Stuttgart. Drama am Freitagabend: Einmal mehr fühlt sich der 1. FC Köln benachteiligt. Selbst der Gegner hat Mitleid mit dem Schlusslicht.

Die sportliche Krise des 1. FC Köln nimmt immer bedrohlichere Formen an. Zum Auftakt des 8. Spieltags der Fußball-Bundesliga verlor der Tabellenletzte selbst bei Lieblingsgegner VfB Stuttgart mit 1:2 (0:1) und damit erstmals seit über 21 Jahren wieder bei den Schwaben. Anastasios Donis (38. Minute) und Chadrac Akolo per abgefälschtem Kullerball in der Nachspielzeit sorgten mit ihren Treffern am Freitagabend dafür, dass die Kölner nun mit einem Punkt und einem verheerenden Torverhältnis die schlechteste Mannschaft in der Liga-Geschichte nach acht Spieltagen überhaupt sind. Die Diskussionen um Trainer Peter Stöger dürften damit in den nächsten Tagen immer größer werden.

Die Stuttgarter freuten sich vor 58.716 Zuschauern dagegen nach zuletzt drei sieglosen Spielen über einen kleinen Befreiungsschlag. Dank seines dritten Saisonsiegs rutschte der Aufsteiger vorerst ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle.

Aufregung um Videobeweis in Schlussminute

In der Schlussminute hatte es schon vor dem Stuttgarter Treffer mächtig Aufregung gegeben, weil Schiedsrichter Benjamin Cortus einen zunächst gegebenen Foulelfmeter für die Kölner nach Ansicht der Videobilder zurücknahm – 3 Minuten und 43 Sekunden waren bis zur Revidierung vergangen.

Kölns Sportchef Jörg Schmadtke konnte dies nicht nachvollziehen und reagierte hinterher entsprechend emotional. "Es gibt einen Kontakt, und der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen. Das ist keine klare Fehlentscheidung", sagte Schmadtke. "Dann frage ich mich, warum die sich in Köln einmischen? Das muss mir irgendwann einer erklären. Ich werde die nächsten drei Tage von allen möglichen Experten erklärt bekommen, warum das kein Elfmeter ist. Die Szene zeigt, dass das, was besprochen wurde und das, was getan wird, zwei unterschiedliche Dinge sind", fuhr Kölns Manager fort.

"Ob das eine glasklare Fehlentscheidung war, ist die Frage", sagte TV-Experte Matthias Sammer bei Eurosport. "Das mit dem Videobeweis ist brutal", sagte Stuttgarts Holger Badstuber. "Die Kölner können einem echt leid tun, sie hat es bisher bitter erwischt in diesem Jahr."

Köln startete besser

Die Gäste erwischten den besseren Start und hatte bereits in der fünften Minute eine dicke Chance: Nach einer flachen Hereingabe von Lukas Klünter verfehlte Yuya Osako das Stuttgarter Tor nur um wenige Zentimeter. Auf der Gegenseite vergab Donis mit einem Distanzschuss die erste Gelegenheit für die Schwaben (11.).

Spielerisch präsentierte sich Köln zunächst deutlich stärker als die in der Anfangsphase völlig verunsicherten Gastgeber. Der FC trat keinesfalls wie ein siegloser Tabellenletzter auf und erarbeitete sich zahlreiche Möglichkeiten. Osako scheiterte aus leicht spitzem Winkel an Ron-Robert Zieler im VfB-Tor (17.), Simon Zoller verfehlte sein Ziel freistehend (25.) und ein Versuch von Matthias Lehmann flog nur knapp über die Latte (27.). Der einzige Vorwurf, dem man den Rheinländern machen konnte: Die mangelnde Chancenverwertung.

Bei Stuttgart fehlte dagegen in der ersten halben Stunde die Struktur im Aufbauspiel. Eher zufällig kam Donis zu einem weiteren Abschluss (32.). Der Grieche traf das Tor nicht, rüttelte seine Mannschaft mit seiner Gelegenheit jedoch offensichtlich wach. Holger Badstuber per Kopf (34.) und erneut Donis (36.) verpassten den Führungstreffer noch, ehe der bis dahin agilste Stuttgarter für das vielumjubelte 1:0 sorgte.

Drama in der Nachspielzeit

Stöger reagierte und brachte nach der Pause Neuzugang Claudio Pizarro für Salih Özcan. Die erhofften Offensiv-Impulse blieben jedoch zunächst aus. Der VfB war dem zweiten Treffer lange Zeit näher, als der Club aus der Domstadt dem Ausgleich. Santiago Ascacibar scheiterte mit einem Schuss aus dem Hintergrund an FC-Keeper Timo Horn (55.), der eingewechselte Akolo brachte den Ball nach schönem Doppelpass mit Simon Terodde nicht kontrolliert Richtung Tor.

Fast aus dem Nichts gelang Heintz dann mit einem sehenswerten Fernschuss in den Winkel der Ausgleich, ehe Akolo der Lucky-Punch gelang. Doch selbst danach hatte Kölns Sehrou Guirassy noch einmal die große Ausgleichsmöglichkeit, doch der gebürtige Kölner Ron-Robert Zieler im Stuttgarter Kasten parierte glänzed.