Mailand.

Der große Torwart Gianluigi Buffon tröstete noch tapfer seine Mitspieler auf dem Rasen und gratulierte nach dem 0:0 gegen Schweden dem Gegner. Dann brach auch er, der Weltmeister von 2006, der Volksheld, in Tränen aus. Seine Karriere in der Nationalmannschaft: plötzlich beendet. Ganz Italien: im Schockzustand.

39 Jahre ist er jetzt alt, hat 175 Länderspiele bestritten und wollte in Russland 2018 seine sechste Weltmeisterschaft spielen. Sein Antrieb: „Ich will, dass die Leute weinen, wenn ich aufhöre.“ Weinen tun die Italiener nun tatsächlich. „Buffons Tränen und die unwirkliche Stille im Stadion wirken wie ein Grabstein, auf dem ein Urteil ohne Rückkehrmöglichkeit steht: Adieu Russland“, schrieb „Gazzetta dello Sport“.

Die Blamage war nur eine Frage der Zeit. „Italien steht da, wo wir Deutschen Anfang der 2000er waren“, analysiert Ex-Italien-Legionär Jürgen Kohler. Eine Rücktrittswelle erfasst nun den italienischen Fußball. Zuerst Buffon, dann Barzagli, Chiellini und De Rossi. „Wer dieses Debakel zugelassen hat, darf nicht bleiben“, forderte Marco Tardelli, ein Weltmeister von 1982. Über die Zukunft von Trainer Gian Piero Ventura wird zeitnah entschieden.

Paolo Cannavaro fordert radikale Lösungen: „Weg mit den Mumien, die den italienischen Fußball leiten, und mehr Raum für junge Leute – auch außerhalb des Spielfelds.“ Schon werden erste Trainerkandidaten gehandelt, vor allem der Ex-Münchner Carlo Ancelotti. Nur: Was kann ein neuer Trainer bewirken? „Die Serie A ist von durchschnittlichen Ausländern überfüllt“, weiß Jürgen Kohler. Talenten wird der Weg versperrt. Seit 2012 feiert Juventus Turin Meistertitel in Serie. Die Eintönigkeit hat fatale Folgen.