Hamburg. Tennistalent Marvin Möller aus Rahlstedt hat seinen ersten Titel gewonnen. Jetzt schlägt er in Hamburg auf

Als Marvin Möller am Sonntagnachmittag auf dem Weg nach Hause in seinem Auto saß und die A 7 von Bad Salzdetfurth nach Hamburg-Meiendorf in zweieinhalb Stunden hochjagte, hatte der 18-Jährige zum ersten Mal ein bisschen Zeit um durchzupusten. Erst wenige Stunden zuvor hatte Möller seinen ersten Titel im Profitennis gewonnen. Ein kleiner Meilenstein. Das Nachwuchstalent, das erst seit vier Monaten einen Führerschein besitzt, besiegte im Finale des mit 15.000 US-Dollar dotierten Future-Turniers in Bad Salzdetfurth (Niedersachsen) den an eins gesetzten Russen Evgeny Karlovskiy (Nummer 386 der Welt) mit 6:3, 5:7, 7:5.

Um die Dimension noch deutlicher zu machen: Möller stand mit einer Wildcard im Hauptfeld und ist aktuell 935. in der Weltrangliste. „Das ist für mich etwas ganz Besonderes“, sagt der Nordligaspieler des Rahlstedter HTC am Montagmittag in der Hamburger Verbandshalle in Horn, seiner Trainingsheimat. So richtig realisiert hat er den Triumph noch nicht. Kein Wunder. Als Möller am Sonntag zu Hause angekommen war, hat er abends noch trainiert, mit seiner Familie gegessen und ist anschließend erschöpft ins Bett gefallen. „Schließlich musste ich am nächsten Morgen wieder trainieren“, erklärt Möller. Ganz der Profi.

An diesem Dienstag schlägt der Meiendorfer wie insgesamt 21 andere deutsche Talente beim internationalen Hallenturnier im Leistungszentrum in Horn (22. bis 28. Oktober) auf und trifft in seinem Erstrundenmatch auf den an sechs gesetzten Tobias Simon aus München. „Es ist toll, auf meiner Heimatanlage zu spielen. Ich gehe mit einem entspannten Gefühl in die Woche“, sagt Möller. Seit seinem elften Lebensjahr trainiert er hier mit Verbandstrainer Guido Fratzke.

Möller spielte am Rothenbaum sein erstes Profiturnier

Der Deutsche Tennis Bund (DTB) richtet das mit 15.000 US-Dollar prämierte Future-Event zum ersten Mal aus. Es ist Teil der deutschlandweiten German Masters Series, unter dessen Dach der DTB jährlich mehr als 50 ITF-Veranstaltungen mit Preisgeldern zwischen 15.000 und 60.000 US-Dollar austrägt.

„Man sollte sich nicht auf Erfolgen ausruhen. Im Endeffekt habe ich nur einen Future-Titel in Bad Salzdetfurth gewonnen. Das ist nicht das Ende meiner Reise“, sagt Möller. Sein Ziel ist es, sich auf der großen ATP-Herren-Tour neben Profis wie seinem Vorbild Andy Murray zu etablieren.

Doch der Sprung vom Junioren- in den Herrenbereich ist hart. Das musste der Blondschopf mit dem markanten Seitenscheitel im Juli 2016 am eigenen Leib erfahren. Turnierdirektor Michael Stich hatte den damals 17-Jährigen mit einer Wildcard für das Hauptfeld des ATP-500er-Turniers am Rothenbaum ausgestattet. Eine große Ehre für das Talent. Doch die Aufgabe war noch nicht lösbar für ihn. Möller scheiterte in der ersten Runde sang- und klanglos mit 1:6, 2:6 an dem damaligen Weltranglisten-151. Grega Zemlja aus Slowenien.

„Ich hatte damals überhaupt keine Erfahrung und noch nie ein Profiturnier gespielt. Das war heftig“, sagt Möller und gibt zu: „Ich habe mich damals selbst gefragt: Ist das eigentlich schon richtig für mich? Gehöre ich hier hin?“ Er sei jetzt viel erfahrener und selbstbewusster geworden als noch vor eineinhalb Jahren. „Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder am Rothenbaum aufschlagen kann.“

Positivere Erinnerungen an das Hamburger Traditionsturnier hat hingegen der 16 Jahre alte Rudolf „Rudi“ Molleker, der in dieser Woche genauso wie Daniel Altmaier (19/Kempen) und Louis Weßels (19/Detmold) beim Fu­ture-Event in Horn startet. Das Dreiergespann zählt wie Möller zu den größten Nachwuchshoffnungen des DTB. Molleker, der in der deutschen U18-Juniorenrangliste auf Platz eins geführt wird, hat im Juli dieses Jahres für Aufsehen an der Hallerstraße gesorgt.

Der Berliner stand durch zwei Siege in der Qualifikation – in der er unter anderem gegen den späteren Turniersieger Leonardo Mayer aus Argentinien gewann – erstmals in einem ATP-Hauptfeld. „Das war kein schlechtes Turnier von mir“, sagt Molleker so selbstbewusst und cool, dass er selber lachen muss. Die Nummer 573 der Welt fügt hinzu: „Ich bin froh, wieder in Hamburg zu sein.“

Nur noch in diesem Jahr darf Marvin Möller sich zum Juniorenkreis zählen. Im nächsten Jahr muss der mehrfache deutsche Jugendmeister als dann 19-Jähriger den Übergang ins Profigeschäft meistern. Keine leichte Aufgabe. Denn: Nebenbei schreibt er noch sein Abitur an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in den Profilfächern Biologie und, na klar, Sport. Gut, dass Möller nicht nur auf dem Weg nach Hause auf der A 7 so zielstrebig ist.