Lüneburg. Volleyballer spielen zwei Bundesliga-Begegnungen und die Play-offs in der CU-Arena in Neugraben

Jünger! Größer! Lauter! Die Spielgemeinschaft Volleyball Gellersen (SVG) Lüneburg, ein Team im ständigen Wandel, will in ihrer vierten Bundesligasaison wieder Akzente setzen. Dass sich vor allem die Kommunikation untereinander verbessert hat, war am Mittwochabend bei der Präsentation der neuen Mannschaft in der Ritterakademie Am Graalwall schon zu hören. Es wurde viel geredet – und viel Optimismus verbreitet.

„Wir haben extrovertierte Typen mit positiver Körpersprache und Ausstrahlung gesucht – und gefunden“, sagt Sportchef Bernd Schlesinger. Das vorige Team sei doch etwas zu leise gewesen, gerade am Saisonende habe es zu vielen die Sprache verschlagen. Die Lüneburger scheiterten im Play-off-Viertelfinale mit 1:2 Siegen am Tabellenvierten Düren, nachdem sie zuvor zweimal das Halbfinale erreicht hatten.

Sechs Spieler gingen im Sommer, darunter Mittelblocker und Kapitän Scott Kevorken (26/USA) zum Pokal- und Supercupsieger VfB Friedrichshafen, sechs Neue kamen. Der Kader wurde von 14 auf 12 Profis reduziert, die 18 Jahre alten (Beachvolleyball-)Talente Ole Schwarmann (Olympia Hamburg) und Konrad Thole (Eimsbütteler TV) ergänzen das Aufgebot. Als einziger Spieler des Aufstiegsjahrs 2014 steht noch Mittelblocker Michel Schlien (25) am Netz. Die Lüneburger verstehen sich weiter als Ausbildungsverein; notgedrungen. Spieler, die sich hier unter Cheftrainer Stefan Hübner (42) profilieren – davon gab es in den vergangenen drei Jahren einige –, sind bei besser dotierten Angeboten der Konkurrenz kaum zu halten. Die Gehaltsobergrenze in Lüneburg liegt unter 50.000 Euro im Jahr. Die Gellersenhalle im Nachbarort Reppenstedt setzt Zuschauern (800) und Sponsoren Grenzen, der Saisonetat stieg dennoch um 40.000 auf 590.000 Euro, gegenüber der Erstligapremiere 2014/15 (320.000 Euro) eine Steigerung von 85 Prozent.

Der nächste Entwicklungsschritt ist vorbereitet. An der Lüner Rennbahn in der Nähe der Autobahnabfahrt (A39) Adendorf soll für 13 Millionen Euro die Mehrzweckhalle Lüneburger Land (Kapazität: 3400 Besucher) entstehen. Der Kreis Lüneburg hat dem Immobilienunternehmen Sallier für 1,5 Millionen Euro das 15.000 Quadratmeter große Grundstück und die bisherigen Planungen abgekauft. Jetzt müssen allerdings alle Bauvorhaben europaweit ausgeschrieben werden, zudem wurde vom Kreis ein neuer Architekt bestellt. Das kostet alles Zeit. Ob die Bagger – wie einst geplant – noch in diesem Jahr anrollen, scheint zweifelhaft. „Wir rechnen damit, dass wir in der nächsten Saison die ersten Bundesligaspiele weiter in Reppenstedt austragen müssen“, sagt Teammanager Andreas Bahlburg.

Die Attraktivität ihrer Mannschaft hatten die Lüneburger bereits in den vergangenen Play-offs an einem anderen Standort testen müssen, weil die Deutsche Volleyball-Liga (DVL) die Gellersenhalle – zu klein, zu flach – erstmals für die K.-o-Runde sperrte. Im Viertelfinalhinspiel gegen Düren füllte die SVG mit 1700 Zuschauern die Neugrabener CU-Arena bis auf den letzten Platz. Hunderte Kartenwünsche mussten abgewiesen werden, was Manager Bahlburg zu weiteren Gastspielen im Süden Hamburgs ermutigte.

Zwei sind in der neuen Serie fest gebucht: am 2. Dezember gegen die RheinMain Volleys aus Frankfurt, am 10. Februar gegen den deutschen Meister Berlin Volleys. Zudem blockte Bahlburg („Ich bin da mal Optimist, dass wir so weit kommen und dann ein Heimspiel haben“) die Halle fürs Pokal-Halbfinale am 13. Dezember. Beim ersten Termin zelebrieren die Lüneburger mit dem Volleyballteam (VT) Hamburg einen Tag des Volleyballs. Die Zweitligafrauen schlagen um 17 Uhr gegen den VfL Oythe auf, die Männer um 20 Uhr. Auch für die Play-offs (Beginn: 31. März) ist der Umzug nach Neugraben geplant. Das letzte Heimspiel der Punktrunde gegen Rekordmeister Friedrichshafen soll dagegen am 24. März der emotionale Abschied aus der „Gellersenhölle“ werden.

Vor dem ersten Aufschlag am Sonntag in Solingen gibt sich Cheftrainer Hübner (Vertrag bis Mitte 2019) zurückhaltend. Die Ergebnisse in den Testspielen gegen Meister Berlin (3:3 und 3:2) seien ermutigend, „und es macht tierisch Spaß, die Entwicklung des Teams auf und neben dem Feld zu begleiten“, aber erst der Ernstfall werde zeigen, „wofür es am Ende reichen könnte“, schließlich sei die Liga des Vizeeuropameisters stärker denn je.

Mit den Tirol Alpen Volleys Haching (Etat: zwei Millionen Euro), einem Zusammenschluss des ehemaligen deutschen Pokalsiegers Unterhaching und des österreichischen Branchenführers Innsbruck, wird die ­Bundesliga per Wildcard sogar international. Die Lüneburger müssen am 9. Dezember in Innsbruck baggern. Das kommt fünf Fans teuer zu stehen. Sie hatten Flüge mit der Air-Berlin-Tochter Niki gebucht, die wegen Insolvenz nun ausfallen. Manager Bahlburg war wie immer umsichtiger. Das Team reist erste Klasse mit der Bahn nach Tirol.