Berlin.

England ächzt unter einer Verletzungsmisere, auch Joachim Löw fehlt eine komplette Achse – und doch soll der Länderspielklassiker im Londoner Fußballtempel Wembley kein Muster ohne Wert werden. „Niemand darf sich ausruhen! Es sind keine wirklichen Freundschaftsspiele“, mahnte Weltmeister Toni Kroos vor dem Prestigeduell am Freitag (21 Uhr/ZDF) – doch auch er plagte sich am Mittwoch mit Magen-Darm-Beschwerden herum.

Es ist nicht die einzige Personalsorge, die Löw umtreibt. Jérôme Boateng fällt wegen muskulärer Probleme aus, ohnehin fehlen Manuel Neuer und Thomas Müller. Jetzt auch noch Kroos? Das wären beinahe englische Verhältnisse – die „Three Lions“ müssen auf ein halbes Dutzend Stars verzichten, darunter Topstürmer Harry Kane, Ausnahmetalent Dele Alli und Kapitän Jordan Henderson. Die britischen Medien haben dafür nur ein Wort übrig: „Farce“.

Der Abschluss des Länderspieljahres mit den Partien gegen England und Frankreich (Di. ín Köln) soll dennoch für den DFB die Initialzündung Richtung WM-Finale 2018 sein. „Alles ist diesem Ziel untergeordnet“, sagt der Bundestrainer seit Monaten immer wieder. Teammanager Oliver Bierhoff pflichtet Löw bei: „Wir dürfen keinen Prozentpunkt nachlassen. Wir sind diesmal die Gejagten. Dem müssen wir uns stellen, im Bewusstsein, wie schwierig es wird.“

Dabei kann auch Mario Götze helfen, der Held des WM-Finals von 2014. Der Dortmunder ist wie Ilkay Gündogan (Manchester City) nach einem Jahr Zwangspause zurück. „Ich habe alle noch wiedererkannt“, scherzte Götze, „es ist ein tolles Erlebnis, wieder da zu sein. Es war eine lange Zeit.“

Beide Mannschaften werden in London schwarze Armbinden mit dem Mohnblumensymbol „Poppy“ tragen, um an ihre Kriegstoten zu erinnern. Am Dienstag dann wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Köln an den verstorbenen 54er-Weltmeister Hans Schäfer erinnern: mit Trauerflor und einer Schweigeminute.