Hamburg. Die 28-Jährige kommt mit dem Club an der Alster als Tabellenführerin zu ihrem Ex-Verein. Die Favoritenrolle schiebt sie den Gastgebern zu

Es ist doch nur ein Spiel, versucht sie sich einzutrichtern, und es ist auch nur ihr Hobby. Aber natürlich funktioniert das nicht, und deshalb hat es Lisa Altenburg aufgegeben, das Stadtderby am Sonntag (12.30 Uhr, Wesselblek) als ein ganz normales Spiel in der Feldhockey-Bundesliga einzustufen. Und alles andere würde man der Nationalstürmerin auch nicht abnehmen, schließlich kehrt sie mit dem Club an der Alster zum ersten Mal seit ihrem Wechsel im Sommer zum Uhlenhorster HC zurück; dem Verein, dessen Farben sie acht Jahre lang getragen hatte.

Sie war nicht im Groll gegangen, sondern hatte sich für das bessere Gesamtpaket entschieden, das unter anderem für ihren Ehemann und U21-Bundestrainer Valentin Altenburg einen Posten als Assistenzcoach der Alster-Herren vorsah. „Deshalb glaube ich auch, dass es keine Feindseligkeiten geben wird. Trotzdem ist die Anspannung bei mir hoch, vor allem, weil wir beim UHC spielen und ich viele Leute treffen werde, mit denen ich seit dem Wechsel nicht mehr gesprochen habe“, sagt die erfahrene Spielerin, die vor zwei Wochen ein Lehramtsstudium in Mathe und Deutsch begonnen hat.

Die Cheftrainer beider Teams, die eine private Freundschaft verbindet, sind überzeugt davon, dass die technisch hochveranlagte Torjägerin am meisten unter dem Druck der Rückkehr zu leiden hat. „Für die Mannschaft ist das kein großes Thema, aber bei Lisa spürt man schon, dass sie sich Gedanken macht. Sie ist ein emotionaler Mensch, entsprechend schwierig wird es für sie werden, ruhig zu bleiben“, glaubt Alster-Coach Jens George.

Sein UHC-Kollege Claas Henkel sagt: „Mein Team konzentriert sich nur auf sich. Ich wünsche mir, dass wir nach dem Spiel sagen können, dass Lisas Wechsel überhaupt kein Thema war. Und ich freue mich sehr für sie, dass sie endlich einmal ohne Verletzung durch eine Saison zu kommen scheint, was ihr bei uns leider viel zu selten vergönnt war.“

Das, sagt die von Blessuren immer wieder zurückgeworfene Mutter einer vierjährigen Tochter, sei tatsächlich einer der beiden Gründe dafür, dass sie mit acht Toren die interne Torjägerliste des in acht Saisonspielen achtmal siegreichen Tabellenführers anführt. „Es hat mir sehr geholfen, dass ich die Vorbereitung und die Trainingseinheiten komplett durchziehen konnte. Die Spielpraxis und die körperliche Fitness sind entscheidend dafür, dass ich so viel treffe“, sagt sie. Der zweite Grund sei, dass ihr, die mit 28 die älteste Spielerin im Kader ist, die Rolle als Führungsspielerin der stark verjüngten Alster-Auswahl so viel Freude bereite. „Ich habe nicht gewusst, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Es macht unheimlich viel Spaß, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen!“

Trotz des Sechspunktevorsprungs auf den Titelverteidiger hält Lisa Altenburg ihr neues Team im Duell mit ihrem alten nicht für den Favoriten. „Der UHC ist eine Topmannschaft, aber wir wollen auf Augenhöhe mitspielen“, sagt sie. Gelängen zum Abschluss der Hinrunde am Sonntag und tags davor (14 Uhr, Barmbeker Straße) im zweiten Stadtderby beim Harvestehuder THC jedoch zwei Siege, wäre Alster wohl Titelkandidat Nummer eins. „Für eine gute Hinrunde kann man sich nichts kaufen, aber fürs Selbstvertrauen wäre es sensationell, wenn wir unbesiegt überwintern würden“, sagt sie.

Lisa Altenburg, die auf dem Platz wie ein aufgepeitschter Kampfhund wirken kann, hat sich vorgenommen, betont ruhig in das UHC-Derby zu gehen. Das Gefühl, gegen die alten Teamkolleginnen unbedingt gewinnen zu wollen, sporne sie nicht zusätzlich an, „denn ich will immer gewinnen, egal gegen wen.“ Auch wenn die Emotionen hochkochen, will sie eines ganz besonders betonen: die Vorfreude auf ein echtes Topspiel. Und darauf, dass am Sonntag gegen 14 Uhr alles wirklich nur ein Spiel gewesen ist.