München. Heynckes ist wieder da – und soll neben seiner Mannschaft auch noch die Clubführung auf Kurs bringen

Ganz am Ende der einstündigen Präsentation von Jupp Heyn­ckes gab es für die Fotografen noch jenes Bild, mit dem sich der FC Bayern gerne darstellt. Dicht neben­einander standen auf dem Podium der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, Heynckes, Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Präsident Uli Hoeneß. Sie alle hielten in die Kameras jene Trainerjacke, die Heynckes nun wieder als Arbeitskleidung trägt, gut vier Jahre nach seinem Triple-Gewinn 2013 mit den Bayern und seinem anschließenden Dasein als Ruheständler.

Es sollte ein Bild der Geschlossenheit werden im Bauch der Münchner Arena. Doch es vermittelte zugleich den Eindruck eines weiteren Kompromisses, auf den sich die Führung des FC Bayern verständigt hatte. Zwischen Rummenigge und Hoeneß standen die Kompromisslösungen Heynckes und Salihamidzic.

Es ist am Montag vor allem darum gegangen, mit welchen Mitteln Heynckes die Mannschaft des FC Bayern „wieder auf Vordermann bringen“ möchte, wie es der 72-Jährige zu Beginn seiner vierten Münchner Amtszeit ausdrückte. Immer wieder sagte Heynckes dabei Sätze, die mit „es ist meine Aufgabe“ begannen. Es folgten Formulierungen, die verdeutlichten, dass er auch aus der Ferne von seinem Bauernhof in Schwalmtal am Niederrhein den Eindruck gewonnen hatte, wie viel beim deutschen Meister zuletzt aus den Fugen geraten ist. „Ordnung“, „Struktur“, „Vertrauen“ und „eine ganz klare Hierarchie“ zu schaffen, seien seine Aufgaben. Ebenso, „wieder ein Team zu formen, in dem der eine für den anderen da ist“. Und dann sagte Heynckes noch: „Ich denke auch, dass es meine Aufgabe ist, die Situation beim FC Bayern zu entkrampfen, zu entschleunigen und zu beruhigen.“

Hoeneß und Rummenigge räumten Differenzen ein

Am Nachmittag begann er damit auf dem Platz, als er die erste Einheit seiner Mannschaft leitete, die er bis zum Saisonende betreuen wird. Doch mit Heynckes wird auch die Hoffnung verbunden, das Binnenverhältnis von Rummenigge und Hoeneß zu entkrampfen, zu entschleunigen und zu beruhigen. Diese Wortwahl von Heynckes durfte als Hinweis darauf gewertet werden, dass er sich dessen bewusst ist und sich auch als Bindeglied versteht.

Rummenigge und Hoeneß ließen ebenfalls Verbesserungsbedarf in ihrer Zusammenarbeit untereinander anklingen. Man habe zu dem Schluss kommen können, „dass es da Unebenheiten gegeben hat“, sagte Hoeneß, „den Schuh ziehe ich mir auch an, dass wir das zu sehr an die Öffentlichkeit getragen haben. Das wird nicht mehr passieren.“ Zuletzt waren Hoeneß und Rummenigge häufig mit Differenzen aufgefallen. Beispielsweise nach Robert Lewandowskis Kritik an der Transferstrategie des Vereins. Unterschiedliche Sichtweisen hatte es auch bei der Nachfolge des Sportvorstandes Matthias Sammer oder des beurlaubten Trainers Carlo Ancelotti gegeben.

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nicht nur im Traineramt ein neues Kapitel aufschlagen werden, sondern auch in der Zusammenarbeit“, sagte Hoeneß nun in Bezug auf Rummenigge. Und der Vorstandschef erzählte, Hoeneß und er hätten zuletzt „gute Gespräche“ geführt, „ich würde sagen: überfällige Gespräche zu diesem Thema.“ Und als Heynckes aus seiner Zeit als Ruheständler auf seinem Bauernhof berichtet hatte, sagte Rummenigge: „Wer Hund und Katze befriedet, der ist auch in der Lage, den FC Bayern zu trainieren.“ Wenn man so will, erhoffen sich die Münchner von Heynckes auf allen Ebenen Friede, Freude, Hundekuchen. Oder, wie es Hoeneß zum Engagement „meines ziemlich bestens Freundes“ formulierte: „Es gibt uns die Zeit, alle Probleme, alle Baustellen zu befrieden.“ Um dann, am 1. Juli 2018, die Mannschaft „besenrein zu übergeben“. An einen jungen, deutschsprachigen Trainer, wie Heynckes aus den Gesprächen mit der Clubführung berichtete. Als ein aussichtsreicher Kandidat gilt Hoffenheims Julian Nagelsmann.

Bis dahin soll der Moderator Heynckes die sportlichen Geschicke beim FC Bayern lenken. Er sei sehr zuversichtlich, sagte der Rückkehrer, die „schwierige Aufgabe“ zu bewältigen. „Körperlich bin ich fit“, sagte Heynckes, „der Geist macht mit.“ Das Alter sei nur eine Zahl, und er habe einen Ruhepuls von 60, „da muss man schon gut drauf sein.“ Am Sonnabend soll die Aufholjagd auf Tabellenführer Borussia Dortmund im Heimspiel gegen den SC Freiburg beginnen. Fünf Punkte Rückstand beträgt der Rückstand. Der Ruhepuls, ahnt auch Heynckes, dürfte sich erhöhen.