Wolfsburg. DFB wirbt für Duell mit Frankreich im großen Stil mit Lena Goeßling. Doch die ist gar nicht nominiert – und kritisiert dies heftig.

Die langjährige Nationalspielerin Lena Goeßling hat Bundestrainerin Steffi Jones wegen ihrer Nicht-Berücksichtigung für das Länderspiel gegen Frankreich heftig kritisiert. Die 31 Jahre alte Defensivspielerin vom VfL Wolfsburg schließt auch einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nicht aus. „Jetzt mache ich mir meine Gedanken, ich lasse das offen“, wurde Goeßling nach dem 3:3 (2:1) im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwochabend gegen ACF Florenz von örtlichen Medien übereinstimmend zitiert.

Goeßling ist sauer, weil sie nicht für das Länderspiel am 24. November gegen Frankreich in ihrer Heimatstadt Bielefeld nominiert worden war. „Das ist respektlos mir gegenüber“, schimpfte die 97-malige Nationalspielerin. Das habe sie „so nicht verdient“.

DFB verlost sogar Training mit Goeßling

Kurios: Auf den offiziellen Plakaten zum Länderspiel wirbt der DFB unter anderem mit dem Konterfei Goeßlings. Zudem stellte der Verband den Fans ein Training mit der verdienten Nationalspielerin in Aussicht: „Einmal mit einer #Nationalspielerintrainieren? Das ist Eure Chance! Trommelt Eure Vereinskollegen zusammen! Wer zum Spiel #GERFRA am 24.11. in Bielefeld mit der größten Gruppe im Stadion erscheint, gewinnt ein Training mit @Lena0803Lena“, hieß es noch am 10. November auf dem Twitter-Account der DFB-Frauen - dazu lud Goeßling per Video die Fans zum Spiel ein.

Während Goeßling das Spielplakat am 26. Oktober retweetete, nahm sie am Donnerstagvormittag zwei Videos mit ihrer Grußbotschaft und Einladung zum DFB-Training von ihrer offiziellen Facebookseite. Dort taten die Fans der Spielerin ebenfalls ihren Unmut über die Entscheidung der Bundestrainerin kund.

Goeßling war im vergangenen Jahr lange verletzt ausgefallen, hatte sich zuletzt aber wieder heran gekämpft. „Sie hat mir ihre Gründe erzählt. Gründe, die ich nicht nachvollziehen kann“, sagte Goeßling. Offensichtlich habe Jones ihr mangelnde Defensivqualitäten vorgeworfen. „Ich spiele beim DFB in der Innenverteidigung, im Verein auf der Sechs - und mir dann diesen Grund zu sagen...“

Jones steht unter enormem Druck

Jones ist seit dem EM-Aus im Sommer umstritten. Der Härtetest gegen Frankreich, den WM-Gastgeber von 2019, gilt als Wegweiser für die 44-Jährige. Nach zuletzt schwachen Leistungen hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel angekündigt, dass der Auftritt gegen die Französinnen „der Maßstab“ sei. Man müsse das Gefühl haben, dass die DFB-Elf sich spielerisch weiterentwickele und für die WM qualifizieren könne.

„Dass ich ihr in ihrem Schicksalspiel nicht helfen kann, dass sie da nicht auf mich baut, macht es noch krasser“, sagte Goeßling, die seit 2007 für das Nationalteam spielt. 2013 wurde sie Europameisterin und 2016 Olympiasiegerin. "Ich kann Lenas Enttäuschung nachvollziehen“, sagte VfL-Coach Stephan Lerch.

Jones holt lieber Schmidt zurück

Statt Goeßling steht gegen Frankreich nun Bianca Schmidt wieder im deutschen Kader. Jones holte die 27 Jahre alte Defensivspielerin von Turbine Potsdam nach zweijähriger Abstinenz für das letzte Länderspiel des Jahres zurück. "Bianca hat sich in den vergangenen Monaten durch kontinuierlich gute Leistungen im Verein wieder in unser Blickfeld gespielt. Sie ist zweikampfstark, athletisch und verfügt über eine gute Grundschnelligkeit“, sagte Jones.

Zwar fehlen zahlreiche verletzte Spielerinnen wie Pauline Bremer (Schien- und Wadenbeinbruch), Sara Däbritz (Sprunggelenk), Carolin Simon (muskuläre Probleme), Sara Doorsoun und Kristin Demann (beide Schulterverletzung). Dafür ist Spielführerin Dzsenifer Marozsan nach ihrem Jochbeinbruch wieder dabei. Die 25-Jährige von Olympique Lyon verpasste zuletzt die beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Island (2:3) und Färöer (11:0). Erstmals im Aufgebot stehen die Nachwuchskräfte Giulia Gwinn (SC Freiburg/18 Jahre) und Jana Feldkamp (SGS Essen/19).