Bremen. Der SV Werder holt nach acht sieglosen Spielen einen Sportpsychologen als Helfer

Es ist beinahe Gepflogenheit geworden, dass in der norddeutschen Tiefebene in besonders trübseligen Zeiten nach Andreas Marlovits gerufen wird. Der Sportpsychologe hat mal bei Hannover 96 bemerkenswerte Aufbauarbeit verrichtet, als Robert Enke Selbstmord beging. Der 51-Jährige ist zweimal beim VfL Wolfsburg tätig geworden, und auch bei Werder hat der Professor aus Berlin vor zwei Jahren geholfen, den Klassenerhalt zu sichern. Sein besonderes Einfühlungsvermögen auf Berufsfußballer ist nun an der Weser wieder gefragt. Denn offenkundig blockiert der Kopf hier gerade die Beine.

„Wie gelähmt“ hatte Geschäftsführer Frank Baumann die seltsam verzagt-verunsicherte Mannschaft bei der 0:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach gesehen. Und bestätigte danach, dass Marlovits konsultiert werde, um vor dem Kellerduell beim 1. FC Köln (Sonntag 13.30 Uhr) die Häupter wieder hochzunehmen. Cheftrainer Alexander Nouri allein wird der Turnaround nicht mehr zugetraut. Mit Schönrederei und Schulterklopfen ist es in der grün-weißen Familie vorbei.

Mickrige vier Zähler, kümmerliche drei Tore drücken aus, was viele Werder-Fans seit Wochen mit Sorge sehen: dass ein Standort, der eigentlich mal für Spektakel und Offensivfußball stand, seine Identifikation verrät. Und so steigt der Druck auf alle Beteiligten. „Wir müssen punkten. Wir können nicht mehr bis zur Winterpause warten“, forderte Baumann, der Nouri immerhin die Garantie gab, am Sonntag auf der Bank zu sitzen. Aber darüber hinaus? Noch sind keine Risse zwischen Spielern und Trainer übermittelt, aber als Einheit wirkt das Team eben auf dem Platz auch nicht. Köln wird zum Endspiel für den Coach.

„Dass wir mit der Situation nicht zufrieden sind, ist klar“, konstatierte Nouri, der sich in floskelhafte Formulierungen flüchtete. Nach einer desolaten ersten Halbzeit gegen Gladbach stellte Nouri erstmals in dieser Saison auf ein 4-4-2-System um. „Keine Sache der Grundordnung“ sei der ängstliche Auftritt vor der Pause, beteuerte Nouri dennoch. Sei Vorvorgänger Robin Dutt wurde übrigens am 25. Oktober 2014 entlassen – nach einer 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln.