Hamburg. Die C-Jugend des HL Buchholz 08 Rosengarten hat einen ungewöhnlichen Trikotsponsor. Für die Trainerin ist das von besonderer Bedeutung.

Ein bisschen Sorge gab es, ob die Aktion nicht auf Bedenken stoßen würde. 13- und 14-jährige Handball-Jungs, die als Trikotsponsor ein Hospiz haben. Und auf deren Spielhemden der Satz steht: „Jeder Tag zählt.“ Ist das cool genug für pubertierende Jugendliche? Und was sagen die Eltern zu einem Sponsor für ihre Kinder, bei dem es ums Sterben geht?

Doch als Marcus Jahn, der Geschäftsführer des Hospizes am Israelitischen Krankenhaus, nach dem Training in dieser Woche mit den Hemden in die Sporthalle des Gymnasiums am Kattenberge kam, traf er auf wissbegierige Jungen, die durchaus eigene Ideen hatten, was ihre Funktion als Werbeträger betraf. „Geht es den Menschen dann besser, wenn wir für sie Werbung machen?“, war so eine Frage. Aber auch: „Werden wir berühmt, wenn wir Werbung wie in der Bundesliga machen?“

Positive Resonanz

Marcus Jahn jedenfalls, dessen Sohn auch in der C-Jugend des HL Buchholz 08 Rosengarten in der Bezirksliga spielt, war überrascht, über die positive Resonanz. „Es war rührend, wie sie zugehört und Fragen gestellt haben, nachdem ich ihnen erzählt habe, warum es wichtig ist, dass schwerkranke Menschen einen Platz wie unser Hospiz zum Sterben haben. Dass wir ihnen letzte Wünsche erfüllen und ihre Schmerzen lindern. Aber auch, dass wir auf Spenden angewiesen sind und es hilft, wenn sie für uns Werbung machen.“

Trainerin Birgitt Ratfeld (49) musste ein bisschen schmunzeln, als sie mitbekam, wie rege die Beteiligung ihrer sonst eher maulfaulen Schützlinge war. „Jungs in diesem Alter sind normalerweise nicht zum Reden aufgelegt.“ Nötig gemacht hatte die Suche nach einem Sponsor die Fusion der Handballabteilungen SGH Rosengarten und TSV Buchholz 08. „Wir brauchten deshalb neue Trikots“, sagt Ratfeld. „Also habe ich die Eltern angeschrieben, ob jemand helfen kann.“ Jahn meldete sich und gemeinsam entschieden sie sich für die ungewöhnliche Partnerschaft. Auch aus den Reihen der Eltern kamen bislang keine Einwände.

Besondere Bedeutung für Trainerin

Für die Trainerin hat dieser Sponsor eine besondere Bedeutung. Vor zwei Jahren erkrankte Birgitt Ratfeld an einer schweren Form von Brustkrebs. Im ersten Impuls wollte sie ihr Amt aufgeben. „Doch dann dachte ich daran, was mir mein Sport bewiesen hat“, sagt die ehemalige Regionalliga-Handballspielerin. „Ich beschloss, nicht aufzugeben.“

Während der Chemotherapie, als ihr die Haare ausfielen, war das Mannschaftstraining eine ihrer Korsettstangen zum Festhalten, ihr Energiespender. Morgens fuhr sie ins Krankenhaus, abends in die Halle. „Kinder sind in so einer Situation wunderbar“, sagt sie. „Sie sind offen, nehmen die Situation an. Das hat mich durch die Krankheit getragen.“ Seit Mai ist die Streifenpolizistin in der Wiedereingliederung. Und natürlich findet auch ihre Dienststelle die Idee prima, Sport, Kinder und ein Hospiz in Verbindung zu bringen.

Die stärkste Belastung aber musste ihre Familie tragen, das Alltagsleben war hart. „Jeder Tag zählt, das ist auch unser Motto“, sagt Ratfeld. Gut, daran erinnert zu werden.