Hamburg. Die Hamburg Towers besiegen OrangeAcademy Ulm 98:86 und feiern einen neuen Vereins-Startrekord

Die Hamburg Towers sind im fünften Heimspiel dieser Saison zum fünften Mal als Sieger vom Parkett gegangen. Der 98:86 (64:62, 44:39, 25:21)-Erfolg am Sonntagabend gegen die OrangeAcademy, das Farmteam des deutschen Vizemeisters Ratiopharm Ulm, fiel in die Kategorie „just another day at the office“. Ein durchschnittlicher Arbeitstag reicht dem Spitzenteam im Arbeiterstadtteil Wilhelmsburg inzwischen zum ungefährdeten Gewinnen.

„Haben wir heute herausragend gespielt? Nein! Haben wir heute viele Fehler in der Verteidigung gemacht? Ja!“, erörterte der perfektionistische Towers-Headcoach Hamed Attarbashi. „Aber wir haben gewonnen, und das zählt. 8:2 Siege ist er beste Start-Rekord der Towers-Geschichte.“ Nachwuchsspielmacher René Kindzeka, der einzige Ur-Tower, der von Beginn an dabei ist, betonte: „Selbstverständlich wird das Siegen für uns nicht. Unser Trainer findet immer etwas Negatives, an dem wir arbeiten müssen.“ Die Erwartungen sind schlichtweg gestiegen bei den Hamburg Towers im vierten Jahr der Vereinsgeschichte: „Wenn wir immer noch finden würden, dass jeder Sieg das Allerallergrößte ist, hätten wir uns nicht weiterentwickelt“, sagte Attarbashi nach dem Erfolg gegen die ratiopharm-orangefarbene Talentschmiede, dem jüngsten Team der Liga (Altersdurschnitt 19,3 Jahre).

Zu bemängeln gab es, dass die Towers das Rebound-Duell gegen den Aufsteiger klar verloren (26:39). Und dass die Drei-Punkte-Würfe partout nicht fallen wollten, zwischenzeitlich hatten die Elbekorbjäger unterirdische zwei von 18 Versuchen aus der Distanz getroffen. Aber dann kam Kindzeka von der Bank, einer der besten Drei-Punkte-Schützen der ProA (61,1 Prozent!). „René kommt rein, rotzt das Ding rein und dann kocht die Halle“, beschrieb Attarbashi drastisch. Ab dann trafen auch die Teamkollegen aus der Distanz, sodass am Ende eine 27-Prozent-Quote (6 von 22) auf dem Statistikzettel stand.

„Ich bin ein Mensch, der immer hochmotiviert ist und sich über jede Sekunde freut, die er kriegen kann. Und ich versuche immer Energie ins Spiel zu bringen“, sagte Kindzeka, der von einer Tandem-Beziehung mit dem erfahrenden Kroaten Hrvoje Kovacevic (31) profitiert. „Koba nimmt mich immer wieder zur Seite und gibt mir Ratschläge. Er hilft mir, dass ich Ruhe in mein Spiel bekomme.“ Insgesamt kam der „Hometown Boy“, der Veddeler Jung Kindzeka, auf 14 Zähler und durfte am Ende die Sieges-Humba durchs Mikrofon anführen.

Der zweite Mann des Tages war wieder einmal Jonathon Williams, der stabilste Turm dieser Spielzeit. Der Towers-Topscorer (Saisonschnitt 17) warf diesmal 29 Punkte, 22 davon allein in der ersten Halbzeit. Der US-Forward verpasste damit ganz knapp die Vereinsbestmarke von Bazoumana Koné, aufgestellt am 10. April 2016 im zweiten Play-off-Spiel gegen Gotha (84:81) – Koné waren damals 30 Zähler gelungen.

Am Sonntagabend strömten 3225 Zuschauer in die Inselparkhalle – Saisonrekord! Damit schoben sich die Hamburg Towers (Schnitt 3104) an Vechta (3092) vorbei auf Platz eins der Zuschauertabelle. „Courtside“ direkt am Spielparkett, saßen die Zweitliga-Volleyballerinnen vom VT Hamburg. „Einer der Gegenspieler ist eben fast auf mich draufgefallen. Man ist hier mittendrin und spielt quasi mit“, sagte Kapitänin Nina Braack. „Ich bin schon zum dritten Mal hier. Vor ein paar Jahren war es schon mega hier – die Arena ist immer voll und die Stimmung ist einzigartig.“ Die 1,86 Meter große Braack hat mal zu Schulzeiten Basketball gespielt. „Aber ich mag keine Körperkontaktsportarten. Ich habe gern ein Netz dazwischen.“

Die Towers, bei denen in der Vorwoche ein Magen-Darm-Kabinen-Virus grassierte, bekommen am Montag trainingsfrei. Am Dienstag stehen nur Videostudien auf dem Trainingsplan. Am kommenden Sonnabend gastieren die Towers dann beim Tabellenführer. Kindzeka berichtete: „In der Kabine eben war Crailsheim schon das Thema, das wird auf jeden Fall eine ganz andere Nummer.“