Hamburg. Towers-Center Tafari Raffington ist endlich verletzungsfrei. Seine Punkte sind wichtig für Hamburgs Basketball-Team

Seit zwei Jahren ist Jus­tin Tafari Raffington der einzige Hamburger im Kader der Hamburg Towers. Das ist deshalb erwähnenswert, weil der Altonaer zwar in der Hansestadt geboren wurde, aber mit fünf Jahren mit seiner Familie nach Freiburg zog. Dort fiel der Sohn einer Badenerin und eines Jamaikaners früh als Talent auf und wurde am bekannten Urspring-Basketballinternat in Ehingen ausgebildet. Zurück in seiner Heimatstadt spielt der Center in dieser Saison auffälliger als 2016.

„Im vergangenen Jahr habe ich zwar kein Spiel verpasst, ich war aber immer nur halbfit“, sagt Raffington. Als Konsequenz legte er im Sommer Extraeinheiten mit Athletikcoach Melvin Wiredu ein. Die zahlen sich nun aus. Er hat keine Rückenschmerzen mehr. Vor dem Topspiel am Sonntag in Heidelberg (17 Uhr) zwickt nur die Plantarsehne unter dem rechten Fuß. „Aber ich fühle mich fünf Jahre jünger“, sagt der 26-Jährige.

Man sieht ihm an, was er fühlt. Der Center ist einer der Leistungsträger des aktuellen ProA-Vierten (drei Siege/eine Niederlage). Raffington kommt auf 11,5 Punkte, 7,5 Rebounds und zwei Blocks pro Spiel.

„Meine Athletik ist sicherlich meine Stärke“, sagt der 2,06 Meter große und 107 Kilo schwere Modellathlet, der so gar nicht dem Center-Klischee eines unbeweglichen Riesen entspricht. „Ich bin auch in der Defensive besser geworden. Und ich bin relativ solide von der Freiwurflinie – für einen Großen.“ Das ist hanseatisch untertrieben. Er hatte in den ersten vier Partien eine 100-Prozent-Quote (10 von 10). Seine ironische Spieleinschätzung: „Ich bin nicht ganz blöd auf dem Feld.“

Raffington ist ohnehin kein Sprücheklopfer. Der Riese, der an der Florida Atlantic University gleich zwei Bachelor-Abschlüsse machte (in International Business und Marketing), ist als Ruhepol die perfekte Ergänzung zu seinem Center-Kollegen Enosch Wolf, dem emotionalen Leader der „Türme“. Und wenn man die drei „Big Men“ vergleicht – den noch im Aufbautraining befindlichen Kapitän Stefan Schmidt (2,07), Raffington und Wolf (2,15) – dann ist Schmidt der klassische Center auf der Fünfer-Position, der eher schlaksige Wolf am ehesten Flügelspieler auf der Vier – und Raffington dazwischen.

Über die Stärke des Teams in dieser Saison sagt er: „Wir agieren geschlossener – weil diesmal viele Spieler ihre Verträge verlängert haben und wir nicht wieder bei Null anfangen mussten. Wir sind spielerisch schon aufeinander abgestimmt und wissen um die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen und wie wir einander helfen.“ Ärgerlich ist deshalb immer noch die 68:77-Niederlage bei seinem Ex-Club Ehingen: „Das hat uns wach gerüttelt. Hoffentlich kommt es in der Endabrechnung nicht auf das eine Spiel an.“ Bei den punktgleichen Academics Heidelberg erwartet er ein schweres Spiel: „Sie sind mit uns zusammen das defensiv stärkste Team der Liga.“

Raffington fing erst spät mit Basketball an – als Dreizehnjähriger. Er eiferte seinem Bruder Jermain (32) nach, der auch Basketballprofi war und heute als sozialpolitisch engagierter Moderator und Fotograf in Berlin lebt.

Vor zwei Jahren ist Justin Raffington zum ersten Mal in die Heimat seines Vaters gereist. Hat er etwas Jamaikanisches an sich gefunden? „Ich bin auf jeden Fall ein fröhlicher Typ“, sagt er. Ansonsten ist er sehr hanseatisch. Ein Towers-Star auf den zweiten Blick.