Mönchengladbach. Bayerns Trainer reagiert nach der Niederlage in Mönchengladbach unwirsch auf eine offenbar eigenmächtige Aussage des Präsidenten.

Das Ende der imposanten Siegesserie nahm Jupp Heynckes gelassen hin. Richtig energisch wurde der Trainer von Bayern München erst, als er auf seine Zukunft angesprochen wurde. "Wir haben eine ganze klare Vereinbarung, und die geht bis zum 30. Juni. Da gibt es nichts dran zu rütteln", sagte Heynckes nach dem 1:2 (0:2) bei seiner alten Liebe Borussia Mönchengladbach.

Der 72-Jährige widersprach damit seinem Freund Uli Hoeneß. Der Bayern-Präsident hatte auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend noch verkündet, er halte es für möglich, dass Heynckes über das Saisonende hinaus Trainer bleibe. "Ich weiß nicht, was Uli bewegt hat, so etwas zu sagen", sagte Heynckes und empfahl den Bossen, nach einem neuen Coach Ausschau zu halten: "Man hat genug Zeit, einen adäquaten Trainer für die neue Saison zu finden." Deutlicher konnte die Abfuhr nach den Avancen von Hoeneß und einigen Spielern nicht sein.

Heynckes verweist auf das Erreichte

Damit war das Thema für Heynckes erledigt. Auch mit der ersten Niederlage des Fußball-Rekordmeisters unter seiner Regie nach zuvor neun Pflichtspielsiegen wollte er sich nicht lange aufhalten. "Bei aller berechtigter Kritik muss man auch sehen, was wir in den vergangenen Wochen erreicht haben. Wir haben in diesen sieben Wochen, in denen ich hier bin, wahnsinnig viel gearbeitet, und bis dato haben die Spieler sich großartig verhalten", sagte Heynckes.

Das galt nicht für die erste Halbzeit im Borussia-Park. Kein Tempo, zu wenig Ideen, kaum Leidenschaft - die personell geschwächten Münchner boten eine uninspirierte Vorstellung. Thorgan Hazard (39., Handelfmeter) und Matthias Ginter (44.) bestraften dies mit Toren. "In der ersten Halbzeit haben wir viel zu wenig investiert", sagte Heynckes. Sportdirektor Hasan Salihamidzic bemängelte den "fehlenden Zugriff".

Das wurde nach der Pause zwar besser, doch gegen einen tief stehenden Gegner mangelte es ohne zahlreiche Stars an Kreativität und Durchschlagskraft. "Wenn sie gegen eine Wand anspielen, braucht man Spieler auf den Außenpositionen, die für Eins-gegen-Eins-Duelle prädestiniert sind", sagte Heynckes.

Debütant Wriedt hatte die Ausgleichschance

Insgesamt fehlten die Münchnern sieben Profis. Juan Bernat (Muskuläre Probleme im Oberschenkel) und James (Gehirnerschütterung) kamen im Spielverlauf hinzu. "Das ist schon ein Problem. Irgendwann kann man nicht mehr nachlegen", sagte Heynckes. So gaben der gebürtige Hamburger Kwasi Okyere Wriedt und Marco Friedl ihr Bundesliga-Debüt.

Wriedt bot sich nach dem Anschlusstreffer von Arturo Vidal (74.) kurz vor dem Ende sogar noch die große Chance zum Ausgleich. Dieser wäre für Niklas Süle verdient gewesen. "Gladbach hat eigentlich zu wenig gemacht, um als Sieger vom Platz zu gehen", sagte der Nationalspieler, der eine schwache Leistung ablieferte und den Elfmeter verursachte.

Durch die Niederlage schmolz der Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig auf drei Punkte. Für Salihamidzic ist dies kein Anlass zur Sorge. "Wir sind gut drauf, das hat man in der zweiten Halbzeit gesehen", sagte der Sportdirektor.

Gut drauf waren die Bayern-Bosse auch auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend, als sie einen Rekordumsatz (640,5 Millionen Euro) und Rekordgewinn (39,2 Millionen) verkündeten. "Der FC Bayern ist in einem wunderbaren Zustand. Alles ist schön, und ich stehe hier als ein total zufriedener Mensch", sagte Hoeneß. Von Heynckes' Abfuhr wusste er da allerdings noch nichts.