Hamburg. Großvereine wollen vier von fünf neuen Vizepräsidenten stellen, aber Jürgen Mantell wird HSB-Präsident bleiben

Jürgen Mantell (73), Präsident des Hamburger Sportbunds (HSB), darf sich auf seine wohl letzte Amtszeit freuen. Seine Wiederwahl gilt auf der HSB-Mitgliederversammlung am Sonnabend (10 Uhr, Hörsaal A der Uni Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1) als sicher. Der promovierte Jurist, seit Ende Juni 2014 im Amt, ist der einzige Kandidat für den Chefposten von Hamburgs größter Personenvereinigung (530.000 Mitgliedschaften in 821 Vereinen und 54 Fachverbänden).

Mit wem Mantell den Verband künftig führt, wird danach wahrscheinlich in einer Kampfabstimmung entschieden. Acht Personen bewerben sich um die Besetzung der fünf Vizepräsidentenposten: die bisherigen Amtsinhaber Angela Braasch-Eggert (Hamburger Ruderinnen-Club), Thomas Fromm (TH Eilbeck) und Holger Hansen (SV Eidelstedt) sowie neu Andrea Klei­poedszus, Vorsitzende des Hamburger Volleyball-Verbands, Dörte Kuhn, Vorsitzende des Verbands für Turnen und Freizeit, Christian Okun (Bahrenfelder SV/ Schatzmeister des Hamburger Fußball-Verbands), Sebastian Stegemann (TH Eilbeck) und Kumar Tschana (HSV e. V.). „Unter Demokratiegesichtspunkten ist das nicht schlecht, dass es mehr Bewerber als Stellen gibt“, sagt Mantell.

Für Kleipoedszus, Kuhn, Okun und Tschana dürfte die Wahl ebenfalls gelaufen sein. Der Vorstand der Hamburger TopSportVereine (22 Clubs/rund 150.000 Mitgliedschaften) hat seinen Mitgliedsorganisationen empfohlen, für dieses Quartett zu stimmen. Folgen sie der Empfehlung, sollten die vier schon im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit erhalten. Dass damit die Großvereine im HSB die Macht übernehmen, glaubt Mantell nicht: „Das ist kein monolithischer Block, das sind vier Einzelpersonen, die ich lange kenne, die guten Argumenten aufgeschlossen sind. Falls es so kommt, freue ich mich auf konstruktive Diskussionen.“

Ulrich Lopatta (56), Vorsitzender des Walddörfer SV und Vorstandssprecher der TopSportVereine, will von einem Putsch nichts wissen: „Der HSB hat vor zwei Jahren eine Strukturreform beschlossen. Das Präsidium hat jetzt die Funktion eines Aufsichtsrats, der strategische Ziele ausgibt. Für das operative Geschäft ist der Vorstand (Ralph Leh­nert, Bernard Kössler, die Red.) verantwortlich. Mit neuen Personen könnten die neuen Strukturen besser gelebt werden, das alte Ressortdenken entfiele, der Blick fürs Ganze schärfte sich. Zudem würde sich das Präsidium erheblich verjüngen, der nötige Generationswechsel fände endlich statt.“

Lopatta sagt aber auch, die Interessen der Großvereine seien vom HSB nicht immer angemessen berücksichtigt worden, „das Know-how unserer Clubs wurde in der Vergangenheit zu wenig genutzt“, wovon auch die kleineren Vereine profitiert hätten. Inhaltlich fordern die TopSportVereine die Rückkehr von Sportspaß in den HSB und den Aufbau einer Akademie des Sports, um Synergien bei Aus- und Fortbildung zu schaffen. Lopatta: „Es kann nicht sein, dass zwei HSB-Organisationen ähnliche Kurse anbieten und beide dann wegen zu geringer Beteiligung ausfallen.“

Sportspaß hatte mit seinen damals 71.000 Mitgliedern den HSB Ende 2016 verlassen, weil der Verein keinen Vorteil mehr in der Mitgliedschaft im Sportbund sah und mit dem Austritt Beiträge an den HSB und die Fachverbände sparen wollte. „Wenn 20 Prozent der Mitglieder meinen Verein verließen, wäre ich nicht mehr Vorsitzender. Der HSB hat aber nichts unternommen, um Sportspaß zurückzuholen“, klagt Lopatta. Dabei gehe es nicht ums Geld, „vielmehr um die Schlagkraft des HSB. Um mit Nachdruck bei der Stadt und anderen Institutionen auftreten zu können, brauchen wir größtmögliche Power.“

HSB-Präsident Mantell sieht in diesen Forderungen keinen Widerspruch zu seinen Zielen: „Die Akademie prüfen wir, um Sportspaß kämpfen wir.“