Man könnte an dieser Stelle von einer komplexen sportpolitischen Situation schreiben. Von einer schwierigen Gemengelage, in der ein Sportverband versucht, Zeit zu gewinnen – um Möglichkeiten eines tragfähigen Kompromisses auszuloten. Dann würde man sich allerdings die unerträgliche Argumentation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu eigen machen. Und der opfert lieber die Meinungsfreiheit und kuscht vor dem chinesischen Fußballverband, statt den Gästen aus Fernost zu erklären, dass man in diesem Land auch Meinungsäußerungen ertragen muss, die einem nicht passen. Das nennt sich Demokratie.

Was war geschehen? Die chinesische U-20-Nationalmannschaft trainiert zurzeit in Deutschland, um außerhalb der Wertung regelmäßig Spiele gegen Teams der viertklassigen Regionalliga Südwest auszutragen. Bei einem Spiel in Mainz hatten einige Zuschauer Tibet-Flaggen hochgehalten – als Zeichen für die Unabhängigkeit des Landes. Daraufhin hatten sich die Chinesen zunächst geweigert weiterzuspielen und nach dem Spiel protestiert. Deutschland sei ein „schlechter Gastgeber“.

Als Konsequenz hat der DFB nun alle weiteren geplanten Spiele ausgesetzt. Man wolle „ausreichend Zeit, um im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden“, heißt es in einer DFB-Erklärung. Zumal eine weitere „Eskalation“ zu befürchten sei. Das ist eine Presse- und vor allem demokratische Bankrotterklärung. Wer das friedliche Zeigen einer Flagge als „Eskalation“ betrachtet, dem sei der Blick ins Grundgesetz empfohlen. Die Schönwetter-Demokraten des DFB sollten diese Peinlichkeit schnellstens korrigieren.