Hamburg. HSB-Mitgliederversammlung bestätigt Präsident Mantell im Amt und wählt fünf neue Vizepräsidenten

Sechs Stunden lang redeten und diskutierten Vereine und Verbände auf der Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbundes (HSB) im unterkühlten Hörsaal A der Uni Hamburg, am Ende kam ein neuer HSB heraus. Zwar bleibt der promovierte Jurist Jürgen Mantell (73) Präsident von Hamburgs größter Personenvereinigung (530.000 Mitgliedschaften in 821 Vereinen), seine bisherigen fünf Vizepräsidenten wurden jedoch komplett ausgetauscht, zwei von ihnen, Gernot Stenger und Klaus Widegreen, hatten sich allerdings nicht zur Wiederwahl gestellt. Das Ergebnis kann als Abstrafung der Arbeit des bisherigen Präsidiums verstanden werden, wenn auch hinterher niemand etwas von dieser Interpretation wissen wollte. Fest steht jedoch: Die Machtverhältnisse im Verband haben sich verschoben, in Richtung der Interessen der 22 Großvereine und des Fußballs.

Während Mantell einstimmig bis 2021 wiedergewählt wurde, fielen seine bisherigen Mitstreiter Angela Braasch-Eggert (Hamburger Ruderinnen-Club), Thomas Fromm (TH Eilbeck) und Holger Hansen (SV Eidelstedt) bei der Abstimmung der zu diesem Zeitpunkt noch anwesenden 115 Vereine/Verbände chancenlos durch. Das neue HSB-Präsidium mit Andrea Kleipoedszus, Vorsitzende des Volleyball-Verbandes, Dörte Kuhn, Vorsitzende des Verbandes für Turnen und Freizeit, Christian Okun (Bahrenfelder SV/Schatzmeister Hamburger Fußball-Verband), Sebastian Stegemann (TH Eilbeck), Kumar Tschana (Leiter Amateursport im HSV) und Julian Kulawik, dem kooptierten Vorsitzenden der Hamburger Sportjugend, ist mit einem Durchschnittsalter von unter 40 Jahren das bisher mit Abstand jüngste des Sportbundes.

Alle neuen Vizepräsidenten erhielten im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Nach der Strukturreform des HSB nimmt das Präsidium künftig nur noch die Funktion eines Aufsichtsrats wahr, greift nicht mehr ins operative Geschäft ein, darf aber weiter den hauptamtlichen Vorständen Ralph Lehnert (Vorstandsvorsitzender) und Bernard Kössler (Stellvertreter) politische Vorgaben machen. Die langjährige Ressortverantwortung der Vizepräsidenten entfällt.

Auf den HSB kommen im Frühjahr schwierige Verhandlungen mit der Stadt über den neuen Sportfördervertrag für die Jahre 2019/2020 zu. Der Sportbund fordert 14 Millionen Euro, vier Millionen mehr als für die aktuelle Vereinbarung; netto sind das zwei Millionen mehr, weil die Bürgerschaft zuletzt mit flankierenden Maßnahmen für Infrastruktur und Flüchtlinge dem organisierten Sport weitere zwei Millionen Euro zukommen ließ. Während Sportstaatsrat Christoph Holstein bei seinem Grußwort die HSB-Forderungen kritisierte, entgegnete ihm Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, unter großem Beifall: „Eine Erhöhung der Sportförderung wäre ein sehr gutes Investment der Stadt.“ Verschiedene Vertreter des HSB monierten zudem, dass die Stadt Millionen für Großveranstaltungen ausgebe, die gesellschaftlichen Aufgaben der Vereine dagegen nicht ausreichend finanziere.

Wie der Verein Sportspaß, der mit seinen 71.000 Mitgliedern Ende 2016 aus dem HSB austrat, zurückgeholt werden könnte, darauf wusste in der Versammlung niemand eine Antwort. Sportspaß hatte vergangene Woche 548.000 Euro Unterstützung von der Stadt gefordert, was Hörmann empörte: „Wer aus der Solidargemeinschaft ausschert, kann sich das Geld nicht auf anderem Weg holen.“

Volker Okun (69) wurde einstimmig zum HSB-Ehrenmitglied gewählt.