Hamburg. Der Kiezclub verliert nach 0:1 bei Union Berlin die Aufstiegsplätze aus den Augen, sieht sich aber auf dem richtigen Weg.

Am Sonntag herrschte Business as usual beim FC St. Pauli. Wie nach jedem Spiel fand an der Kollaustraße das obligatorische Auslaufen statt. Entspannung für die geschundenen Muskeln. Momentan, so könnte man meinen, würde bei Spielern und Verantwortlichen mehr die Seele als der Körper leiden, schließlich bedeutet das 0:1 bei Union Berlin, dass man den Kontakt zur Spitzengruppe verloren hat und derzeit so ein wenig im Niemandsland der Zweiten Liga herumdümpelt.

Seit vier Spielen wartet die Mannschaft von Trainer Olaf Janßen auf einen Sieg. Es steht außer Frage, dass St. Pauli beim Aufstiegsaspiranten aus der Hauptstadt ein gutes Spiel abgeliefert hat. Aber zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass der Kiezclub im Moment keinen Weg findet, ein Spiel für sich zu entscheiden. Immer wieder fehlen Nuancen. Mal ist es die Chancenverwertung, mal die Schlafmützigkeit bei Standardsituationen.

St. Pauli ist derzeit kein Spitzenteam in der Zweiten Liga

Fakt ist: Für die Spitze reicht es bei St. Pauli gerade nicht. Fürs Mittelfeld zu gut, fürs Aufstiegsrennen zu schlecht. „Wir befinden uns in der wichtigsten Phase der Saison. Warum? Wenn man nach einem Spiel das Gefühl hat, dass man alles richtig gemacht hat, beginnt man gerne mit dem Finger auf andere zu zeigen. So einer Prüfung muss man sich stellen. "Ich mache mir da aber keine Sorgen. Die Mannschaft hält sensationell zusammen und hat es selbst in der Hand“, sagt Janßen, der wie zuletzt immer nach sieglosen Spielen die Mannschaft lobte: Die Mannschaft hat unseren Plan sensationell umgesetzt. Das war eine besondere Leistung von uns. Union hatte große Fragezeichen im Gesicht, wie sie gegen uns nach vorne kommen sollen. Sehr gut waren das höhere Anlaufen und das frühere Pressing. Das waren wichtige Hinweise für die kommenden Spiele“, so Janßen.

St. Pauli hat ein Offensivproblem

St. Pauli lobt sich in der Ergebniskrise. Es gibt durchaus Kritiker, die derartige Aussagen als Schönreden interpretieren. Denn die Probleme, die der Kiezclub hat, ziehen sich durch die Saison wie ein roter Faden. Lediglich zwölf Tore haben die Hanseaten in 13 Spielen erzielt. Nur der 1. FC Kaiserslautern ist noch schlechter – und der ist Tabellenletzter.

Stürmer Allagui ist bisher keine Verstärkung

Der von Hertha BSC aus der Bundesliga verpflichtete Sami Allagui stand in allen Partien auf dem Platz und hat dennoch erst ein Tor auf dem Konto. In Berlin traf er lediglich Aluminium. „Unser Spiel war richtig gut. Dass wir keinen Treffer erzielt haben, ist mehr als bitter. Einen muss ich machen“, sagte der 31-Jährige selbstkritisch.

Sturm-Kollege Aziz Bouhaddouz, der in der vorigen Saison mit 15 Toren großen Anteil am Klassenverbleib hatte, ist noch ganz ohne Treffer. Nach überstandener Wadenzerrung gab der 30-Jährige in Berlin sein Comeback. Janßen hofft, dass Bouhaddouz in der Länderspielpause seine Fitness wieder herstellt und dann die Sturm-Misere beenden hilft. „Aziz kann uns mit seiner Präsenz helfen“, erklärte der Trainer.

St. Pauli schwimmt bei Standardsituationen

Doch nicht nur der Angriff bereitet dem Übungsleiter Sorgen. Ebenso ärgerlich ist, wie leichtfertig Gegentore fallen. Aus dem Spiel heraus lässt die Mannschaft zwar nur wenig zu. Dafür aber ist sie bei gegnerischen Standards anfällig. Auch der Gegentreffer in Berlin zum 0:1 resultierte aus einem Freistoß, den Sebastian Polter (90.+2) per Kopf versenkte. „Wir müssen die Standards besser verteidigen. In der Vergangenheit wurde unsere Mannschaft in genau solchen Situationen bereits vier Mal bestraft“, forderte Janßen.

Gegen Aufsteiger Regensburg muss ein Heimsieg her

Es gibt also genügend Problemstellen, an denen der FC St. Pauli noch arbeiten muss. Die Gelegenheit dazu besteht, wenn die Norddeutschen am Freitag im Millerntor-Stadion ein Testspiel gegen den dänischen Erstligisten Odense BK bestreiten. Im nächsten Liga-Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg am 19. November müssen dann dringend drei Punkte her, damit der Kiezclub den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht verliert. Sonst droht, dass er im Mittelfeld stecken bleibt.