Hamburg. Der Verteidiger stand im Sommer in der sportlichen Hierarchie des FC St. Pauli weit hinten, gab aber nie auf

Vor dem Heimspiel des FC St. Pauli am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gegen den SSV Jahn Regensburg müssen die Anhänger des Kiezclubs schon ein wenig länger nachdenken, wann es zuletzt zu einer Begegnung dieser beiden Clubs gekommen ist. Die richtige Antwort kann Christopher Avevor geben, schließlich stand St. Paulis Abwehrspieler am 8. März 2013 in der Startformation beim glücklichen 3:2-Sieg am Millerntor gegen die Oberpfälzer. Auch diesmal dürfte Avevor wieder erste Wahl sein und gemeinsam mit Abwehrchef Lasse Sobiech das Innenverteidiger-Duo der Braun-Weißen bilden. Aus dem heutigen Kader gehörten vor gut viereinhalb Jahren nur noch Jan-Philipp Kalla, Robin Himmelmann und Christopher Buchtmann schon zum Aufgebot des Kiezclubs.

Bei Avevor liegt der Fall allerdings ein bisschen anders, schließlich verließ er im Sommer 2013 den FC St. Pauli wieder, weil sein damaliger Stammverein Hannover 96 das Leihgeschäft nicht verlängern wollte. Über Düsseldorf (2014 bis 2016) fand Avevor schließlich den Weg zurück ans Millerntor. Allerdings sollte es mehr als ein Jahr dauern, bis er hier wieder richtig glücklich werden würde. Nach einer verkorksten Saison 2016/17, die von vielen kleinen Verletzungen geprägt war, stand er im Sommer dieses Jahres scheinbar total auf dem Abstellgleis. Auf der Innenverteidiger-Position war er zeitweise hinter Lasse Sobiech, Marc Hornschuh, Neuzugang Clemens Schoppenhauer und selbst Jungprofi Brian Koglin nur die Nummer fünf. Dazu gab es in der Hinterhand noch den um sein Comeback kämpfenden Philipp Ziereis.

Als niederschmetternd hat Avevor diese Situation allerdings nie empfunden, wie er jetzt in der Rückschau berichtet. „Es ist alles sehr offen kommuniziert worden. Ich stand in der Warteschlange zwar etwas weiter hinten, aber ich wusste, dass die Chance für mich kommen wird, wenn ich an mir arbeite und ich im Training immer Gas gebe“, sagte der 25-Jährige am Montag im Gespräch mit dem Abendblatt. „Ich wusste, dass ich nie untendurch war.“

In Zusatzschichten mit Co-Trainer Patrick Glöckner arbeitete der gebürtige Kieler an seinen Defiziten. „Wir haben viel koordinativ und auch technisch ein bisschen gemacht, dazu kam Verletzungsprophylaxe“, erzählt Avevor. Der Erfolg stellte sich relativ schnell ein. Am dritten Spieltag stand er im Auswärtsspiel in Darmstadt (0:3) erstmals in dieser Saison in der Anfangsformation, ebenso wie in allen zehn Partien danach. „In Darmstadt lief es noch recht unglücklich. Überhaupt fehlte in den ersten Matches noch Spielpraxis. Das ist etwas, was man nicht richtig trainieren kann, das kommt einfach mit der Zeit“, erklärt Avevor, der sich in den vergangenen Wochen zu einem stabilen Leistungsträger entwickelt hat. Trotz des Einsatzes seines muskulösen Körpers (88 Kilogramm bei 1,85 Meter Größe) kommt er in den Zweikämpfen inzwischen fast ohne Fouls aus. Für die gegnerischen Stürmer ist es derzeit ziemlich unangenehm, Avevor als direkten Gegenspieler zu haben.

Mit Blick auf die nächste Aufgabe in der Zweiten Liga erinnert er sich an das 3:2 gegen Regensburg im März 2013: „Es war ein recht hektisches und dramatisches Spiel, irgendwie typisch St. Pauli. Ich hoffe, dass die Zuschauer am Sonntag den gleichen Unterhaltungswert haben werden, nur dass es etwas klarer für uns ausgeht.“ Es wäre der erste Heimsieg seit dem 26. August.