Sandhausen . Der FC St. Pauli gleicht spät die glückliche Führung Sandhausens aus – hätte aber gewinnen müssen

Nach dem 1:1 (0:0) beim SV Sandhausen gab es beim FC St. Pauli am Montagabend einen Spieler, der besonders glücklich sein durfte. Der eingewechselte Jan-Marc Schneider hatte sein Team mit dem Treffer zum Ausgleich vor der drohenden vierten Saisonniederlage bewahrt. Zufrieden mit der Punkteteilung aber durften die Hamburger nicht wirklich sein. Dafür hatten sie vor allem in der zweiten Halbzeit zu wenig aus ihren spielerischen Vorteilen gemacht.

St. Paulis Trainer Olaf Janßen hatte sich dafür entschieden, den quirligen Mats Möller Daehli in die Startformation zu berufen. Leidtragender dieser Personalentscheidung war Jeremy Dudziak, der erst einmal auf der Bank das Spiel verfolgen musste, zumal auch Linksverteidiger Daniel Buballa nach seiner Pause gegen Kaiserslautern wieder in die Startelf zurückkehrte. Weitere Überraschungen hatte Janßen auch allein deshalb nicht parat, weil acht Akteure seines Kaders verletzt ausfielen. Auch deshalb war erstmals in dieser Saison der Schweizer Joel Keller im Aufgebot für das Spiel.

Schon vor dem Anpfiff hatten die mehr als 2000 St.-Pauli-Anhänger im Gästeblock das Lautstärke-Duell gegen die Sandhäuser Fans deutlich für sich entschieden. Als der Stadionsprecher die Aufstellung der Startelf vorlas und die Anhänger den jeweiligen Nachnamen skandierten, war im Stadion jeweils immer nur „St. Pauli“ zu hören.

Die St. Paulianer auf dem Rasen wirkten hingegen in der Anfangsphase fahrig und verloren immer wieder im Mittelfeld den Ball gegen die wie erwartet aggressiven Sandhäuser. Nach gut zehn Minuten war es daher reichlich überraschend, dass der Millerntor-Elf der erste gute Angriff des Spiels gelang. Nach einer Flanke von Waldemar Sobota setzte Möller Daehli mitten im Strafraum Christopher Buchtmann stark in Szene. Als dieser zum Torschuss ansetzte, spitzelte ihm Sandhausens Außenverteidiger Philipp Klingmann den Ball gerade noch vom Fuß.

Auf der Gegenseite wurde es vier Minuten später gefährlich, als Angreifer José Pierre Vunguidica von Philipp Förster mit einem Steilpass bedient werden sollte, doch St. Paulis Keeper Robin Himmelmann stürmte rechtzeitig aus dem Tor und hielt den Ball fest.

Kurz vor dem Ende der insgesamt langweiligen ersten Halbzeit erarbeitete sich St. Pauli gleich zwei Möglichkeiten zur Führung. Möller Daehlis Flachschuss konnte Torwart Marcel Schuhen gerade noch zur Ecke lenken, die Buchtmann ausführte. Dabei verpasste Sami Allagui den Ball nur knapp, der sprang aber Kapitän Bernd Nehrig vor die Füße. Aus fünf Metern scheiterte er am herausstürzenden Schlussmann Schuhen.

Noch mehr aber ärgerten sich die St. Paulianer, als Schiedsrichter Markus Schmidt zu Beginn der zweiten Halbzeit bei einem Konter einen klaren Vorteil abpfiff, weil es ihm wichtiger war, dem Sandhäuser Leart Paqarada die Gelbe Karte für sein Foulspiel zu zeigen. Dabei hätte er dies bequem nachholen können, wenn er den vielversprechenden Angriff abgewartet hätte. Kurz danach entschuldigte sich Schmidt beim gefoulten Kapitän Lasse Sobiech.

Als wäre die Verletztensituation bei St. Paulis nicht schon dramatisch genug, musste Bernd Nehrig nach einem Schlag aufs Schienbeinköpfchen nach einer Stunde ausgewechselt werden. Nicht zuletzt durch den Schwung, den der eingewechselte Jan-Marc Schneider brachte, entwickelte sich eine deutlich unterhaltsamere zweite Halbzeit. Beide Teams zeigten nun, dass sie mit einem Unentschieden nicht zufrieden sind.

St. Pauli wirkte dabei entschlossener und gefährlicher als das Heimteam. Dies zeigte sich aber wieder einmal deutlich effektiver. Nach einem zunächst abgewehrten Eckball kam Sandhausens Manuel Stiefler aus rund 20 Metern zum Schuss – rechts unten schlug der Ball im St.-Pauli-Tor zum 1:0 (80.) ein. Ein bitterer Rückstand für die Millerntor-Elf, die sich in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert und auch spielerisch für Akzente gesorgt hatte.

Doch St. Pauli wehrte sich. In der 91. Minute schoss der eingewechselte Schneider den Ball aus der Drehung zum 1:1 ins Netz. Es war sein erster Treffer im Profifußball. So konnte sich das Team am Ende freuen, wenigstens eine Niederlage vermieden zu haben. Sportchef Uwe Stöver: „Wir hätten hier in Führung gehen müssen. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt. Sie hat nach diesem Nackenschlag Charakter gezeigt.“