Fürth. Der Kiezclub verliert nach desolater Leistung mit 0:4 bei Greuther Fürth und wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg

Es war für den FC St. Pauli schon das sechste Spiel in Folge ohne Sieg, doch die 0:4-Niederlage am Sonntag bei der SpVgg. Greuther Fürth hatte noch eine andere Qualität als die fünf vorherigen, insgesamt enttäuschenden Spiele. „Das war der bitterste Moment, seit ich hier als Trainer arbeite. Das Gesicht kannte ich bisher nicht“, sagte Olaf Janßen rund eine halbe Stunde nach dem Abpfiff im Sportpark Ronhof. Das sind inklusive seiner Co-Trainertätigkeit immerhin schon fast 13 Monate.

Auch Sportchef Uwe Stöver hatte das eigene Team in dieser Saison noch nicht in einer derartigen Verfassung über fast die gesamte Spielzeit erlebt. „Das war neu für mich. Wir haben auf dem Platz überhaupt nicht das gezeigt, was nötig ist, um ein Spiel zu gewinnen. Es war in allen Belangen eine verdiente und selbst verschuldete Niederlage“, sagte Stöver weiter.

In der ersten Halbzeit war die Partie ein Musterbeispiel dafür, wie ein Team einen verunsicherten Gegner durch eigene Fehler und Nachlässig­keiten aufbaut. Von der erwarteten Anfangsoffensive der abstiegsbedrohten Fürther war praktisch nichts zu sehen, St. Pauli schien das Spiel im Griff zu haben und wirkte reifer. Dazu kamen zwei vielversprechende Torsituationen. Bei einem Steilpass von Cenk Sahin kam Allagui (6. Minute) einen Schritt zu spät. Als acht Minuten später Linksverteidiger Daniel Buballa im Strafraum den Ball hoch zugespielt bekam, konnte er damit augenscheinlich nichts anfangen und spielte den Ball zum Gegner.

Allerdings richteten sich die St. Paulianer zu bequem in der Situation ein, ließen die Konsequenz in ihrem Spiel immer mehr vermissen und luden den Gegner zu gefährlichen Aktionen ein. Spätestens als Torwart Robin Himmelmann mit einer Fußabwehr gegen Khaled Narey (25.) rettete, hätte dies ein Weckruf für sein eigenes Team sein müssen, das zuletzt schon wegen eines ähnlich trägen Auftretens gegen Regensburg 0:2 in Rückstand geraten war.

Von einem Lerneffekt jedoch war nichts zu erkennen. Stattdessen bauten die St. Paulianer den Gegner immer weiter auf. So waren die Gegentore durch Maximilian Wittek (33.), David Raum (45.), Khaled Narey (72.) und Julian Green (79.) nur eine logische Folge der Einstellung.

Diese war zwar zu Beginn der zweiten Halbzeit besser geworden, doch als Cenk Sahin (60.) und Aziz Bouhaddouz (69.) ihre Chancen vergeben und Bernd Nehrig verdient die Gelb-Rote Karte (63.) gesehen hatte, nahm das Debakel seinen Lauf. Trainer Janßen erklärte später, dass er in dieser Situation seinem Team bewusst nicht verordnen wollte, auf Verteidigungsmodus umzuschalten, um die Niederlage in Grenzen zu halten. Weitere Abwehrfehler sorgten dann für die zweite 0:4-Niederlage in dieser Saison, nachdem im September schon Ingolstadt so hoch am Millerntor gewonnen hatte.

„Ab der 20. Minute war bei uns der Knacks drin. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat“, sagte nach dem Spiel Torwart Robin Himmelmann. „Wir müssen uns jetzt den Mund abputzen und in Bielefeld eine andere Leistung zeigen“, blickte Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann schon nach vorn. Dies versprach Trainer Janßen sogar. „Mir tut es besonders weh, wenn ich sehe, dass wir heute wieder von 2500 Fans hierher begleitet worden sind. Von denen hat es keiner verdient, sich so ein Spiel von uns anschauen zu müssen. Es kann sich jeder darauf verlassen, dass die Mannschaft am Freitag beim nächsten Auswärtsspiel in Bielefeld ein anderes Gesicht zeigt“, sagte er.

Ob Janßen und seine Mannschaft diese Zusage halten können, scheint angesichts der sportlichen Entwicklung nicht so selbstverständlich. Der letzte Sieg ist fast zwei Monate her, es war das 2:0 bei Eintracht Braunschweig am 1. Oktober. Aber auch da hatte St. Pauli in der Anfangsphase viel Glück gehabt, nicht in Rückstand geraten zu sein.

Noch wird St. Pauli in der Tabelle an achter Stelle geführt, allerdings hat der 15. VfL Bochum nur noch drei Punkte Rückstand. Irgendwelche Aufstiegshoffnungen, die vor Kurzem noch gehegt werden konnten, haben sich vorerst erledigt. Setzt die Mannschaft diesen Trend fort, muss demnächst über ganz andere Themen gesprochen werden. Die in 15 Spielen gesammelten 20 Punkte sind längst kein beruhigendes Polster.

Besonders nachdenklich stimmt
dabei, dass sich die Verletztensituation, die in den vergangenen Wochen oft als Grund für den Abwärtstrend genannt wurde, zuletzt durchaus gebessert hat. Für das Spiel in Fürth hatte Trainer Janßen wieder mehr gesunde Profis zur Verfügung, als er Plätze im Kader hatte. Erstmals konnte er so auch seine beiden nominellen Top-Stürmer Aziz Bouhaddouz und Sami Allagui einsetzen, was allerdings wenig erfolgreich war. Schon in der Pause beendete er diese Variante. Sollte nicht noch vor der Winterpause der Erfolg zurückkehren, dürfte es in der Rückrunde nur noch um den Klassenerhalt gehen.