Hamburg. FC St. Pauli bestätigt beim 1:1 gegen Kaiserslautern seine Heimschwäche. Immerhin trifft Sami Allagui endlich

Ernüchterung statt Euphorie am Millerntor: Dem FC St. Pauli half am Freitagabend auch eine 1:0-Führung Mitte der zweiten Halbzeit nicht, um den zweiten Heimsieg der Saison sicherzustellen. Beim 1:1 (0:0) gegen den abstiegsgefährdeten 1. FC Kaiserslautern währte daher die Freude über das erste Saisontor von Stürmer Sami Allagui nur kurz. Mit 17 Punkten aus den ersten zehn Saisonspielen hat St. Pauli zwar eine durchaus ansehnliche Startbilanz aufzuweisen, doch nur fünf Punkte davon kamen in den Heimspielen zustande. Und so verließen die meisten der 29.546 Zuschauer das Millerntor-Stadion mit gemischten Gefühlen.

„Die Torausbeute im eigenen Stadion ist bei uns noch sehr verbesserungswürdig“, bekannte St. Paulis Cheftrainer Olaf Janßen. „Zufrieden aber war ich damit, dass wir fast 70 Prozent Ballbesitz und fünf bis sechs gute Torchancen hatten. Wenn wir diesen Weg weitergehen, wird es schon in naher Zukunft auch wieder Heimsiege geben.“

Bereits vor dem Anpfiff war beim FC St. Pauli eine weitreichendere Entscheidung getroffen worden. Auf der Mitgliederversammlung am 23. November werden Christiane Hollander und Carsten Höltkemeyer als neue Vizepräsidenten kandidieren. Bekanntlich stehen Thomas Happe und Reinher Karl nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Erneut werden neben Präsident Oke Göttlich auch die weiteren Vizepräsidenten Joachim Pawlik und Jochen Winand zur Wahl antreten. Die Juristin Hollander, die beruflich bei Mieter helfen Mietern e. V. tätig ist, soll sich im Falle ihrer Wahl um das Aufgabenfeld Recht und Mitglieder kümmern. Carsten Höltkemeyer, Geschäftsleiter der Barclays Bank PLC (Barclaycard), ist für den Bereich Finanzen eingeplant. Offiziell läuft die Amtszeit des derzeitigen Präsidiums noch bis November 2018. Unmittelbar vor der Versammlung wird es aber zurücktreten. Göttlich wird dann auf Vorschlag des Aufsichtsrates erneut kandidieren, um wie seine Vizepräsidenten für vier Jahre im Amt sein zu können.

Cheftrainer Janßen hatte sich bei der Aufstellung für Jeremy Dudziak als linken Außenverteidiger anstelle Daniel Buballas entschieden. Im zentralen Mittelfeld bot er etwas überraschend Johannes Flum auf, der zuletzt beim 2:0-Sieg in Braunschweig erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden war. Wie erwartet kehrte auch Christopher Buchtmann in die Anfangsformation zurück, spielte in der zentralen offensiven Position hinter Allagui. Der 31 Jahre alte Angreifer war auch an der einzigen aufregenden Szene der ersten Halbzeit maßgeblich beteiligt. Cenk Sahin chippte den Ball über die langen FCK-Abwehrspieler hinweg zum freistehenden Allagui. St. Paulis prominenter Sommer-Neuzugang nahm den Ball zwar gekonnt an, schoss ihn aber aus elf Metern übers Tor (39. Minute).

Im Gegensatz zu den vorherigen Heimspielen gegen Ingolstadt (0:4) und Düsseldorf (1:2) hatte St. Pauli in der ersten Halbzeit wenigstens kein Gegentor kassiert. Doch das Kombinationsspiel krankte daran, dass in zunächst vielversprechenden Situationen die Pässe immer wieder zu ungenau gespielt wurden. Unnötige Ballverluste waren die Folge.

Andersson trifft unbedrängt per Kopf zum Ausgleich

Das aber spielte in der 63. Minute keine Rolle mehr, als eine kuriose Situation zum 1:0 führte. Erst verlor Sahin in aussichtsreicher Position im Strafraum den Ball, Flum eroberte ihn zurück und wurde vom bereits verwarnten Benjamin Kessel gefoult. Schiedsrichter Sascha Stegemann deutete auf den Elfmeterpunkt, wartete aber offenbar mit dem Pfiff, weil der Ball zu Allagui sprang, der von der Strafraumgrenze gezielt zur Führung traf. Der Bann war gebrochen, euphorisch beglückwünschten ihn seine Mitspieler zu seinem ersten Treffer.

Die Freude allerdings wurde schnell getrübt. Nach einer Ecke köpfte FCK-Stürmer Sebastian Andersson den Ball unbedrängt zum 1:1 (77.) ins Tor der Hamburger. In der Folge wirkte St. Pauli geschockt und konnte sich nicht zu einer fulminanten Schlussphase aufraffen. „Wir hätten heute drei Punkte verdient gehabt. Aber wenn man ehrlich ist, hatten wir in den vergangenen Wochen auch einiges an Glück. Ich bin froh, dass ich in gute Torsituationen komme. Je öfter das passiert, desto eiskalter werde ich“, sagte Allagui. St. Pauli würde es guttun.