Hamburg. Am Freitag empfängt der FC St. Pauli den 1. FC Kaiserslautern am Millerntor. Die Gäste stehen vor dem Aus

Ausgepumpt und niedergeschlagen lagen die Spieler des 1. FC Kaiserslautern auf dem Rasen des ausverkauften Fritz-Walter-Stadions. Die Pfälzer hatten gerade den Aufstieg in die Bundesliga gegen Hoffenheim vermasselt. Doch was sich auf den Rängen der Lauterer Fans abspielte, war bemerkenswert. Sie sangen, beinahe das gesamte Relegationsspiel über. „Der Betze brennt“ war lange Zeit nicht nur ein abgedroschener Marketingspruch beim FCK.

Die vorerst letzte Chance auf den Aufstieg liegt mittlerweile vier Jahre zurück. Auf dem einst so traditionsreichen Betzenberg wurden zuletzt nur noch Geld und Trainer verbrannt, wie „Spiegel Online“ treffend schrieb. Den Roten Teufeln, die am Freitagabend (18.30 Uhr) beim FC St. Pauli zu Gast sind, droht als Tabellenvorletzter mit nur fünf Punkten nach neun Spieltagen der Abstieg in die Dritte Liga. Die Folgen wären verheerend.

Im Worst-Case-Szenario müsste sogar das altehrwürdige Fritz-Walter-Stadion, das schon seit einigen Jahren einer städtischen Stadiongesellschaft gehört, abgerissen werden. In der laufenden Saison besuchten im Schnitt nur noch 21.000 Zuschauer die Heimspiele. Mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Plätzen ist das Stadion nicht nur zu groß – sondern vor allem zu teuer. Der klamme FCK zahlt pro Jahr 2,4 Millionen Euro Miete. Hinzukommen Kosten für Unterhalt und Spielbetrieb von mehreren Millionen Euro.

Im Falle eines Absturzes in die Bedeutungslosigkeit würden dem Verein ein Großteil der wichtigen Einnahmequellen wie TV-Gelder oder Sponsoringerlöse wegbrechen. Sollte der FCK nicht mehr wie bisher für das Stadion aufkommen können, müsste die hochverschuldete Stadt Kaiserslautern das Minus auffangen. Bisher muss sie jährlich 2,9 Millionen Euro Zinsen für den kreditfinanzierten Kauf der WM-Arena von 2006 aufbringen – ein Kredit von rund 65 Millionen Euro.

Einer, der noch bestens über Interna des FCK Bescheid weiß, ist der neue St.-Pauli-Sportchef Uwe Stöver. Der 50 Jahre alte Wuppertaler war bis zum Saisonende noch Sportdirektor der Roten Teufel. Weil die schon damals kriselnden Lauterer einen zusätzlichen Sportvorstand installieren wollten, packte Stöver nach dem letzten Spieltag vorzeitig seine Koffer. Jetzt kommt es am Freitag zum Wiedersehen.

„Ich hege keinen Groll. Es war meine eigene Entscheidung, keinen gemeinsamen Weg mehr zu gehen“, erklärte Stöver, der erst seit wenigen Tagen offiziell im Amt beim Kiezclub ist. „Ich sehe dem Treffen sehr entspannt entgegen und freue mich auf ein Wiedersehen mit den Leuten, die ich schon lange kenne.“ Insgesamt acht Jahre verbrachte der Ex-Profi als A-Jugendtrainer, Coach der zweiten Mannschaft, Nachwuchschef und Sportdirektor in Kaiserslautern.

Der abstiegsbedrohte FCK, der in der Saison 2011/12 zum letzten mal erstklassig spielte, hat vor dem vergangenen Spieltag seinen Trainer Norbert Meier entlassen und Jeff Strasser engagiert. Der ehemalige Profi der Pfälzer gewann prompt das wichtige Kellerduell gegen Greuther Fürth mit 3:0. „Es werden neue Gedankengänge in die Mannschaft implementiert. Es ist ein anderer Eindruck als in den ersten Spieltagen“, sagt Stöver über den nächsten Gegner am Millerntor.

Was beim ruhmreichen viermaligen deutschen Meister, der nun schon seit sechs Jahren in der zweiten Liga herumdümpelt, verkehrt läuft, darüber will Stöver nicht sprechen. „Das ist nicht mehr meine Aufgabe. Ich blicke nicht zurück. Ich kümmere mich um die Themen, die beim FC St. Pauli anstehen.“