Wuppertal. Dimitri Peters sichert Hamburger Judo-Team den dritten Platz

WM- und Olympia-Bronze hat er gewonnen. Doch als Dimitri Peters am Sonnabendnachmittag in der Uni-Halle Wuppertal auf die Matte geht, ist es, als liege die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern. „Natürlich habe ich den Druck gespürt, immerhin ging es darum, meine Mannschaft glücklich zu machen. So etwas schüttelt man nicht so einfach ab“, sagt der 33-Jährige, nachdem er dem Hamburger Judo-Team (HJT) bei der Club-Europameisterschaft die Bronzemedaille gerettet hat.

Peters hat seine internationale Karriere im Schwergewicht im vergangenen Jahr beendet, um eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr zu beginnen. Mit Retten kennt er sich also aus, aber um den Mann zu bewegen, der ihm gegenübersteht, wäre ein Rettungskran notwendig. 140 Kilogramm wiegt Nikita Dibrin vom russischen Team Boets Tjumen, und obwohl Peters ihn mit seinen kräftigen Pranken packt und schüttelt, wankt er in der regulären Kampfzeit nicht einmal. „Zwischendurch kamen mir schon komische Gedanken, dass es so nichts werden kann mit der Medaille“, sagt er später, „aber ich habe gespürt, dass er immer mehr pumpte, je länger der Kampf dauerte.“

Nur Edelweiß Grosny war stärker als die Hamburger

Die Zeit ist Peters’ Gefährte an diesem Nachmittag. Weil er sich in die Verlängerung kämpft, in der die erste Wertung („Golden Score“) entscheidet, sind es seine Kraftreserven, die Bronze bringen. Nach 25 Sekunden zwingt er Dibrin in den Bodenkampf, und wer einmal dort lag zwischen seinen Schenkeln, der weiß, dass es schweres Gerät bräuchte, um aus der Umklammerung herausgeschnitten zu werden. So ergeht es auch dem Russen, der aufgeben muss. Ippon für Peters, der entscheidende Punkt zum 3:2 ist sicher. Am Rande der Matte fallen sich die Teamkollegen, Cheftrainer Slavko Tekic und Manager Thomas Schynol in die Arme. „Diese Medaille ist die Krönung einer überragenden Saison“, sagt Schynol, „aber so spannend hätte es nicht sein müssen.“ Tatsächlich beginnt der Finaltag bei der ersten Teilnahme am europäischen Wettbewerb in der Vereinsgeschichte für den deutschen Meister von 2016 und 2017 mit einer Enttäuschung. Das Los beschert in der ersten Runde gleich den Topfavoriten, Edelweiß Grosny aus Tschetschenien, der am Ende souverän Gold holt. 1:4 geht der Auftakt verloren, so dass die Hamburger in die Trostrunde müssen. Dort gelingen Siege über AJA Paris (4:1) und SKKP Brünn (3:2), die die Teilnahme am Bronzekampf sichern.

Dass sein Team nach dem nationalen Titel nun auch international die angepeilte Medaille gewonnen hat, macht den Vater des Erfolgs glücklich. „Es wird aber noch dauern, bis ich das realisiert habe“, sagt Slavko Tekic (47), „ich bin so stolz auf meine Jungs, sie sind wieder als Einheit aufgetreten und haben alles herausgeholt.“ Diese mannschaftliche Geschlossenheit ist das, was das HJT auszeichnet, und sie soll im kommenden Jahr noch ausgebaut werden. „Wir werden alle Spitzenkämpfer halten und uns punktuell noch weiter verstärken“, sagt Tekic.

Mit dem Uhrenhersteller Tag Heuer konnte ein Sponsor gewonnen werden, der dabei helfen wird, den Kader zu optimieren. 2018 darf das HJT als Medaillengewinner bei der Club-EM in der eine Kategorie höher angesiedelten Golden League antreten, zudem muss die Ausnahmestellung in Deutschland behauptet werden. „Wir brauchen Verstärkung“, sagt Bronze-Retter Peters, „aber wenn wir weiter so zusammenhalten, werden wir noch viel zu feiern haben.“