standen – ist für den Tabellenneunten das Minimalziel in Gefahr. Sechs Punkte beträgt der Abstand zu Rang sieben, der zur direkten Play-off-Teilnahme berechtigt, bereits. „Sicher wird es mit jeder Niederlage schwieriger, das Ziel zu erreichen. Uns ist klar, dass die Zeit knapper wird“, sagt Hohenberger.

Schuberts Ausfalldauer noch immer unklar

Dass das für alle seine Spieler gilt, bezweifelten zuletzt einige Beobachter. Vor allem die kanadischen Topstürmer Josh Mitchell und Brad McGowan, aber auch andere Leistungsträger wie André Gerartz oder Norman Martens stehen in der Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, nicht mit voller Leidenschaft für den Erfolg des Teams zu arbeiten, sondern sich mehr um ihre persönlichen Statistiken zu kümmern. Kapitän Christoph Schubert, dessen Ausfalldauer nach der Matchstrafe gegen Herne noch immer nicht feststeht, will diese Kritik nicht vollumfänglich teilen. Aber er sagt: „Wir müssen endlich kapieren, dass wir alle einen Schritt mehr machen müssen. Es muss in die Köpfe rein, dass es egal ist, wer das Tor macht. Hauptsache ist, dass es gemacht wird, und daran krankt es gerade bei uns.“

Tatsächlich ist die Chancenauswertung auch die größte Sorge des Trainers. „Als ich im Sommer herkam, dachte ich, dass ich mir offensiv keine Gedanken machen müsste. Nun sind wir aber in einer Phase, in der uns die schmutzigen Tore fehlen“, sagt er. 15 bis 20 hochkarätige Chancen habe seine Mannschaft pro Spiel. „Wenn wir es dann gegen einen Gegner wie Rostock nicht schaffen, mehr als zwei Tore zu schießen, dann haben wir ein Problem.“ Worin dieses begründet liegt, könne er nicht erklären. „Wir üben es im Training, wir analysieren es auf Video und führen Einzelgespräche. Am Ende ist es wohl die letzte Konsequenz, dorthin zu gehen, wo es wehtut, die uns fehlt.“

Hohenberger will das Training dosieren

Natürlich dürfe man nicht unterschlagen, dass aufgrund verletzungsbedingter Ausfälle – in Rostock fehlten fünf Spieler – die Leistungsträger oft über Gebühr belastet würden. Zudem ist die Qualität der Oberliga nachweislich gewachsen, und die Crocodiles werden nach Platz fünf in der vergangenen Saison als Gegner ernst genommen. „Brad, Josh und André werden viel härter attackiert, und gegen uns ist jeder Gegner motiviert“, sagt Hohenberger, der dennoch keine Ausreden akzeptieren will.

Vor dem Duell mit den Hannover Scorpions am Freitag (20 Uhr, Eisland Farmsen) will er das Training dosieren, um Kräfte zu schonen. „Dafür erwarte ich am Freitag zweieinhalb Stunden harte Arbeit.“ Das ist sicherlich nicht zu viel verlangt, um den Trainer nach drei Niederlagen in Folge auch mal wieder das Negative im Guten suchen zu lassen.