Bundesliga-Kolumne Berliner übernehmen Geste aus USA – Werder weiter sieglos – Köln hält an Trainer Stöger fest

Reizklima: Bei Werder Bremen wird die Luft für Trainer Alexander Nouri immer dünner: Nach einer besonders in der ersten Halbzeit desolaten Leistung verloren die Hanseaten gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:2 (0:2) und nehmen weiterhin sieglos den direkten Abstiegsplatz 17 ein. Das Kellerduell am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport Player) beim ebenfalls noch sieglosen Schlusslicht 1. FC Köln könnte für Nouri bereits zum Endspiel werden. Auch wenn Werder-Sportdirektor Frank Baumann bislang alle Spekulationen über einen Trainerwechsel von sich gewiesen hatte.

Remis: Der VfL Wolfsburg bleibt unter seinem neuen Trainer Martin Schmidt der Unentschieden-König der Bundes­liga. Im vierten Spiel spielten die Wölfe mit 2:2 bei Bayer Leverkusen zum vierten Mal Remis. Weder für die Niedersachsen noch für die Werkself, die zu Hause in dieser Spielzeit ungeschlagen blieb, war es der ersehnte Befreiungsschlag. Bayer-Kapitän Lars Bender (29.) und Lucas Alario (61.) hatten Bayer jeweils in Führung gebracht, Divock Origi (44.) und Jakub Blaszczykowski (69.) trafen für die Gäste. „Es ist ein guter Punkt. Es ist immer die Frage, wie die Unentschieden zustande kommen. Heute haben wir einen Punkt gewonnen, wir können zufrieden sein“, sagte Schmidt.

Ruhe: Die gespenstische Stille in der Kurve wollte Hannovers Manager Horst Heldt nicht als Erklärung gelten lassen. „Das lassen wir nicht zu, dass wir das als Anlass nehmen, um zu sagen, deshalb haben wir das Spiel verloren“, betonte der Manager nach dem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt. Der harte Kern der 96-Fans protestierte mit seinem Schweigen erneut gegen Clubchef Martin Kind, der die Mehrheit am Bundesligisten übernehmen will. Am Tag vor der Frankfurt-Partie hatten organisierte Fangruppen beschlossen, den Stimmungsboykott in den kommenden acht Wochen konsequent fortzusetzen.

Rekord: Auch zwei Tage nach dem bislang heftigsten Rückschlag in dieser Saison herrschte beim 1. FC Köln eine untypische Ruhe. Das 1:2 beim VfB Stuttgart am Freitag, die siebte Niederlage im achten Saisonspiel, war in jeder Hinsicht niederschmetternd, keine Mannschaft ist in der Bundesliga je schlechter gestartet. Und doch steht Peter Stöger in Köln weiterhin nicht zur Debatte. „Dramatisch wäre ein interner Bruch oder eine brachliegende Spielanlage“, sagte Kölns Sportchef Jörg Schmadtke am Sonntag bei Sky: „Aber das ist nicht der Fall, und deshalb gibt es auch keine Trainerdiskussion.“ Köln hatte in der Nachspielzeit verloren, nachdem dem FC kurz vorher ein Elfmeter nach Videobeweis aberkannt wurde.

Respekt: Nach ihrem Kniefall-Protest erhalten die Spieler von Hertha BSC ein weltweites Echo für ihre bemerkenswerte Aktion. Als erstes Bundesliga-Team schlossen sich die Berliner kollektiv dem Protest amerikanischer Athleten an und legten mit starken Worten gegen Rassismus nach. „Auf Knien gegen den Rassismus, auch Hertha fordert Trump heraus“, titelte die italienische Zeitung „La Stampa“. „Die „Take a knee“-Bewegung hat den Atlantik überquert“, schrieb die „Washington Post“. Vor dem Anpfiff beim 0:2 gegen den FC Schalke 04 knieten nicht nur die Profis auf dem Platz, sondern auch die Ersatzspieler, das Trainer-Team um Coach Pal Dardai und auch Geschäftsführer Michael Preetz. Die Idee dazu habe die Mannschaft gehabt, berichtete Salomon Kalou. „Als Hertha kämpfen wir immer gegen Rassismus“, betonte der Ivorer. Als „großartige und wichtige Geste“ bewertete die Deutsche Fußball Liga die Aktion über ihren Bundesliga-Twitter­account. Sportlich gingen die Berliner gegen Schalke wegen unnötiger Fehler zweimal in die Knie.